Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte
hat schon lange kein Benzin mehr.
Er nagte an der Innenseite seiner Wange. Er hatte kein einziges Mal ausgespuckt, vermutlich schluckte er das Zeug.
In Erie musste ich mir darüber keine Gedanken machen. Ich hatte Zugang zu einem Warenlager in einem Gewerbegebiet voll mit PRI, »verwandelt hochwertigen Basiskraftstoff in Hightech-Benzin«, wenn man dem Beipackzettel Glauben schenken darf. Die reinste Magie. Damit hatte ich genug Treibstoff für die nächsten zehn Jahre. Aber. Wer weiß, wie es hier draußen aussieht. Vielleicht ist sogar das Flugbenzin unbrauchbar geworden. Meistens hängt es vom Zustand der Tanks ab.
Ich konnte ihm kaum ins Gesicht sehen. Ich fühlte mich nicht mehr wie aus Stein. Ich fühlte mich wie ein Hase auf einem offenen Feld.
Warum bist du hier?, fragte er, einfach so.
Keine Antwort. Keine Verteidigung, kein Trotz, einfach nur Ratlosigkeit. Ich wusste es wirklich nicht.
Du steigst in ein Flugzeug, fliegst über den Punkt ohne Wiederkehr. In einer Welt, in der es vielleicht keinen Treibstoff mehr gibt. Verlässt den sicheren Hafen und ein funktionierendes Team. Für eine Gegend, die vollkommen unsicher ist, wo jeder, dem du begegnest, dich töten will. Wenn nicht im Kampf, dann durch Ansteckung. Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht? Hig?
Mein Hund ist gestorben, sagte ich.
*
Ich erzählte ihm von dem Funkspruch, den ich vor drei Jahren aufgefangen hatte. Ich erzählte ihm vom Jagen und von Fischen und von Jaspers Tod und von dem Jungen und den Männern, die wir erschossen hatten, und von dem Moment, ab dem man nichts mehr zu verlieren hat.
Mir ist nichts anderes mehr eingefallen, sagte ich.
*
Er kannte sich aus. Er wusste, dass eine Cessna 182 mit dem Baujahr des Biestes normalerweise fünfundfünfzig Gallonen tanken konnte. Er kannte den Verbrauch pro Stunde, in etwa dreizehn. Er konnte die Entfernungen einschätzen. Er hatte sich alles genau ausgerechnet. Er hatte gemutmaßt, dass ich am Punkt ohne Wiederkehr war. Und dass ich wahrscheinlich ein paar Ersatzkanister dabei hatte. Nur in einem Punkt lag er falsch: Ich hatte absolut keinen Plan.
*
Wir werden nach Junction fliegen. Wir werden erkunden, was immer du erkunden wolltest. Den Tower, den Flughafen. Dann holen wir uns Flugbenzin. Und dann fliegen wir zurück zu Bangley. Wenn ihm der Gedanke nicht gefällt, werden wir ihn überzeugen.
Ich weiß nicht, ob ich mit euch beiden an Bord starten kann. Von der Wiese da oben.
Oh doch, das kannst du. Und wenn wir deine Beine abhacken und dich auf dem Pilotensitz festbinden müssen. Ich kann die Ruderpedale bedienen.
Er lächelte grimmig, aber ich sah, wie ein Schatten der Besorgnis über seine schiefergrauen Augen huschte.
*
Es wäre sinnlos gewesen, das Vieh zu schlachten und noch mehr Dörrfleisch zu machen. Wir hatten etwa zwanzig Pfund von dem Wild, das ich geschossen hatte, und konnten kein zusätzliches Gewicht gebrauchen. Vermutlich nicht einmal das. Cima sagte, die Tiere würden allein durchkommen, so Gott wollte, würde es dieses Jahr noch genug Regen geben.
Sie wollte zwei Lämmer mitnehmen. Eins männlich, eins weiblich.
Die wiegen höchstens zehn Kilo das Stück.
Ich versuchte ihr zu erklären, dass ein kleines Flugzeug eher ein Drachen war als ein Laster. Ich erzählte ihr von meinen Flugstunden bei Dave Harner in Montana, und was er mir am ersten Tagen zugerufen hatte, als ich versuchte, die 172 auf den Rollfeldern rund um den Flathead Lake zu landen. Als ich in den Landeanflug ging und das Flugzeug schwankte und hüpfte wie eine kranke Ente, schrie er: Du liebe Güte, Hig! Fährst du Motorrad? Ja! Fährst du Auto? Ja! Das dachte ich mir schon. Tja, das hier ist weder noch. Das hier ist ein Vogel! Ganz leicht gegensteuern, ganz leicht gegensteuern! Du liebe Güte! Das ist ja furchtbar!
Sie lachte.
Mein Fluglehrer Harner war Holzfäller. Für die Holzindustrie, damals, als es im Nordwesten noch riesige Bäume gab. Er ist mit seiner zwanzig Kilo schweren Kettensäge mit Einmeterzwanzig-Sägekette die steilen Berghänge rauf und runter und hat mehr Bäume umgesägt als jeder andere Holzfäller im Land. Ein moderner Paul Bunyan.
Kennst du den noch? Paul Bunyan?
Natürlich.
Ich frag ja nur. An seinem Geburtstag, seinem dreißigsten, schenkten seine Freunde ihm eine Probestunde auf dem Regionalflughafen. Das war in Kalispell. Damit er sich das Land, das er abgeholzt hatte, von oben ansehen konnte. Eigentlich ganz anrührend, wenn man mal drüber nachdenkt.
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