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Das Ende der Welt

Das Ende der Welt

Titel: Das Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Gran
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und Constance sich regelmäßig geschrieben. Ich richtete dem Roten Detektiv eine kleine Wohnung in Berkeley ein, aber damit konnte er überhaupt nichts anfangen. Damals kam ihm zum ersten Mal der Gedanke, er könnte in den Bergen besser aufgehoben sein. Er bedankte sich nie, aber genauso wenig vergaß er mich. Wann immer ich bei meinen Ermittlungen eine unverbrauchte Perspektive brauchte, war er für mich da.
    »Der Fall des verschwundenen Mädchens«, sagte er. »Nur deswegen kommst du so völlig aufgelöst hier an?«
    »Es geht nicht um ein verschwundenes Mädchen«, sagte ich. »Es geht um Mord.«
    »Es geht immer um ein verschwundenes Mädchen«, sagte er. »Es gibt keine Mordfälle, Überfälle, Vermisstenfälle. Alle Fälle sind alle Fälle.«
    Ich nickte.
    »Das sehe ich ein«, sagte ich, »stimmt schon. Diesmal spielen viele Faktoren mit rein. Definitiv Raub. Definitiv Mord. Aber keine Vermisste weit und breit.«
    »Finde das Mädchen«, sagte er, »dann ist der Fall gelöst.«
    »Danke«, sagte ich. »Du warst mir verdammt keine große Hilfe.«
    Er lachte.
    »Viel Glück«, sagte er glucksend, »viel Glück bei der Vermisstensuche.«

[home]
    25
    A m nächsten Tag zeigte ich Claude den Pokerchip aus Pauls Haus. Der Chip war fünfzig Dollar wert. Ein Casinoname stand nicht darauf. Ich bat Claude, sich darum zu kümmern.
    »Ja«, sagte Claude, »natürlich.« Er blinzelte. »Nein, im Ernst. Ich weiß wirklich nicht, was ich damit anfangen soll. Sorry.«
    »Finde heraus, woher er stammt«, sagte ich, und dann wurde mir klar, dass Claude nicht wusste, wie er das anstellen sollte. »Als Erstes suchst du nach einem Hinweis auf den Hersteller. Dafür musst du das Ding unter der Lupe betrachten. Es gibt Fachliteratur für Sammler von Pokerchips. In der großen Bücherei im Civic Center wirst du was finden. Das ist deine erste Anlaufstelle. Und wenn du so nicht weiterkommst, kenne ich da noch jemanden.«
    »Jemanden?«, fragte Claude.
    »Jemanden«, sagte ich, »aber nur als letzten Ausweg.« Der Pokerchipexperte konnte sehr ungemütlich werden, außerdem konnte Claude ein wenig Training gebrauchen. Als Akademiker lieferte er exzellente Bibliotheksrecherchen ab, aber er war immer noch nicht in der Lage, seine Suchergebnisse so zu gestalten, dass sie nicht nur eine mögliche, sondern die wahre Geschichte erzählten. So etwas lehrten die Universitäten heutzutage nicht mehr.
    »Okay«, sagte Claude, offenbar erleichtert darüber, eine klare Anweisung erhalten zu haben. »Ich bin dabei. Übrigens habe ich dir die Adresse geschickt, die du haben wolltest. Du findest sie in deinem Posteingang.«
    »Sag sie mir einfach.«
    »Ich kann mich nicht daran erinnern«, sagte er.
    »Doch, kannst du«, sagte ich.
    »Sicher werde ich einen Fehler machen.«
    »Nein, wirst du nicht.«
    Er seufzte und nannte mir eine Adresse in Concord.
     
    Als ich mein Auto im Hemlock Drive in Concord abstellte, einer langweiligen Stadt östlich der San Francisco Bay, war es schon dunkel. Nummer  404 war ein niedriges, kleines Vorstadthäuschen mit einer kleinen Rasenfläche davor. Ich stieg aus und klingelte.
    Der Mann, der mir öffnete, sah genau so aus wie erwartet. Er war weiß, Mitte vierzig und von kräftiger Statur, und er trug Jeans und ein T-Shirt.
    »Craig Robbins?«, fragte ich.
    »Ja, und wer sind Sie?«, fragte er misstrauisch zurück.
    »Claire DeWitt«, sagte ich und hielt meinen Ausweis hoch, »Privatdetektivin.«
    Er sah mich verständnislos an.
    Craig Robbins arbeitete beim städtischen Abschleppdienst. Er schleppte Autos ab – falsch geparkte Autos, herrenlose Autos und Autos, die den Geist aufgegeben hatten. In Pauls Fall ein Auto, dessen Besitzer den Geist aufgegeben hatte.
    »Ich untersuche den Mord an Paul Casablancas«, sagte ich. »Sie haben seinen Wagen gefunden?«
    »Habe ich das?«, fragte er.
    »Ja. Einen Ford Bronco. Älteres Modell. Sie haben ihn auf der Bay Bridge entdeckt, morgens um vier Uhr fünfzig, vor einundfünfzig Tagen.«
    Craig runzelte die Stirn. »Das habe ich wirklich«, sagte er überrascht.
    »Was war mit dem Auto?«, fragte ich.
    »Lichtmaschine«, sagte er. »Der Fahrer hat wohl die Polizei gerufen oder sich von irgendwem mitnehmen lassen. Jedenfalls war er längst weg, als ich ankam.«
    »Wie hat sich der Wagen angefühlt«, sagte ich, »als Sie den Innenraum inspiziert haben? Wie?«
    »Wie er sich angefühlt hat?«, fragte er. »Wie meinen Sie das? Ob es sich wie Leder angefühlt

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