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Das Ende der Weltraumstadt

Das Ende der Weltraumstadt

Titel: Das Ende der Weltraumstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George O. Smith
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Zeit erforderlich ist, um die Temperatur um eine bestimmte Anzahl Grade zu senken. Aber es geht etwa doppelt so schnell.«
    »Und – du warst dabei, etwas anderes zu erklären«, sagte Christine.
    »Oh. Ja. Nun, längere Zeit – einige tausend Jahre, genaugenommen – wurde gelehrt, daß eine schwere Masse schneller fallen würde als eine leichte. Dann warf Galilei ein paar Steine vom Turm in Pisa und zeigte, daß ein kleiner und ein großer Stein gleich schnell fallen. Das war so ein Fall, bei dem beweisbare Tatsachen nicht mit den Regeln übereinstimmten. Da sich die Wirklichkeit nicht ändern ließ, mußten die Regeln geändert werden.«
    »Ich verstehe. Und weil dieser Raum schneller als berechnet abkühlt, siehst du voraus, daß irgend etwas nicht so ganz nach den Regeln geht?«
    »Kluges Kind«, lobte Walt grinsend.
    »Habt Dank, edler Herr!« Christine kicherte. »Du darfst nicht vergessen, daß ich aus einer klugen Familie stamme.«
    »Komm mit«, forderte Walt sie auf. »Wir werden der Sache auf den Grund gehen.«
    »In deiner Eiskammer?« erkundigte sich Christine nicht ausgesprochen begeistert.
    Walt nickte. »Du gewöhnst dich schnell daran«, versicherte er ihr.
    »Lieber Walt«, erinnerte ihn Christine rügend, »ich bin daran gewöhnt! Und nur weil ich es ein bißchen wärmer haben wollte, kam ich vom Mars zur Relaisstation.«
    Walt blickte sie erstaunt an und war erleichtert, als er feststellte, daß Christines Lächeln ihren Worten die Schärfe nahm.
    »Also, gehen wir, Walt. Ein wenig Kälte werde ich schon noch aushalten.« Sie grinste und fügte hinzu: »In der richtigen Gesellschaft macht sie vielleicht sogar Spaß.«
    Walt suchte seine Gerätschaften zusammen und packte sie in zwei Koffer, ehe er vorgewärmte dicke Kleidung aus einem Schrank holte. Er half Christine in die für sie vorgesehene, dann schlüpfte er in seine. Nebeneinander stapften sie die endlosen Korridore entlang und fuhren mit dem Aufzug zur Kältekammer hoch.
    »Selbst hier ist es eisig«, jammerte Christine.
    »Der Raum ist nicht besonders gut wärmeisoliert«, sagte Walt. »Wes Farrell verfolgt momentan das Hobby, mit dem Duplikator synthetische Elemente zu erzeugen; er benutzt ein Filter, um ein Muster mit nur einem Element zu bekommen und überlagert dann das Signal zu einem Transuranmuster. Aber bisher ist ihm dabei noch kein wirklich guter Wärmeisolator untergekommen. Wir haben mit dem Gedanken gespielt, den Raum doppelwandig auszubauen und das Vakuum des Weltraums zwischen die beiden Wände zu lassen. Aber es wäre zu viel Arbeit gewesen; soll ruhig etwas Wärme verlorengehen.«
    Christine schauderte. »Eigentlich ist mir nie so richtig klar geworden, daß die Station im Grund genommen eine riesige Stahlkapsel in der Leere des interplanetaren Raumes ist«, sagte sie. »Ich bildete mir jedesmal ein, ich sei in einer Stadt auf der Erde.«
    »Aber nur, solange du im Innern bist«, sagte Walt grinsend. »Wenn du in einer der Plastiglasbeobachtungskuppeln stehst, wird dir im ersten Augenblick wohl doch ein wenig anders.«
    »Warum?« fragte sie.
    »Sie sind so transparent, daß man das Gefühl hat, mitten in der Leere zu stehen und die Sterne unter den Füßen zu haben. Du weißt ja, daß ›unten‹ im Arbeits- und Wohnteil der Station eigentlich ›draußen und weg‹ von der Achse der Station ist, da sie sich um ihre lange Achse dreht, damit eine simulierte Schwerkraft erzeugt wird und auch etwas Kreiselwirkung, um die Antennenplattform zu stabilisieren.
    Wenn du hinunter gehst – und wieder ist ›hinunter‹ nur ein relativer Begriff, der die Richtung der Pseudoschwerkraft angibt – in eine der Blasen, schreckt der Verstand vor der Tatsache zurück, daß die Füße gegen etwas drücken, was für deine Augen immer ›oben‹ gewesen ist – die Sterne. Und dann wird einem klar, daß zwischen einem und der schrecklichen Leere des Raumes nur dünnes Glas ist.«
    Er grinste. »Mindestens eine ganze Woche lang ist man dann sehr vorsichtig, daß man ja nicht zu heftig auftritt, wenn man durch die Station marschiert.«
    »Danke, daß du mich darauf aufmerksam gemacht hast.«
    »Trotzdem wirst du dieses Gefühl durchmachen«, versicherte Walt ihr. »Und denk daran, jeder, der auf der anderen Seite der Station gut eineinhalb Kilometer über deinem Kopf in einer ähnlichen Blase ist, steht im Verhältnis zu dir mit den Füßen nach ›oben‹. Auch er wird von der Zentrifugalkraft nach ›außen und weg‹ gezogen.«
    Walt

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