Das Ende der Weltraumstadt
Käfig an die Kastentür. Die abenteuerlustigste wird dann schon als erste herauskriechen. Ich …«
Ein schrilles Kreischen unterbrach ihn. Die Kreischerin war Arden, die erst aufhörte, als sie außer Atem war, dann tief Luft holte und befahl: »Schafft diese Viecher hinaus!«
»Genau das haben wir vor – nämlich durch den Tunneltransporter.«
»Wie, ist mir egal, solange sie von hier verschwinden«, sagte sie. Doch dann blickte sie erschrocken hoch. »Ihr werdet sie doch nicht gar Diane schicken?«
»Nein, wir schicken die niedlichen Nager zum Triton, wo unser alter Freund Wes Farrell am Empfänger auf sie wartet.«
Channing drückte auf den Interkomknopf. »Wes? Das erste Lebewesen. Bist du bereit?«
»Bereit«, bestätigte Farrell.
Die Maus, die sich aus dem Käfig gewagt hatte, rannte neugierig im Transmittergehäuse herum und war plötzlich lautlos verschwunden, um im Empfänger wieder aufzutauchen.
»Wohlbehalten angekommen«, meldete Wes Farrell. »Ich fürchte nur, der kleine Mäuserich ist sich der Ehre nicht bewußt, das erste Lebewesen zu sein, das über achtundzwanzig astronomische Einheiten des weiten interplanetaren Raumes gesendet wurde.«
»Sehr gut. Erstatte bitte jede Minute Bericht.«
Nach der ersten Minute meldete Wes, daß der Mäuserich sich typisch mäuslich benahm. Nach der zweiten nahm er ohne jegliches Mißtrauen ein Stück Käse entgegen und verzehrte es mit nagerischer Begeisterung. Nach der dritten entleerte der Mäuserich sich. Nach der vierten schien alles noch in bester Ordnung zu sein, doch gegen Ende der fünften …
»Don, unser kleiner Mausefreund wird plötzlich langsamer. Er quiekt, doch nicht, als hätte er Schmerzen, sondern eher, als wäre er ganz einfach müde. Jetzt hat er sich offenbar völlig erschöpft in einer Ecke ausgestreckt. Ich stupse ihn mit einem Stöckchen, aber er rührt sich nicht. Ich verstehe nichts von Mäusen, Don, aber ich fürchte sehr, daß unser Exemplar den Geist aufgegeben hat.«
»Wir holen die Maus zurück«, sagte Don, »und lassen sie von den Ärzten in Mephisto untersuchen. Aber erst senden wir die zweite.«
Ein gewöhnlicher Bürger, der mit drei toten Mäusen eine große Klinik betritt und darum ersucht, die Todesursache des Trios zu erfahren, würde sicher höflich, aber bestimmt, in die geschlossene Abteilung gebeten werden. Trägt jedoch ein Bürger, der als Wissenschaftler von beachtlichem Ruf bekannt ist, die obenerwähnte Bitte vor, ahnt der Leiter einer solchen Klinik natürlich, daß sich etwas Bewegendes tut.
Der ärztliche Befund, den er am nächsten Morgen abgab, war jedoch negativ. »Mr. Channing«, sagte der Klinikleiter, »es war kein ersichtlicher Grund für das vorzeitige Ableben der Mäuse feststellbar. Es waren zwar Spuren von Anoxie erkennbar, doch nicht die Ursache dafür.«
»Da ich mit medizinischen Kenntnissen nicht belastet bin, fürchte ich, müssen Sie mir das mit gemeinverständlichen Worten erklären.«
»Unter Tod durch Ersticken«, sagte der Arzt, »versteht der Laie, daß der Betroffene zum Beispiel in einem mit Qualm gefüllten Zimmer keine Luft mehr bekam, oder daß man ihm ein Kopfkissen auf das Gesicht gedrückt hat. Und unter Ertrinken, daß man Wasser schluckt und nicht an Luft herankommt. Die wirkliche Ursache ist jedoch ein Versagen des Blutes, Sauerstoff aufzunehmen und Kohlendioxyd auszuscheiden. Soweit klar, ja?«
»Ja. Bitte sprechen Sie weiter.«
»Eine Vergiftung steht außer Frage. Ihr Mitarbeiter auf dem Triton sagte, daß er die Mäuse mit Käse von einem übriggebliebenen Sandwich gefüttert hat und ihnen normales Trinkwasser gab. Aber ziehen wir mal Ersticken in Betracht. Das Blut in den Venen ist merklich bläulich, während das in den Arterien von sattem Rot ist. Laien bekommen reines Venenblut kaum zu Gesicht, da es sich, wenn eine Vene verletzt wird, durch die chemische Reaktion des Sauerstoffs in der Luft ebenfalls sofort Sattrot färbt. Bei Monoxydvergiftung, beispielsweise, hält das Kohlenmonoxydmolekül sich sozusagen mit beiden Händen fest, und das Venenblut des Betroffenen ist leuchtend rot. In Fällen, wo es zu keiner Verbindung mit Sauerstoff kommt, wird das Blut in den Arterien bläulich. Das ist natürlich sehr vereinfacht ausgedrückt, jedenfalls weisen Ihre Mäuse keine solcher Anomalien auf.«
»Wie in der Hölle …«, murmelte Channing.
»Wie bitte?« fragte der Arzt sichtlich verwundert.
»Oh, in der technischen Welt ist die Hölle ein Zustand,
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