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Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Titel: Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nouriel Roubini , Stephen Mihm
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Andrew Mellon, Finanzminister der Regierung Herbert Hoovers,
     hielt die Krise für ein längst überfälliges und reinigendes Gewitter. Hoover beschrieb Mellon als »Liquidierer« 22 , der kein Mitleid mit den Opfern der Krise hatte. »Liquidieren Sie Arbeit, liquidieren Sie Aktien, liquidieren Sie Bauern,
     liquidieren Sie Immobilien«, soll Mellon ihm geraten haben. Er meinte, die Panik auf dem Finanzmarkt werde »das System von
     der Fäulnis befreien. Hohe Lebenshaltungskosten und das Leben auf großem Fuß werden verschwinden. Die Menschen werden mehr
     arbeiten und ein sittlicheres Leben führen.«
    In den Jahren von 1929 bis 1933 stürzten die Vereinigten Staaten in die vermutlich tiefste Wirtschaftskrise ihrer Geschichte. 23 Die Arbeitslosigkeit stieg von 3,2 auf 24,9 Prozent. Mehr als 9 000 Banken setzten das Geschäft aus oder schlossen ganz,
     und als Franklin Delano Roosevelt ins Weiße Haus einzog, war ein beträchtlicher Teil des amerikanischen Finanzsystems zusammengebrochen.
     Im Rest der Welt bot sich ein ähnliches Bild. Viele Länder erlebten vergleichbare Arbeitslosenzahlen und wirtschaftliche Einbrüche. 24 Währungsstreitigkeiten führten zu Handelskriegen. Der berüchtigte Smoot-Hawley-Zoll der Vereinigten Staaten veranlasste andere
     Länder, ähnliche Schutzzölle zu erheben, was den Welthandel an den Rand des Zusammenbruchs führte. Viele europäische Staaten
     werteten ihre Währungen ab, entledigten sich über die Inflation ihrer Schulden oder stellten die Rückzahlung einfach ein.
     So auch Deutschland, wo die Weltwirtschaftskrise Adolf Hitler an die Macht verhalf und auf diese Weise indirekt den schrecklichsten
     Krieg in der Geschichte der Menschheit auslöste.
    Bei all seinen furchtbaren Konsequenzen ermöglichte der |41| Zweite Weltkrieg immerhin eine umfassende Reform des globalen Finanzsystems. Im Jahr 1944, als das Kriegsende absehbar war,
     trafen sich Wirtschaftswissenschaftler und Politiker der Alliierten in Bretton Woods im amerikanischen Bundesstaat New Hampshire,
     um eine neue Weltwirtschaftsordnung festzulegen. 25 Ein Ergebnis ihrer Verhandlungen war die Gründung des Internationalen Währungsfonds, des Vorläufers der Weltbank, und eines
     neuen internationalen Währungsgefüges, das als Bretton-Woods-System bekannt wurde. Demnach sollte jede internationale Währung
     zu einem festen Wechselkurs in US-Dollar getauscht werden können. Ausländische Nationen, die sich im Besitz von US-Dollar
     befanden, hatten die Möglichkeit, diese zum Preis von 35 US-Dollar pro Feinunze in Gold umzutauschen. So wurde der Dollar
     zur Leitwährung der westlichen Welt, und die Vereinigten Staaten führten für den Handel mit anderen Ländern den Goldstandard
     ein. Damit begann eine außergewöhnliche – und angesichts der Krisen der früheren Jahrhunderte anormale – Ära der finanziellen
     Stabilität, eine
pax moneta
, die vom US-Dollar und der militärischen und wirtschaftlichen Stärke der neuen Weltmacht abhing. Diese Stabilität gründete
     außerdem auf der Einrichtung von gesetzlichen und freiwilligen Einlagensicherungen, mit deren Hilfe ein Bankenrun verhindert
     werden sollte; auf einer strengen Regulierung des Finanzwesens, etwa der strikten Trennung von Geschäfts- und Investmentbanken
     in den Vereinigten Staaten; und auf einer weitreichenden Kapitalkontrolle, mit der Schwankungen der Währungskurse begrenzt
     werden sollten. Diese nationalen und internationalen Regelungen verhinderten mehr als ein Vierteljahrhundert lang das Aufkommen
     finanzieller Exzesse und Spekulationsblasen.
    Aber alles Gute hat einmal ein Ende, und so auch die Währungsordnung der Nachkriegszeit. 26 Das Bretton-Woods-System scheiterte im Jahr 1971, als die Vereinigten Staaten den Goldstandard aufgaben. Einer der Gründe
     war das (in Kapitel 10 noch näher erläuterte) Haushalts- und Leistungsbilanzdefizit der Vereinigten |42| Staaten. Es hatte dazu geführt, dass Gläubigernationen in Westeuropa und Japan Dollarreserven anhäuften, und war im Laufe
     des Vietnamkriegs vollkommen aus dem Gleichgewicht geraten. Die Gläubiger mussten erkennen, dass es nicht genug Gold gab,
     um die im Umlauf befindlichen US-Dollar zu decken. Damit war Bretton Woods am Ende, der Dollar wurde abgewertet, und die Welt
     ging zu flexiblen Wechselkursen über.
    Diese Entwicklung befreite die Währungshüter von den Beschränkungen, die ihnen die festen Wechselkurse auferlegt hatten, und
     ermöglichte es ihnen, ganz nach

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