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Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Titel: Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nouriel Roubini , Stephen Mihm
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Investoren 200 Milliarden aus
     dem Markt für solche Schuldverschreibungen in sicherere Anlagen ab, und Conduits und SIVs erhielten plötzlich nur noch sehr
     viel teurere Kredite. Schlimmer noch, viele Gläubiger der Zweckgesellschaften weigerten sich, Geld zu leihen, egal zu welchen
     Bedingungen, und sorgten dafür, dass sie in ihrer bestehenden Form nicht weiter existieren konnten.
    Als die Lage außer Kontrolle geriet, kamen die Investmentbanken, die diese Zweckgesellschaften gegründet hatten, selbst in
     Schwierigkeiten. Um Investoren anzulocken, hatten viele von ihnen zugesagt, im Falle einer Krise mit der eigenen Liquidität
     einzuspringen, und sogar bestimmte Zinsen und Preise garantiert. Damit mussten diese Banken für die Verluste geradestehen.
     So sehr sie sich auch wehrten, sie waren gezwungen, die Zweckgesellschaften in ihre Bilanzen aufzunehmen, und erlitten dadurch
     massive Verluste.
    |133| Dies war nur der Vorbote weiterer Probleme. Ab August 2007 wurde der Finanzmarkt von einem sehr viel heftigeren Schock erfasst,
     nämlich einer ausgewachsenen Liquiditäts- und Kreditklemme, die im Konkurs von Lehman Brothers gipfelte und das Weltfinanzsystem
     an den Rand des Kollaps führte. Die verbleibenden Säulen des Schattenfinanzwesens brachen zusammen, und selbst die konventionellen
     Banken wankten. Doch die Krise stand noch immer erst am Anfang.
     
     
    Die Furcht vor der Ungewissheit
     
    In seinem Buch
Risk, Uncertainty and Profit
aus dem Jahr 1921 legt der querdenkerische Wirtschaftswissenschaftler Frank H. Knight seine inzwischen berühmte Unterscheidung
     zwischen Risiko und Ungewissheit dar. 10 Risiko lässt sich laut Knight von den Finanzmärkten einpreisen, weil es auf Ereignissen beruht, denen Investoren bestimmte
     Wahrscheinlichkeiten zuweisen und diese mit einem Preis versehen können. Ungewissheit lässt sich dagegen nicht in den Preis
     einkalkulieren, da sie auf Ereignissen, Bedingungen und Möglichkeiten beruht, die sich weder vorhersehen noch messen oder
     in einem Modell abbilden lassen.
    Um diese Unterscheidung besser zu verstehen, stellen wir uns zwei Männer vor, die Russisches Roulette spielen. Sie nehmen
     einen gewöhnlichen sechsschüssigen Revolver, legen eine Patrone ein und drehen die Trommel. Wer als Erster abdrückt, bläst
     sich mit einer Wahrscheinlichkeit von 1 zu 6 das Gehirn aus dem Kopf. Das ist Risiko. Man mag die beiden Männer für Spinner
     halten, doch sie wissen immerhin genau, wie ihre Chancen stehen. Stellen wir uns nun vor, die beiden bekommen eine unbekannte
     Waffe, die ihnen jemand anders vorbereitet hat. Die Waffe könnte eine Patrone in der Trommel haben oder sechs. Sie könnte
     auch gar nicht geladen sein. Vielleicht ist es auch eine Spielzeugpistole, oder die Patronen enthalten kein Projektil. Die |134| Wahrscheinlichkeit, mit der sie sterben werden, ist unmöglich zu quantifizieren.
    Diese Unterscheidung zwischen Risiko und Ungewissheit bietet eine Erklärung für das, was sich ab dem Spätsommer 2007 auf den
     Finanzmärkten abspielte. Vor der Krise ließ sich das Risiko auf die Ratings reduzieren, mit denen die verschiedenen Wertpapiere
     eingestuft worden waren: Einige waren riskanter als andere, aber die Risiken ließen sich genau beziffern – so schien es zumindest
     damals. Als der Immobilienmarkt nachgab, wurde der Wert der Papiere jedoch plötzlich ungewiss, und das Finanzsystem schien
     nicht mehr verständlich, geschweige denn berechenbar. Es waren schon schlimme Dinge passiert, doch die nahmen sich noch bescheiden
     aus gegenüber der Angst vor dem, was als nächstes passieren konnte. Ein Journalist der
Financial Times
sagte im August in einem Radiointerview: »Das Schlimme sind nicht die Leichen, die oben auf dem Wasser treiben, sondern die
     unsichtbaren Leichen unter der Oberfläche, die unerwartet auftauchen könnten. Niemand weiß, wo sie lauern.«
    Im Spätsommer 2007 wurde deutlich, dass die Bilanzen zahlreicher Finanzunternehmen unangenehme Überraschungen bereithielten:
     Eine Hand voll Hedge-Fonds, Banken, Conduits, SIVs und anderen waren gezwungen, »Leichen« in Form einer verwirrenden Vielfalt
     von Giftpapieren preiszugeben. Aber wo lagen weitere? Wie viele gab es? Das wusste niemand – es herrschte Ungewissheit. Die
     Schätzungen der Verluste aus den Subprimegeschäften rangierten zwischen 50 und 500 Milliarden US-Dollar und mehr.
    Diese Entwicklung ließ sich nicht mehr mit herkömmlichen Risikoerwartungen

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