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Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Titel: Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nouriel Roubini , Stephen Mihm
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nicht mehr wahrgenommen.« 4
    |126| Und so war es auch während dieses Booms. In den Jahren 2006 und 2007 warnte einer der Autoren dieses Buches, Nouriel Roubini,
     vor dem bevorstehenden Kollaps, genau wie eine Hand voll anderer weitsichtiger Beobachter. Wie von Minsky vorhergesehen, stießen
     diese Warnungen auf taube Ohren. Auf dem Höhepunkt der Blase haben Zweifler »keine bunten Tabellen, um ihre Prognosen zu beweisen«,
     so Minsky, weshalb das Establishment »Argumente aus unkonventionellen Theorien, der Geschichte und der wissenschaftlichen
     Analyse einfach ignoriert«.
    Auf dem Höhepunkt des Booms werden die Mahner von Propheten übertönt, die den Anbruch eines neuen Wohlstandszeitalters verkünden.
     Die Einzelheiten unterscheiden sich je nach Epoche, doch die Sprache bleibt dieselbe. 5 Am 15. Oktober 1929 erklärte der ansonsten sehr fähige Wirtschaftswissenschaftler Irving Fisher, nach einem ersten Kursrückgang
     befänden sich die Aktienpreise »nun auf einem dauerhaft hohen Niveau«. Im Dezember 2005 verkündete David Lereah, der etwas
     weniger fähige Sprecher der Nationalen Vereinigung der Immobilienhändler, nach einem ersten Preisrückgang vor der eigentlichen
     Krise: »Die Preise für Eigenheime steigen von ihrem Gipfel herab, doch sie bleiben auf einem Hochplateau, das noch über allen
     früheren Gipfeln des Konjunkturzyklus liegt.«
    Rückblickend muten Aussagen wie diese merkwürdig an, doch wir sollten uns daran erinnern, dass sich Finanzkrisen selten mit
     dramatischen Zeichen ankündigen. Die Preise steigen nicht weiter, der Markt stockt, es gibt kleinere beunruhigende Anzeichen.
     Diese waren im Frühjahr 2006 zu erkennen, als die Baubeginne stagnierten und die Immobilienpreise, die sich im vergangenen
     Jahrzehnt real verdoppelt hatten, ihren Höhenflug beendeten – aus einem einfachen Grund: Das Angebot an neuen Eigenheimen
     war größer als die Nachfrage, und ein Zinsanstieg verteuerte die Hypotheken. Die Preise stagnierten.
    Wie in jeder Finanzkrise gibt es eine Art »Kanarienvogel im Bergwerk«, eine erste Warnung, dass nicht alles zum Besten steht. |127| Etwa um diese Zeit machten sich erste Anzeichen dieser Art bemerkbar, als deutlich wurde, dass die in den Jahren 2005 und
     2006 ausgegebenen Schrotthypotheken ungewöhnlich hohe Ausfallraten auswiesen. Diese Hypotheken hatten Konditionen wie niedrige
     Lockzinsen und negative Amortisierung, die eine Refinanzierung zu niedrigen Zinsen erforderten. Doch vor allem bei Hypotheken
     ohne Eigenbeteiligung stand die Option der Refinanzierung nur offen, solange die Immobilienpreise weiter stiegen. In der Folge
     nahm die Zahl der Ausfälle zu, und in der Fassade zeigten sich die ersten Risse. 6
    Noch gab es kaum Anzeichen, dass es sich um eine kolossale Finanzkrise handeln könnte. Doch Ende 2006 wurde das Schattenbanksystem
     zum Zentrum eines Runs in Zeitlupe, den der Kleinstadtbanker George Bailey nur zu gut erkannt hätte. Er begann mit Hunderten
     nicht regulierten Hypothekenverleihern, die an vorderster Front Subprimehypotheken ausgegeben hatten. Diese Unternehmen waren
     auf Anleihen mit kurzen Laufzeiten von größeren Banken angewiesen. Doch als sich abzeichnete, dass die Schrotthypotheken immer
     schneller ausfielen, verweigerten die Banken den Hypothekenverleihern die Umschuldung. Da sie nicht auf Kredite der Notenbank
     zurückgreifen konnten, mussten diese Unternehmen Konkurs anmelden und wurden damit Opfer eines Runs im Stil des 21. Jahrhunderts.
    Der erste Hypothekenverleiher, der Konkurs anmeldete, war ein Unternehmen mit dem unfreiwillig komischen Namen »Merit Financial«,
     das seinen Mitarbeitern angeblich eine 15-minütige Schulung angedeihen ließ, ehe es sie losschickte, um Kredite an Kunden
     ohne Einkommen, ohne Arbeit, ohne Sicherheiten und ohne Ausweis zu verkaufen. Merit Financial stand jedoch nicht allein da.
     Andere Hypothekenverleiher mögen den professionellen Schein besser gewahrt haben, doch ihre Kreditvergabepraxis war nicht
     weniger zweifelhaft. Ende 2006 hatten die ersten zehn dieser Unternehmen Konkurs angemeldet, und der Strom der Hypotheken
     durch die Verbriefungspipeline verlangsamte sich. Ende |128| März 2007 war die Zahl der bankrotten Hypothekenverleiher auf über 50 gestiegen. Am 2. April traf es dann mit New Century
     Financial den zweitgrößten Hypothekenverleiher der Vereinigten Staaten. Gleichzeitig schlossen Tausende kleine Hypothekenhändler
     ihre Türen.
    An diesem Punkt

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