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Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Titel: Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nouriel Roubini , Stephen Mihm
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Federal Reserve |137| schloss sich der Feuerwehr an und verlieh innerhalb von zwei Tagen rund 60 Milliarden Dollar. Dank dieser Geldspritzen schloss
     sich der LIBOR-Spread im Frühherbst wieder. Doch als im November und Dezember die Verluste der Banken größer wurden, stieg
     der LIBOR-Satz erneut, die Aktienkurse fielen, und die Panik verbreitete sich weiter. Die amerikanische Notenbank hatte ihre
     Leitzinsen im Herbst bereits um 100 Basispunkte gesenkt, doch die Maßnahme hatte keine Wirkung gezeigt. Sie erleichterte die
     Kreditvergabe über ihr Diskontfenster, doch dem haftete ein Stigma an. Wer sich mit der Bitte um Kredit an die Notenbank wandte,
     konnte als schwach und gefährdet gelten.
    Die Ereignisse im Herbst 2007 folgten einem vertrauten Muster. Einerseits gab es immer mehr Hinweise darauf, dass die Situation
     ernst war und sich mit jedem Tag verschlechterte. Dabei handelte es sich nicht nur um Gerüchte oder Vermutungen, es gab ausreichend
     handfeste Beweise. Der ABX-Index zeigte, dass die CDOs rapide an Wert verloren und dass selbst die mit AAA zertifizierten
     Super-Senior-Tranchen täglich weiter abrutschten. Gleichzeitig begannen Ratingagenturen mit der Herabstufung zahlreicher Wertpapiere,
     um die Nachlässigkeit der Vorjahre wettzumachen. Der Handel mit forderungsbesicherten Wertpapieren war fast vollständig zum
     Erliegen gekommen. Niemand interessierte sich mehr für Hypotheken und andere Forderungen, auf denen das Gebäude der strukturierten
     Finanzprodukte errichtet worden war.
    Ende 2007 herrschte weitreichende Unsicherheit über die Verteilung des Problems. Welche Banken hatten noch Leichen im Keller,
     die nicht in der Bilanz auftauchten? Welcher Hedge-Fonds hatte unsinnige Wetten abgeschlossen? Wer hatte in Schrott-CDOs investiert?
     Leider konnten diese Fragen kaum beantwortet werden. Das Finanzsystem war außerordentlich undurchsichtig, da viele Aktivitäten,
     wie etwa die Kreditausfallversicherungen, keinerlei Aufsicht unterstanden. Es glich zunehmend einem riesigen Minenfeld. Einige
     Minen waren explodiert, doch die meisten warteten nur darauf, hochzugehen.
     
     
    |138| Nicht liquid und nicht solvent
     
    Als die Bank von England im Spätsommer 2007 der ersten britischen Bank beispringen musste, fand ihr Direktor Mervyn King keine
     freundlichen Worte für zahlungsunfähige Geldinstitute, die ihn um Unterstützung baten. »Wir werden mit Sicherheit nichts unternehmen,
     um Banken vor den Folgen ihrer unklugen Kreditentscheidungen zu schützen«, verkündete er. 14
    Die Botschaft war klar: Wenn die Zentralbank ihrer Aufgabe als letztinstanzlicher Kreditgeber nachkam, dann wollte sie nur
     denen helfen, die es auch verdient hatten. Bagehot hätte ihm zugestimmt, denn er vertrat die Ansicht: »Jede Unterstützung
     für eine bestehende faule Bank ist der beste Weg, eine künftige gute Bank zu verhindern«. 15
    Damals wie heute besteht jedoch die große Schwierigkeit darin, zwischen den nicht liquiden (also den »guten«) und den nicht
     solventen (den »faulen«) Banken zu unterscheiden. Anders gesagt besteht die Herausforderung darin, zu erkennen, welche Bank
     mehr Vermögenswerte als Verbindlichkeiten hat – auch wenn sich diese Vermögenswerte nicht ohne weiteres zu Geld machen lassen
     – und welche Bank mehr Verbindlichkeiten als Vermögenswerte hat und daher ihr Kapital verlieren und in Zahlungsunfähigkeit
     geraten wird.
    Die allergrößte Herausforderung besteht darin, diese Unterscheidung inmitten einer Panik auf dem Finanzmarkt zu treffen, in
     einer Phase also, in der Finanzunternehmen je nach den Kursschwankungen ihrer Aktiva rasch von einem Zustand in den anderen
     wechseln können. In der gegenwärtigen Krise erwies sich die Bewertung als besonders kompliziert. Nehmen wir als Beispiel nur
     die CDOs im Besitz der Banken und anderer Geldinstitute. In den ersten Monaten der Krise schien der ABX-Index anzuzeigen,
     dass die CDOs nachgaben. Doch der Index registrierte nicht den tatsächlichen Marktwert der Papiere, sondern lediglich die
     Kosten der Versicherung, mit der diese gegen künftige Ausfälle versichert |139| wurden. Zunächst argumentierten die Banken zu Recht, dass die implizierten Verluste rein theoretischer Natur waren: Die tatsächlichen
     Ausfallquoten der Hypotheken hatten das Niveau, das der Index anzuzeigen schien, noch gar nicht erreicht.
    Der Gedanke dahinter war, dass der Markt von einer irrationalen Panik beherrscht wurde. Ob es sich um

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