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Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Titel: Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nouriel Roubini , Stephen Mihm
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Prozent seines Investorenkapitals
     und der andere sein gesamtes Kapital. Beide Fonds meldeten Ende Juli Konkurs an. Und sie waren nicht einzigen: Ein ähnlicher
     Hedge-Fonds von UBS ging unter ähnlichen Umständen unter.
    Diese frühen Konkurse zeigten, dass auch Hedge-Fonds Opfer eines Runs auf ihre Einlagen werden konnten. Institutionelle Anleger
     konnten sich weigern, ihre Kredite umzuschulden, und die Fonds in der Folge quasi auf dem Trockenen sitzen lassen. Privatanleger
     konnten ihr Geld zurückfordern, so wie früher die Sparer von altmodischen Kleinstadtbanken ihre Einlagen verlangten. Das Ergebnis
     war dasselbe: Die kurzfristige Finanzierung der Hedge-Fonds löste sich in Luft auf und zwang sie, ihre Tore zu schließen.
    Der Konkurs dieser drei Hedge-Fonds entsprach in allen Einzelheiten der typischen Geschichte einer Finanzkrise. In den meisten
     Krisen folgt auf einige spektakuläre Pleiten eine Phase der Unsicherheit, in der die Marktteilnehmer herauszufinden versuchen,
     ob die Schwierigkeiten, denen die einst gesunden Finanzunternehmen zum Opfer fielen, Teil eines umfassenderen Problems sind.
     Meist gibt es dieses umfassendere Problem tatsächlich, und diese Krise machte keine Ausnahme. In den beiden Jahren nach dem |131| Konkurs der drei Hedge-Fonds wurden etwa 500 weitere Hedge-Fonds Opfer eines Runs in Zeitlupe. Der Grund war einfach: Die
     Gläubiger wussten nicht, inwieweit die jeweiligen Hedge-Fonds in die Subprimekrise verwickelt waren. Angesichts dieser Ungewissheit
     drehten sie einfach allen gleichermaßen den Geldhahn zu.
    Als sich die Panik im Frühjahr und Sommer 2007 ausweitete, begann die Suche nach Giftpapieren, und Investoren versuchten verzweifelt
     herauszufinden, welche Unternehmen in Subprimegeschäfte verstrickt waren. Bald fiel der Verdacht auf Zweckgesellschaften,
     die nicht in der Bilanz ausgewiesen werden müssen und während des Verbriefungsbooms von den Investmentbanken geschaffen worden
     waren. Davon gab es zweierlei: Conduits und strukturierte Investmentvehikel (SIV). Beide hatten während des Verbriefungsbooms
     im Jahrzehnt davor eine entscheidende Rolle gespielt und hielten zusammen Papiere im Wert von mehr als 800 Milliarden Dollar.
    Und so funktionierten sie: Während Investmentbanken Hypotheken und andere Forderungen sammelten, benötigten sie einen Ort,
     um diese abzulegen. Um sie nicht in ihre Bilanzen aufnehmen zu müssen, wo sie die Bildung von zusätzlichen Rücklagen erforderlich
     gemacht hätten, lagerten die Banken diese in etwas zweifelhafte Refinanzierungsgesellschaften namens Conduits aus, die nur
     ein Zehntel der Rücklagen herkömmlicher Banken erforderlich machten. Dort lagerten diese Hypotheken und Forderungen nun und
     warteten darauf, in hypothekenbesicherte Wertpapiere, CDOs und andere Wertpapiere verwandelt zu werden. Conduits funktionieren
     nur, solange dieser Prozess kontinuierlich weitergeht, weshalb sie sich an Geldmarktfonds, Pensionskassen und Unternehmen
     wandten, die ihnen kurzfristig Geld in Form von Schuldverschreibungen liehen.
    Das Entscheidende ist wieder, dass es sich hier um Anleihen mit kurzen Laufzeiten handelte, während es bei den Anlagen – den
     Schrotthypotheken und anderen Forderungen – um nicht liquide, langfristige Instrumente ging. Dieselbe Dynamik wurde am anderen |132| Ende der Verbriefungspipeline wirksam. Nachdem die Investmentbanken diese Wertpapiere geschaffen hatten, ergab sich automatisch
     ein Engpass, denn es war unmöglich, den leichtgläubigen Investoren die neuen Wertpapiere auf einen Schlag in den Rachen zu
     schieben. Um diese Papiere also nicht in ihre Bilanzen aufnehmen zu müssen, wo sie Kapitalkosten verursacht hätten, erfanden
     Investmentbanken eine weitere Zweckgesellschaft mit dem Namen Structured Investment Vehicle, kurz SIV. Der einzige Zweck dieser
     außerbilanziellen Einrichtung bestand darin, diese Wertpapiere aufzukaufen, und zwar wiederum über Schuldverschreibungen.
     Das ist ungefähr so, als würde ein Automobilhersteller eine Briefkastenfirma gründen, um seinen Vertragshändlern die nicht
     verkauften Fahrzeuge abzukaufen.
    Citigroup, die über geschätzte sieben verschiedene SIVs Wertpapiere im Wert von 100 Milliarden Dollar hielt, ging als erste
     in die Knie. So, wie die Probleme eines Hedge-Fonds einen panischen Rückzug aus allen Hedge-Fonds verursacht hatten, lösten
     Probleme eines der SIVs nun eine allgemeine Flucht aus. Innerhalb von nur vier Wochen zogen

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