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Das Ende des Himmels: Roman (German Edition)

Das Ende des Himmels: Roman (German Edition)

Titel: Das Ende des Himmels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O´Guilín
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ihm war. Sein stinkender Schweiß schlug ihm entgegen, und sein Gewicht klemmte dem jüngeren Mann die Arme und Beine ein.
    »Jetzt werden wir ja sehen! Jetzt werden wir ja sehen! Jetzt ist es für dich nicht mehr witzig!«
    »Tarak!«, rief Manisha. »Ich empfange einen Notruf! Lass ihn in Ruhe!«
    Sergeant Tarak machte nicht den Eindruck, als hätte er die Absicht, schon zu gehen. Er wird mir sämtliche Knochen brechen , dachte Stolperzunge. Er wusste immer noch nicht, wie er gegen diesen Mann kämpfen sollte, gegen einen anderen Menschen. Ich muss ihn wie eine Bestie behandeln. Er gehört nicht zum Stamm.
    Während Tarak seinen Arm durchbog, zog Stolperzunge den Kopf hoch und rammte ihn mit aller Kraft gegen die Nase seines Feindes. Es gab ein hörbares Knacken, und plötzlich floss Blut. Der größere Mann reagierte fassungslos und schockiert, als hätte er noch nie zuvor in seinem Leben Schmerzen erlitten. Doch Stolperzunge zögerte nicht. Er befreite eine Hand und riss so kräftig an einem Ohr seines Widersachers, dass es sich teilweise vom Kopf löste. Er wand und drehte sich unter ihm und stieß die schreiende Bestie zur Seite. Dann sprang er auf und trat schnell auf Taraks Rippen. Er wollte das Wesen gerade erledigen, als er aus dem Augenwinkel ein grünes Leuchten bemerkte. Er hatte den zweiten Gegner vergessen! Er duckte sich, und der Stab sauste über seinen Kopf hinweg. Manisha sprang zurück und wedelte mit den Händen. Zwischen ihnen wuchsen mehrere Stühle aus dem Boden.
    »Genug!«, sagte Manisha. Der Knüppel zitterte in ihrer Hand, und ihre Stimme bebte ebenfalls. »Es ist genug!« Sie zeigte auf Tarak. Der große Wärter weinte und schnappte nach Luft. Er war blutüberströmt. Stolperzunge wurde mit einem Mal übel, als er erkannte, was er beinahe getan hätte, was er hatte tun wollen.
    »Jetzt sind wir quitt«, sagte Sergeant Manisha. »Okay? Du konntest dich rächen, und du weißt, dass wir dich nicht melden können. Man würde Sergeant Taraks Handlungsweise als etwas … übertrieben einstufen. Du kannst mit deinen Freunden gehen. Ich … ich lasse euch laufen. Wir haben andere Befehle erhalten.« Sie sah aus, als wäre sie bereit, die Flucht zu ergreifen, weil sie wahrscheinlich nicht einschätzen konnte, ob Stolperzunges Wutausbruch vorbei war.
    »Geh weg von der Tür«, sagte der Jäger. »Und sag diesen Stühlen, dass sie wieder verschwinden sollen.«
    »Okay, einverstanden.«
    Stolperzunge half Hiresh auf die Beine. »Alles in Ordnung mit dir?«
    »Ja«, sagte Hiresh mit einem ganz leichten Zittern in der Stimme.
    Stolperzunge hob Jagadamba so behutsam wie möglich auf. »Du hättest … keinen Widerstand leisten sollen«, flüsterte die alte Frau. Ein Speichelfaden baumelte an der Spitze ihres haarigen Kinns.
    »Kannst du laufen?«
    »Natürlich nicht … Idiot.«
    Stolperzunge bewegte sich zur Tür und bemühte sich, Taraks Schluchzen auszublenden.
    »Ich zeichne dein Gesicht auf, Bürger«, warnte Sergeant Manisha ihn, obwohl die Tonlage ihrer Stimme höher war als zuvor. »Wir werden uns wiedersehen.«
    Stolperzunge hoffte auf das Gegenteil. Er hatte genug davon, seinen Mitmenschen wehtun zu müssen. Er trug Jagadamba in den Korridor und rannte los, gefolgt von Hiresh.

8
    Eine Art Held
    Hiresh rannte hinter dem Wilden her, da er nicht wusste, was er sonst tun sollte. Er verstand nicht ganz, warum alles so schrecklich schiefgegangen war. Die ganze Zeit hatte er den beiden Sergeants verzweifelt die Botschaft gesendet: Ich bin einer von euch! Obwohl er das in Wirklichkeit nicht wahr. Er war nur einer ihrer »dreckigen kleinen Spione«, wie sein grässlicher Vater gesagt hatte.
    Bei sämtlichen Göttern , hatte er gefleht, ihr müsst damit aufhören!
    Durch die Blockierung seiner Botschaften hätten die Wärter beinahe seine Mission vereitelt – seine einzige Chance. Er wollte nicht einmal über die andere Möglichkeit nachdenken, dass sie auch ihm die Beine gebrochen hätten, nachdem sie mit Stolperzunge fertig gewesen wären. Was hätte sie daran hindern sollen? Es war der Wilde, der ihn gerettet hatte, so wie zuvor Tarini ihn gerettet hatte.
    Stolperzunge bog in einen Nebenkorridor und sprang über die Gliedmaßen der Schlafenden hinweg, als wären es Äste am Boden eines Waldes. Der Jäger wurde von seinem Volk als guter Läufer bewundert, doch erst, als Hiresh sich bemühte, mit ihm Schritt zu halten, verstand er es wirklich. Der Wilde wusste nicht, wohin er lief. Obwohl er die alte

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