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Das Ende des Himmels: Roman (German Edition)

Das Ende des Himmels: Roman (German Edition)

Titel: Das Ende des Himmels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O´Guilín
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fast genauso heftig wie Jagadamba, aber sein Tonfall erinnerte Stolperzunge an Steingesicht zu Beginn einer Jagd. »Egal. Wir sind ja schon da.«
    Er bewegte die Hand vor einer Wand. Sie öffnete sich, und dahinter kam ein kleiner Raum zum Vorschein, in dem ein Mann, eine Frau und zwei ausgehungerte Kinder saßen. Eine weitere Handbewegung, und die Stühle versanken im Boden; die Menschen stürzten in einem verängstigten Haufen zu Boden.
    Tarak trat schnell ein und berührte jeden der Insassen mit dem Stab, worauf sie völlig reglos und stumm wurden. Er steckte die Waffe in eine Halterung an seinem Gürtel. Dann hob er mit erstaunlicher Kraft je ein Elternteil mit den Händen auf und beförderte sie nach draußen. Kurz darauf folgten die Kinder.
    Stolperzunge spürte, wie sich sein Magen vor Angst verkrampfte. Waren all diese Leute so stark wie Varaha? Wenn es so war, konnte seine kleine Gruppe nicht hoffen, diesen beiden zu entkommen oder gar Indrani zu finden.
    »Was soll man davon halten?«, fragte Manisha mit dumpfem, angewidertem Unterton. »Sie vermehren sich während einer Krise! Religiöse Schweine. Eine so große Wohnung haben sie nicht verdient. Das habe ich ihnen schon einmal gesagt.« Sie zeigte mit dem Daumen auf ihre drei Gefangenen. »Rein mit euch!«
    Stolperzunge wurde von Tarak geschubst, so kräftig, als wäre es Quetschfaust gewesen. Er wurde gegen die Wand geworfen, während Jagadamba und Hiresh links und rechts von ihm auf dem Boden landeten. Er bückte sich, um der alten Frau aufzuhelfen.
    »Leiste keinen Widerstand«, konnte sie ihm noch zuflüstern, bevor Tarak sie wegzerrte.
    »Du!« Manisha zeigte mit dem Finger auf Hiresh. »Hör auf zu übertragen. Auch nicht kodiert. Vielleicht haben wir einen echten Rebellen unter uns.«
    »Aber …« Mehr konnte Hiresh nicht sagen, bevor Tarak ihm einen Schlag in die Magengrube verpasste. »Wirst du mir bei diesen Leuten helfen, Sergeant Manisha?«
    Die dunkelhäutige Frau ging an der Tür in Stellung. Ihre Augen blieben unter dem Visier verborgen.
    »Danke.« Tarak nahm den Helm ab. Sein Gesicht war verschwitzt und zeigte ein kleines verkniffenes Lächeln. »Vielleicht sollte ich sie über meine Schwester ausfragen«, sagte er. »Die sie während der Rebellion getötet haben. Ihr erinnert euch doch an die Rebellion, Bürger?« Der Knüppel hing immer noch an seinem Gürtel. Stolperzunge sah, wie sich seine Muskeln anspannten.
    »Wir haben jetzt wieder Frieden geschlossen«, entgegnete Jagadamba. »Und ihr habt gewonnen.«
    »Sicher, aber ihr habt den Kampf noch nicht aufgegeben, nicht wahr?«, sagte Tarak. Dann brüllte er: »Ihr habt ihn nicht aufgegeben! Meine Schwester hat euch nicht genügt! Nicht wahr, du altes Miststück? Nicht wahr? «
    Plötzlich riss er Jagadamba vom Boden hoch und schleuderte sie quer durch den Raum, als würde sie nicht mehr wiegen als ein leeres Fell. Sie prallte gegen die Wand und stürzte zu Boden. Stolperzunge konnte hören, wie seiner Führerin schlagartig die Luft aus den Lungen getrieben wurde. Nicht einmal Quetschfaust hatte jemals so sinnlose Gewalt an jemandem verübt, der praktisch schon aufgegeben hatte. Stolperzunge konnte es nicht fassen – und nicht ertragen. Tarak stand über der alten Frau und hatte ihm den Rücken zugekehrt. Der Jäger trat vor, doch dann sah er die grün leuchtende Spitze von Sergeant Manishas Knüppel höchstens eine Handspanne von seiner Nase entfernt.
    »Dieser hier hat offensichtlich noch nicht aufgegeben, Sergeant Tarak. Er scheint zu glauben, ein nicht aufgerüsteter Religiöser wie er könnte es mit dir aufnehmen.«
    Tarak fuhr herum. Er lächelte noch breiter, und sein Gesicht war noch verschwitzter. »Bitte tritt zurück, Sergeant Manisha. Ich bin kein so leichtes Opfer, wie es meine Schwester war.«
    Doch Manishas Knüppel hing noch für einen Moment zwischen den beiden Männern. »Es wäre sehr bedauerlich, wenn hier jemand sterben würde, Sergeant Tarak.«
    »Es wäre ein Unfall, Sergeant Manisha. So etwas passiert ständig mit dem religiösen Abschaum.«
    »Trotzdem … erinnerst du dich an den letzten?«
    Tarak nickte knapp, und ihm war die Enttäuschung anzusehen.
    Manisha ließ den Knüppel sinken. »Natürlich würde es mich nicht überraschen, wenn dieses unbeholfene Individuum stürzen und sich die Beine brechen sollte.«
    Tarak warf ihr einen dankbaren Blick zu, während sich ein Knoten der Angst in Stolperzunges Bauch zusammenzog. Sie wollten ihm die Beine

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