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Das Ende des Himmels: Roman (German Edition)

Das Ende des Himmels: Roman (German Edition)

Titel: Das Ende des Himmels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O´Guilín
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Aufgabe. Nicht mehr. Mit dem Tod der alten Vettel würde jedoch alles enden.
    »Oder sonst jemanden, der Heilzauber k-k-kennt. Diese F-frau muss wieder sprechen. Hier ist es nicht wie auf der Oberfläche. Hier kenne ich gar nichts. Nur du kannst mir helfen. B-b-bitte, Hiresh.« Er legte eine feste Hand auf die Schulter des Jungen. »Mein F-freund …«
    Hiresh zitterte. Aber nicht vor Angst. Es war schon schwer genug, diesen armen Wilden zu betrügen. Vor allem, nachdem der ihn vor Sergeant Tarak gerettet hatte. Aber seit er zugelassen hatte, dass das Stottern nicht mehr ausgeblendet wurde, war alles noch schlimmer geworden. Er hatte gedacht, er könnte sich damit beweisen, wie sehr er dem Jäger überlegen war, aber es bewirkte lediglich, dass er daran erinnert wurde, was er und der Wilde gemeinsam hatten – ein Leben voller Schikanen und Respektlosigkeit. Schalt das Gestotter ab , wies er das Dach an. Schalt es einfach ab.
    Für einen Mann, der so mächtig war wie Dr. Narindi, war die Medizin so kostbar, dass er sie nur der Elite zugänglich machte. War Indrani für ihn ähnlich wichtig? Sie musste es sein, denn für Jagadamba war sie genauso bedeutend, und wenn sie auch nur ahnte, dass Hiresh mit der Kommission unter einer Decke stecken könnte … Er schluckte mühsam, als ihm bewusst wurde, dass es nur einen Ausweg aus dieser Situation gab.
    »Ich kenne keine Rebellen, Stolperzunge. Aber … ich kenne vielleicht jemanden, der welche kennt. Allerdings würde ich lieber noch einmal Chakrapani über den Weg laufen. Ich …«
    »Wer ist Chakrapani?«
    »Egal. Das spielt jetzt keine Rolle.« Er hatte schon viel zu viel von sich selbst preisgegeben. Er betrachtete die Muskeln des Wilden und erkannte, dass er nicht die geringste Chance hätte, sollte er jemals von seiner Furcht übermannt werden. Was wurde dann aus Tarini? Was würde mit ihr geschehen?
    »Ich werde dich hinbringen«, sagte er schließlich. Seine Stimme klang bewundernswert gleichmäßig. »Wir sollten einen Shuttle nehmen.«
    »Wir dürfen nicht noch mehr Zeit verlieren, Hiresh.«
    »Richtig.«
    Große Entfernungen im Dach überwand man mithilfe eines Netzwerks von Tunneln. Sie waren luftleer, sodass ein Shuttle durch nichts behindert wurde. Die Geschwindigkeit wurde lediglich durch die Empfindlichkeit und Bequemlichkeit der menschlichen Fracht begrenzt. Hiresh loggte sich ein, um die Position der nächstgelegenen Station abzufragen, und kurz darauf führte er den besorgten Wilden quer über den Platz der Verlassenen, wo große Statuen von ausgehungerten Männern und Frauen verzweifelt emporschauten.
    Knapp unter der sehr hohen Decke über dem Platz hing ein primitives Originalraumschiff des Typs, mit dem Stolperzunges rücksichtslose Vorfahren von der Erde geflohen waren, an Bord die letzten kostbaren Ressourcen. Sie hatten die Armen dem mutmaßlich sicheren Tod überlassen, ohne zu ahnen, dass ihre Vergangenheit sie eines Tages buchstäblich einholen würde.
    Aus dieser Perspektive und ohne Hilfe des Daches war es unmöglich, das große verkohlte Loch auf der Oberseite des Raumschiffs zu erkennen, durch das sich mutige Soldaten den Weg nach innen gebahnt hatten. Sie hatten die Deserteure, die im Kälteschlaf lagen, herausgeholt und sie zur Strafe auf der Oberfläche dieser Welt ausgesetzt.
    Dieses und andere gekaperte Schiffe, die im ganzen Dach in Parks ausgestellt waren, erinnerten die zivilisierten Menschen daran, dass sie niemals zu Deserteuren werden durften. Das linderte Hireshs schlechtes Gewissen darüber, dass er den Wilden verraten würde.
    Er führte Stolperzunge eine breite Straße entlang, die mit dreckigen Menschen übersät war. Hiresh erkannte keinen großen Unterschied zwischen ihnen und den Statuen. Das war nicht gut für die Moral. Einige Mitglieder der Kommission wollten sie verhüllen lassen, aber es waren nur noch diese gemeinsamen Symbole der Verzweiflung, die die Fraktionen der Religiösen und Weltlichen einten. Es wäre Wahnsinn, sie zu entfernen.
    Hiresh verspürte zunehmende Furcht vor dem, was kommen würde, aber Stolperzunge lenkte ihn mit immer neuen Fragen ab – fast, als wüsste er, was der Junge durchmachte.
    »Wie schaffst du es, dich so schnell durch diese Menschenmengen zu bewegen?«
    Hiresh konnte eine gewisse Genugtuung nicht verbergen. »Ich nenne es Lückenspringen«, sagte er. »Ich … ich weiß einfach, wo sich ein Weg durch die Menge öffnen wird …«
    Aber Stolperzunge hörte ihm gar nicht mehr zu,

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