Das Ende des Zufalls - Wie Big Data uns und unser Leben vorhersagbar macht (German Edition)
abgelaufen. 130 Millionen verkauften Navi-Apps standen im Jahr 2011 nur 33 Millionen verkaufte Navigationsgeräte gegenüber. Auch in diesem Bereich hat das Crowdsourcing schon Einzug gehalten. Währen TomTom und andere Hersteller die Informationen ihrer User in die Karten-Updates einfließen lassen, gibt es bereits Navi-Systeme, die wie Wikipedia ausschließlich auf der Mitarbeit von Usern beruhen, die Karten und Informationen ins Netz stellen.
Sebastian Thrun, jener Google-Ingenieur, der die Entwicklung des fahrerlosen Autos betreute, nannte in einer TED-Präsentation ein ganz persönliches Motiv. Sein Ziel sei es, eine Million Menschen vor dem Verkehrstod zu bewahren. Ein Freund Thruns starb mit 18 Jahren an den Folgen eines Autounfalls. Zufälle sind – solange der Mensch sich nicht einmischt – beim fahrerlosen Google-Auto ausgeschlossen. Dafür ist es aber ein fahrendes Datenzentrum, das auch einen dementsprechend großen digitalen Schatten wirft. In Kalifornien wird das Fahrzeug ab 2015 auf den Straßen unterwegs sein dürfen, vorausgesetzt, ein Mensch mit Führerschein ist dabei. Google-Gründer Sergey Brin sagte vor einigen Monaten, dass Google-Mitarbeiter bereits im Herbst 2013 mit den selbstlenkenden Google-Autos unterwegs sein können und der allgemeinen Öffentlichkeit die Technologie innerhalb der nächsten fünf Jahre zur Verfügung stehen wird. 63
Smart Living – das Datenzentrum Wohnung
Eigentlich wissen wir spätestens seit den Fernsehabenteuern der Jetsons, dass das traute Heim der geeignete Platz für Hightech sein könnte. Da gab es nicht nur ein fliegendes Auto, sondern auch einen Heimroboter und vor allem Janes hoch technisierte Computerküche. Doch in unserer digitalen Gegenwart ließ die Realisierung der Zukunft von gestern lange auf sich warten.
Nach dem Auto als Hightech-Zentrum soll aber jetzt, dank WLAN und Cloud Computing, das digitale Leben auch in Küche und Wohnzimmer Einzug halten. Nicht nur per Touchpad und Smartphone, sondern per „Internet of Things“. So ziemlich alles, was irgendwie elektronisch funktionieren kann – nicht muss –, wird angebunden werden. Der Herd, der Kühlschrank, die Waschmaschine sowieso. Die Energie kommt über sogenannte Smart Meter, die den Verbrauch optimieren und dabei auch gleich alle Nutzungsgewohnheiten aufzeichnen. Die Befehle werden über Smartphone und Touchpad gegeben, egal, wo man sich gerade befindet. Siri, die smarte Stimme des iPhones, die angeblich alles weiß, kann dann schon auch mal den Haushalt übernehmen und zwischendurch rückfragen, was man gerne zum Abendessen hätte. Klingt bequem, nett und harmlos. Stellen wir uns noch das Hightech-WC dazu vor, das gleichzeitig über Biosensoren unsere Harn- und Stuhlwerte analysieren kann, die WLAN-Waage als täglichen Body-Check und den Badezimmerspiegel, der über Gesichtserkennungs-Software unseren psychischen Zustand feststellt oder uns sogar gleich online mit dem Arzt verbindet – dann wird es schon beklemmender.
Aber all diese Technologien sind bereits erfunden oder zumindest in Prototypen im Labortest. Jene Datenmengen, die dann aus unseren vier Wänden kommen, werden nicht nur quantitativ stark zunehmen, sondern für die Erstellung eines lückenlosen Datenprofils unseres Alltagslebens sorgen. Zur Verhinderung von Zufällen, die uns schaden könnten, und zur besseren Vorausberechnung unseres Lebens. Microsoft, Google, Apple und viele andere stehen schon längst in den Startlöchern. Ein besonderes Wachstumssegment in diesem Bereich stellt Assisted Living dar, also all jene Dinge, die dazu beitragen, dass man auch im hohen Alter trotz mancher Behinderung noch in seiner eigenen Wohnung leben kann, da die Technik die Rolle des Betreuers und Beobachters übernimmt. Ein bei der EU als Forschungsprojekt eingereichtes Projekt möchte intelligente persönliche Assistenten entwickeln, die sowohl Kinder als auch alte Menschen betreuen können.
Der Bandbreitenbedarf im privaten Bereich wird also unablässig zunehmen, denn alle diese Geräte sind nicht nur untereinander, sondern auch mit dem Internet verbunden und in Cloud Computing integriert. Dan Artusi, CEO von Lantiq, einer Firma, die breitbandige Heim-Netzwerke anbietet, weist darauf hin, dass die Heimnetzwerke es heute mit einer Vielzahl vernetzter Geräte zu tun haben. Pro Haushalt gibt es oft mehrere Tablets, Smartphones und Set-Top-Boxen, aber auch die neueste Generation von Displays und Fernsehgeräten, die
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