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Das Ende ist mein Anfang - Ein Vater ein Sohn und die grosse Reise des Lebens

Titel: Das Ende ist mein Anfang - Ein Vater ein Sohn und die grosse Reise des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiziano Terzani
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eingefallen … die von diesem französischen Journalisten mit den Urinflecken auf der Hose.
    TIZIANO: Ach, der Dings … Da warst du dabei?
    FOLCO: Alle gingen an dem aufgebahrten Sarg vorbei und sahen hinein. Und als ich an der Reihe war, fand ich das auf einmal wahnsinnig komisch. Fast hätte ich laut losgelacht, als ich ihn so starr daliegen sah. Es war sehr peinlich. Ich bin ganz schnell raus gerannt, um einen Skandal zu vermeiden, während all die anderen in feierlicher Zeremonie weiter an ihm vorbeizogen, mit einem Gesicht …
    TIZIANO: … das sie zu der Gelegenheit extra aufgesetzt hatten.
    FOLCO: Und ich konnte mir das Lachen kaum verkneifen! Natürlich war das ein netter Mann gewesen, aber wie er mich dort aus diesem Kasten ansah, wirkte er wie eine Kröte.
    Wir lachen eine ganze Weile.
    TIZIANO: Am liebsten würde ich einfach verschwinden. Wirklich! Ohne dass irgendjemand etwas davon mitbekommt. Und wenn dann eines Tages jemand anruft und fragt: „Wie geht’s Tiziano?“, sagt ihr: „Ach, der hat seinen Körper doch schon vor einem Monat verlassen! Wusstest du das nicht?“
    FOLCO: Weißt du, wenn man sich wirklich stillschweigend verflüchtigen will - ein System gäbe es schon.
    TIZIANO: Ja? Erzähl!
    FOLCO: Die tibetischen Lamas machen das so. Eine tolle Sache! Sie nehmen den Lotussitz ein, und dann sitzen sie mit halb geschlossenen Augen unbeweglich da, und niemand erkennt, wann sie gehen.
    Wir lachen.
    Als ich in dem tibetischen Kloster in Frankreich wohnte, wurde mir die Geschichte von einem alten Lama erzählt, der nach seinem Tod noch zwei Wochen so sitzen geblieben war, ohne umzufallen, bis man ihn schließlich wegbrachte. Das war gar nicht so einfach, denn nach dem französischen Gesetz darf man einen toten Körper nicht tagelang in der Gegend herumsitzen lassen. Als der örtliche Polizeikommissar kam, merkte er aber gleich, dass das ein Sonderfall war, denn obwohl der Lama nach ärztlichem Urteil tot war, benahm er sich keineswegs wie ein Leichnam: Er hielt den Kopf aufrecht, und seine Gegenwart war im Raum deutlich zu spüren. Also ließen sie ihn da sitzen, bis er mit seiner Meditation fertig war.
    TIZIANO: Ja, so etwas habe ich in Noch eine Runde auf dem Karussell auch beschrieben. Bei Goenka in Koh Samui war das ganz ähnlich. Nur hat man ihm eine Sonnenbrille aufgesetzt, weil er keine Augen mehr hatte.
    Wir müssen lachen.
    … und da saß er dann in seinem Schaukasten mit einer Sonnenbrille auf der Nase!
    Er kann die Geschichte vor Lachen kaum zu Ende erzählen.
    ANGELA: Unglaublich!
    TIZIANO: Ja, wirklich. Eine sehr verlockende Möglichkeit! Ein Problem wäre es allerdings, wenn ich Schmerzen haben sollte … FOLCO: Stimmt, Schmerzen lenken einen ab. Der Schlüssel, um den Schmerz zu umgehen, ist, sich von seinem Körper zu trennen und ihn von außen zu beobachten.
    TIZIANO: Ja, natürlich.
    FOLCO: Auch wenn es bestimmt sehr schwer ist, den Schmerz abzuschütteln, wenn er dich so richtig packt. Aber weißt du, das ist so ähnlich wie mit dem Frieren, worüber wir vorhin gesprochen haben. Ich habe einen meiner Lieblings-Sadhus mal gefragt - der ist wirklich total abgedreht, aber auch sehr witzig, ein ganz freier Geist, einer von denen, die da oben in den Bergen immer barfuß herumlaufen, ohne Schuhe, ohne Geld, ohne Pläne - also, den habe ich mal gefragt: „Ist dir da oben im Schnee nicht kalt?“Und er hat geantwortet: „Da ist es nicht kalt. Es ist ta-ta-ta.“Du beobachtest dein Gefühl, aber statt zu sagen: „Mir ist kalt, ich muss mich warm anziehen“, sagst du: „Ich spüre ta-ta-ta“, als wären das lauter kleine Nadeln unter den Füßen, dann hat das fast etwas Lustiges. Solche Übungen machen sie, um sich abzuhärten.
    ANGELA: Schön!
    TIZIANO: Ich kann dem nur partiell zustimmen. Heute Nacht zum Beispiel hatte ich einen Anfall starker Schmerzen im Bauch. Ich weiß natürlich, was man da macht. Man konzentriert sich ganz auf den Schmerz: Man fragt sich, ist er eckig, ist er rund, ist er rot, ist er gelb …
    FOLCO: Toll! Wo hast du das denn gelernt?
    TIZIANO: Du musst dich fragen, wie der Schmerz aussieht. Dein Freund sagt, er macht ta-ta-ta. Du fragst dich: Ist er rund oder eckig? Macht er ein Geräusch? Ist es ein klopfender Schmerz oder nicht? Wenn er eine Farbe hat, dann welche? So lenkst du dich ein wenig ab. Aber wenn er sehr stark wird, kannst du irgendwann nicht mehr. Heute Nacht hätte ich dich fast geweckt.
    ANGELA: Warum hast du es denn nicht getan?
    TIZIANO:

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