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Das Ende ist mein Anfang - Ein Vater ein Sohn und die grosse Reise des Lebens

Titel: Das Ende ist mein Anfang - Ein Vater ein Sohn und die grosse Reise des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiziano Terzani
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Erfahrung zu machen, die euer Leben bereichern würde.
    FOLCO: Ehrlich gesagt, war ich damals alles andere als begeistert.
    TIZIANO: Ja, das glaube ich. Mein Gott, ich wäre … FOLCO: Ich empfand es damals als eine der schlimmsten Erfahrungen meines ganzen Lebens, das weiß ich noch genau. Oft weinte ich, wenn ich aus der Schule kam. Später hingegen … TIZIANO: Später fühltest du dich fast ein wenig privilegiert gegenüber den anderen Kindern, die auf normale Schulen gingen, stimmt’s?
    Ich wende mich an meine Schwester, die gerade mit dem Stillen fertig ist.
    FOLCO: Hat dir die chinesische Schule gefallen, Saskia? SASKIA: Ich habe mich weniger dagegen aufgelehnt als du. TIZIANO: Du warst auch kleiner. Wie alt warst du, Folco? Elf? FOLCO: Ja. Diese ganze Starrheit und Strenge sagten mir überhaupt nicht zu. In der Schule haben wir gelernt, dass Kommunismus alles andere als lustig ist, aber auch sonst fand ich das Leben in China ziemlich trist. Dass es solch ein System überhaupt gab, unter dem es den Leuten so schlecht ging! Das ihnen alle Lebenslust nahm. Alles war grau und öde. Die Chinesen unterdrückten und bespitzelten sich gegenseitig, überall war Polizei. Ich fragte mich wozu? Welche Perversion brachte die Leute dazu, sich so zu verhalten? TIZIANO: In der chinesischen Schule bist du zu einem glühenden Antikommunisten geworden, glaube ich. Womöglich war das von Vorteil!
    Er lacht.
    FOLCO: Es mag ja einen revolutionären Moment geben, in dem die Leute entflammt sind, bloß ist der bald vorbei.
    TIZIANO: Da hast du recht. Du hast die Wirklichkeit nicht durch eine ideologische Brille gesehen, sondern wie sie war - und wie auch ich sie bald wahrnahm -, und das hat dich zum Antikommunisten gemacht.
    FOLCO: Ja, denn wir glauben immer, Freiheit sei etwas Selbstverständliches, aber plötzlich merkt man, dass manche Systeme die Macht an sich reißen und vierzig, fünfzig, ja hundert Jahre lang ein ganzes Volk terrorisieren. Und das macht mir Angst. In China wurden die Menschen vom System erdrückt. Alles war geheim, alles war verboten. Unsere chinesischen Schulkameraden durften nicht einmal zu uns nach Hause kommen. Immer musste man befürchten, belauscht zu werden. Es gab einfach keine Freiheit.
    TIZIANO: Du hast vollkommen recht. Über das Problem der Freiheit haben wir oft gesprochen. Aber Freiheit ist ein schwammiger Begriff. Was du jetzt meinst, ist die grundsätzliche Freiheit, die tägliche Freiheit, in Frieden leben zu können. Hinter dem maoistischen Wahnsinn hatte ursprünglich eine Idee gestanden, die jedoch richtiggehend pervertiert worden war.
    FOLCO: Als wir in China waren, war sie, glaube ich, bereits müde und krank. Zwar wiederholten die Leute noch die Slogans und fegten noch die Straßen, aber ohne den geringsten Enthusiasmus.
    SASKIA: Denn was man tun musste, war oft vollkommen unnütz. Ich weiß noch genau, dass manchmal während der Sandstürme aus der Wüste Gobi, die einem den Sand nur so ins Gesicht peitschten, die Straßen gefegt werden mussten! Das war so beschlossen worden, und dann wurde es auch gemacht! FOLCO: Genau, ein sehr gutes Beispiel. Oft musste man tun, was zwar theoretisch sinnvoll, praktisch aber kompletter Unsinn war. Und so fehlte die Überzeugung; niemand hatte mehr das Gefühl, an einem großen Projekt mitzuarbeiten.
    TIZIANO: Ja, das war eindeutig vorbei. Das Bild des heroischen, arbeitsamen Landes zeigte überall tiefe Risse.
    Auch mir war klar, dass die chinesische Schule nicht einfach für euch war, dass man euch Dinge beibrachte, die meinem Wertesystem diametral entgegengesetzt waren. Die Klassenkameraden verpetzen, zum Beispiel, oder Fische vivisezieren, was dich total schockte, Saskia. In der Biologiestunde musstet ihr lebendigen Fischen die Flossen abschneiden! Dagegen entsprach es durchaus meiner Vorstellung von einer neuen Welt, die Klosetts zu putzen. Warum sollten das nur die anderen tun und wir nicht? Ich war damals noch ziemlich ideologisch eingestellt, immer sah ich alles in einer politischen, historischen Perspektive.
    Doch auch wenn das alles nicht einfach war, machte ich mir keine Sorgen um euch. Ich wusste, dass ihr den Umstieg vom westlichen Schulsystem auf die „Schule des Duftenden Grases“schon überstehen würdet.
    FOLCO: Stimmt, wer in so einer Situation durchhält, ist hinterher überzeugt, mit allem fertig zu werden.
    TIZIANO: Hm, das dachte ich eben auch.
    FOLCO: Was hast du denn in der chinesischen Schule gelernt, Saskia?
    SASKIA:

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