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Das Ende meiner Sucht

Das Ende meiner Sucht

Titel: Das Ende meiner Sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivier Ameisen
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beim Depressions-Score kein signifikanter Unterschied festgestellt [F Behandlung (1,78) = 0,70, P>0,05; F Zeit (3,78) = 2,28, P>0,05] (Abb.4, unterer Bereich).
    Tabelle 1. Die wichtigsten biologischen Marker von Alkoholmissbrauch bei Behandlung mit Baclofen oder Placebo zu Beginn (T 0 ) und am Ende (T 4 ) der Studie
T 0
T 4
Placebo
Baclofen
Placebo
Baclofen
MCV (µm 2 )
95,3 ± 2,8
95,7 ± 2,1
95,0 ± 2,7
93,7 ± 1,9
GGT (81–99 U/l)
103,6 ± 24,8
150,9 ± 41,8
50,5 ± 11,2
56,9 ±16,7
AST (7–45 U/l)
45,6 ± 9,0
56,9 ± 13,3
26,9 ± 5,7
31,2 ± 7,4
ALT (7–45 U/l)
46,4 ± 8,6
62,7 ± 13,1
25,7 ± 3,9
32,1 ± 4,8
    MCV = mittleres Zellvolumen; GGT = γ-Glutamyl-Transpeptidase; AST = Aspartat-Aminotransferase; ALT = Alanin-Aminotransferase. Jeder Wert ist der Mittelwert ± Standardfehler von 17 Patienten in der Baclofen-Gruppe (GGT-Werte nur von 16 Patienten) und 11 Patienten in der Placebo-Gruppe.
    In Tabelle 1 sind die Laborwerte vor und nach der Verabreichung von Baclofen oder Placebo zusammengestellt.
    Kein schwerwiegendes systemisches oder einzelorganisches Vorkommnis, das zum Ende der Mitteleinnahme geführt hätte, wurde berichtet, und kein Patient setzte das Mittel ab. Die Verträglichkeit war bei allen Patienten gut; wie zuvor berichtet (Addolorato et al., 2000b), waren die häufigsten Nebenwirkungen Schläfrigkeit (zwei Patienten), Müdigkeit (ein Patient), Schwindel (ein Patient) in der Baclofen-Gruppe und abdominelle Beschwerden (ein Patient) in der Placebo-Gruppe. Sie verschwanden innerhalb der ersten beiden Behandlungswochen und kehrten nicht wieder. Kein Patient berichtete über Euphorie oder andere angenehme Wirkungen des Medikaments. Kein Teilnehmer zeigte Craving nach Baclofen. Nach Absetzen des Mittels wurden weder Entzugserscheinungen noch Nebenwirkungen beobachtet.

    Abbildung 4. Angst (als Zustand) erhoben mit dem State Anxiety Inventory (STAI-Y1) und Depression erhoben mit der Selbstbeurteilungs-Depressionsskala nach Zung in der Baclofen- und der Placebo-Gruppe bei T0 (Behandlungsbeginn) und bei den vier wöchentlichen Besuchen (T1–T4). Jeder Wert ist der Mittelwert ± Standardfehler von 17 Patienten in der Baclofen-Gruppe und 11 Patienten in der Placebo-Gruppe.
DISKUSSION
    Kürzlich vorgelegte präklinische (Colombo et al., 2000, 2002) und vorläufige klinische Daten (Addolorato et al., 2000b, 2002) lassen vermuten, dass der GABA B -Rezeptor-Agonist Baclofen bei der Behandlung von Patienten mit Alkoholproblemen wirksam sein könnte. Doch bis heute wurde noch keine randomisierte, placebokontrollierte Doppelblindstudie durchgeführt. Trotz der Einschränkungen infolge der geringen Zahl von evaluierten Patienten sprechen die Ergebnisse der vorliegenden Studie dafür, dass die Gabe relativ niedriger Dosen von Baclofen an alkoholabhängige Patienten wirksamer ist als Placebo hinsichtlich Erreichen und Erhalten von Alkoholabstinenz (sowohl was die Zahl der Patienten anbetrifft, die vollständige Abstinenz erreichen, wie in abstinenten Tage), Reduzieren der Alkoholaufnahme, Unterdrückung von Alkoholverlangen und Reduzierung von Angst. Bei der Wirkung auf eine vorhandene Depression gab es keinen Unterschied zwischen Baclofen und Placebo.
    In Übereinstimmung mit unseren früheren Beobachtungen (Addolorato et al., 2000b) wurde Alkoholabstinenz oder eine Reduzierung der Alkoholaufnahme innerhalb der ersten Woche der Baclofen-Behandlung erreicht und blieb über die gesamte Behandlungsdauer bestehen. Die höhere Wirksamkeit von Baclofen gegenüber Placebo könnte damit zusammenhängen, dass es Craving unterdrückt; tatsächlich bewirkte das Mittel eine rasche Abnahme der »kompulsiven« und der »obsessiven« Komponente des Craving, wie der sofortige Rückgang des Mittelwerts der beiden OCDS-Unterskalen anzeigt. Es ist hervorzuheben, dass der Anti-Craving-Effekt von Baclofen bereits bei anderen missbräuchlich verwendeten Substanzen beobachtet wurde, insbesondere für Kokain bei Kokainabhängigen (Ling et al., 1998). Der Anti-Craving-Effekt von Baclofen könnte mit einer Wirkung auf die neuronalen Substrate zusammenhängen, die für die verstärkenden Eigenschaften von Ethanol verantwortlich sind. GABA B -Rezeptoren im ventral-tegmentalen Areal (VTA) sollen die Aktivität mesolimbischer Dopamin-Neurone kontrollieren, eines wichtigen neuralen Weges in der Regulation der Verstärkerwirkung von Suchtmitteln einschließlich Alkohol (siehe Di Chiara, 1995; Koob et al., 1998; Spanagel und Weiss, 1999). Dazu

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