Das Ende meiner Sucht
fährt Sie auf der York Avenue ein Taxi um.«
Schließlich schloss ich eine Berufsunfähigkeitsversicherung ab in dem sicheren Gefühl, dass die 350 Dollar Prämie pro Monat hinausgeworfenes Geld waren, nur um den Burschen endlich loszuwerden. Nicht ein Mal hatte er Sucht als Versicherungsfall erwähnt. Nach meiner Erkrankung war ich nicht auf die Idee gekommen, danach zu fragen, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass Sucht als eine richtige Krankheit wie etwa Krebs angesehen werden könnte, und einige Ärzte in Marworth hatten sich bitter darüber beklagt, dass ihre Berufsunfähigkeitsversicherung Sucht nicht abdeckte. Zum Glück hatte ich alle meine Ausgaben im Jahr zuvor auf Lastschrift umgestellt, so war ich mit den Prämien nicht im Rückstand.
Nach meiner Entlassung in Marworth am 16. September nahm ich Kontakt mit der Versicherung auf. Es gab einiges Hin und Her, aber die Gesellschaft erkannte schließlich an, dass meine Berufsunfähigkeitspolice Alkoholismus abdeckte. Mir wurden die Kosten für Marworth und High Watch Farm erstattet – und eine Zeit lang erhielt ich sogar Geld für den Lebensunterhalt, einen Prozentsatz meines letzten Gehalts am Cornell University Medical College.
Die Zahlungen der Berufsunfähigkeitsversicherung verschafften mir finanziell etwas Luft. Außerdem hatte ich den Segen von Marworth bekommen: Das Harvard unter den Entzugskliniken bescheinigte mir, dass ich nach zwei Monaten Studium den Abschluss erreicht hatte und bereit war, wieder in die Welt hinauszugehen.
Kurz bevor ich Marworth verließ, hatte der Arzt großartige Neuigkeiten für mich: Meine Leberenzyme waren wieder normal. Das Gespenst eines Leberschadens hatte mich die ganze Zeit verfolgt. Dannsagte mir mein Therapeut, ich solle mit meiner Fallmanagerin beim CPH sprechen, damit sie mir das Kontrollsystem erklärte.
»Also«, eröffnete mir die Fallmanagerin, »Sie werden einen Piepser tragen, und ein Psychiater, der für das CPH arbeitet, wird Sie von Zeit zu Zeit anpiepsen. Zunächst werden Sie ihn in seiner Praxis an der Upper West Side aufsuchen. Später wird er Sie zu beliebigen Zeiten etwa zweimal pro Woche anpiepsen. Es wird keine festen Zeiten geben. Wenn er Sie anpiepst, müssen Sie binnen zwei Stunden hingehen und eine Urinprobe abliefern. Es kann an jedem beliebigen Tag der Woche sein.«
Ich sagte: »Urin? Wegen Alkohol? Urinproben sagen über Alkoholkonsum nichts aus.« Alkohol ist aufgrund der Art und Weise, wie er im Körper abgebaut wird, nach wenigen Stunden im Urin nicht mehr nachweisbar.
»Ja, aber wir müssen auch nach Kokain, Heroin, Amphetaminen, verschreibungspflichtigen Schmerzmitteln, Cannabis, Benzodiazepinen und anderen häufig konsumierten Drogen suchen. Die können noch Tage oder Wochen nach Beendigung der Einnahme im Urin nachgewiesen werden.«
»Ich habe in meinem Leben noch nie eine Linie Kokain gesehen. Ich habe nie eine illegale Droge genommen.«
»Wir müssen es trotzdem kontrollieren.«
»Aber Sie haben mir gesagt, das CPH-Programm baue auf Ehrlichkeit wie die Anonymen Alkoholiker. Sie sagen, wenn jemand unehrlich ist, wird er nicht gesund werden, und ich bin ehrlich. Ich versichere Ihnen, dass ich niemals Kokain oder Heroin angerührt habe. Die einzige Droge, die ich genommen habe, ist Alkohol. Glauben Sie mir oder nicht?«
»Natürlich glauben wir Ihnen. Aber wir müssen es trotzdem kontrollieren.«
»Meine Ärzte verschreiben mir regelmäßig Benzos gegen meine Angst und Panikattacken. Meine Suchtärztin, Dr. Elizabeth Khuri, ist eine renommierte Forscherin auf dem Gebiet und hat einenLehrauftrag für Psychiatrie an der Rockefeller University, sie verschreibt mir die Medikamente.«
»Die CPH-Regeln verbieten solche Drogen. Es besteht die Gefahr des Missbrauchs und der Abhängigkeit, Sie müssen ohne sie zurechtkommen. Und noch etwas: Sie müssen in Gegenwart eines Zeugen urinieren.«
»Wie bitte?«
»Ja, manche Leute geben den falschen Urin ab.«
Ich erzählte Joan von dem Gespräch. »So weit ist es gekommen. Ich kann nicht einmal übers Wochenende wegfahren, weil ich kurzfristig Urin abgeben muss, wenn ich angepiepst werde. Oder ich muss vorher Bescheid sagen und ein anerkanntes Labor finden, wohin ich gehen kann. Ich habe meine Praxis geschlossen, weil ich nicht riskieren wollte, dass durch mein Trinken jemand zu Schaden kommt, und jetzt muss ich auf einen Pieps hin vor den Augen eines Zeugen pinkeln, damit sie mich auf Drogen kontrollieren können, die ich im
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