Das Ende meiner Sucht
Leben noch nicht gesehen, geschweige denn genommen habe. Und zu allem Überfluss verbieten sie mir noch meine Medikamente gegen die Angst. Du hast meine Panikattacken miterlebt. Sie sagen, sie wollen, dass ich nüchtern bleibe und meine Zulassung behalte, aber sie arbeiten gegen mich.«
Außer den Urinkontrollen hatte das CPH angeordnet, dass ich am ambulanten Programm von St. Luke’s-Roosevelt teilnehmen und außerdem zweimal pro Woche zu einem Psychologen gehen sollte, der mit dem CPH zusammenarbeitete. »Sie brauchen Einzelgespräche mit mir, das kostet einhundertfünfzig Dollar pro Sitzung«, teilte mir der Psychologe mit. »Und Sie müssen an einer Therapiegruppe teilnehmen, das sind fünfundachtzig Dollar.« Meine Krankenversicherung bezahlte die 900 bis 1000 Dollar monatlich nicht, die das ergab.
Ich ging weiter zu Liz Khuri am Rockefeller, und sie stellte mir großzügigerweise keine Rechnung, weil ich nicht arbeitete. Ich fragte meinen CPH-Psychologen, ob mein wöchentlicher Besuch bei Liz dieEinzelstunde bei ihm ersetzen könnte, glücklicherweise stimmte er zu.
Einmal bekam ich bei Liz eine Panikattacke. Sie war sehr in Sorge und schrieb mir sofort ein Rezept für Valium aus. Ich löste das Rezept ein, rührte aber die Tabletten nicht an. Stattdessen rief ich den CPH-Psychologen an und fragte, ob ich das Valium nehmen dürfe. Er sagte: »Lassen Sie die Finger davon. Wenn Sie es im Urin haben, müssen Sie sofort zurück in die Entzugsklinik.«
»Aber ich habe schwere Angstzustände und Panikattacken.«
»Lassen Sie das Valium. Die Angst wird vergehen.«
Die Angst verging, und gleich darauf war sie wieder da. Sie ebbte ab und stieg an wie das Meer, aber verschwand nie ganz. Und mit der Panik war es genauso. Ich nahm die unberührte Valium-Packung zur nächsten vom CPH verordneten Gruppensitzung mit und händigte sie dem Psychologen vor allen anderen Teilnehmern, lauter Ärzten, aus.
»Glückwunsch«, sagte er, »Sie machen das großartig.«
»Ich mache es überhaupt nicht großartig, ich kämpfe verzweifelt, um mein Leben vor dem Alkohol zu retten. Aber ich möchte Ihnen eine Frage stellen. Sie kennen sicher meine Psychiaterin Dr. Elizabeth Khuri und kennen ihren Ruf als wissenschaftlich tätige Ärztin, die sich mit Abhängigkeiten befasst, nicht wahr?«
»Aber sicher, natürlich. Sie ist sehr bekannt und angesehen auf dem Gebiet.«
»Nach Ihrer professionellen Meinung: Hat sie recht oder nicht, wenn sie mir Valium verschreibt, wenn ich in ihrem Sprechzimmer eine Panikattacke bekomme und sie weiß, dass ich eine medizinische Vorgeschichte mit Angst und Panik habe, die älter ist als mein Trinken?«
Er antwortete nicht, und ich sprach weiter. »Ich weiß, dass das CPH Valium verbietet, deshalb habe ich Ihnen alle Tabletten mitgebracht. Aber nach Ihrer professionellen Meinung: Hat Dr. Khuri recht oder nicht?«
Nach einer langen Pause meinte er: »Nun, medizinisch gesehen hat sie recht.«
»Dann kann ich also das Valium nehmen?«
»Nein, Sie müssen sich an die CPH-Regeln halten.«
Es war nur ein moralischer Sieg. Aber nach dem Gesichtsausdruck meiner Arztkollegen zu urteilen, genossen sie den Sieg genauso wie ich. Aus Gesprächen wusste ich, dass ihnen die Scharade unserer zwangsverordneten Therapiesitzungen genauso missfiel wie mir. Wir konnten in diesen Sitzungen nicht wirklich offen reden, weil der Psychologe uns informiert hatte, der Inhalt werde zumindest teilweise ans CPH berichtet. Unter solchen Umständen konnte sich kein echtes Vertrauensverhältnis zwischen Patient und Therapeut einstellen, und der Patient konnte nicht wirklich sagen, was er auf dem Herzen hatte – die beiden Vorbedingungen für therapeutische Fortschritte waren nicht erfüllt.
Einrichtungen wie das CPH – ich glaube, jeder Bundesstaat hat eine eigene – sind wichtig, um die Allgemeinheit vor Ärzten zu schützen, die unter dem Einfluss stimmungsverändernder Substanzen Patienten behandeln, und um die Ärzte selbst zu schützen. Aber es ist sehr seltsam, wenn das Programm diktiert, dass ein Arzt nicht angemessen medizinisch behandelt wird, und ihm das grundlegende menschliche Recht auf die richtigen Medikamente und Fürsorge verwehrt.
Mit der sie auszeichnenden Sorge um den Patienten rief Liz Khuri beim CPH in Albany, der Hauptstadt des Bundesstaats, an, als ich bei ihr im Sprechzimmer saß. Ich hörte, wie sie erklärte, warum ihrer ärztlichen Meinung nach Valium die richtige Medikation für mich war. Und dann
Weitere Kostenlose Bücher