Das Ende
endgültig die Wahrheit über den 11. September aufgegangen war. Es war der letzte Tag seines vierten und letzten Einsatzes, der Tag, an dem er begriffen hatte, dass das Land, das er liebte, von einer Gruppe von Wirtschaftsbossen und Bankern übernommen worden war, die zahllose Unschuldige ermordet hatten, um das Reich ihrer Gier zu vergrößern – und dass er für seine eigenen Taten in der Hölle brennen und seine Seelengefährtin nie wiedersehen würde.
Während Patrick zu den in Flammen stehenden Brücken hinaussah, spürte er den Kupfergeschmack des Hasses in seinem Mund. Es war ein Hass, der ihn während des größten Teils der letzten elf Jahre verblendet hatte, eine Wut, die so tief reichte, dass sie alle Liebe, die er jemals empfunden hatte, erstickte, jede gute Erinnerung auslöschte und jeden Funken Licht verhüllte. Und in diesem Augenblick plötzlicher Klarheit erhob eine andere Wahrheit ihr hässliches Haupt.
»Sie werden Manhattan niederbrennen.«
Die anderen Mitglieder der kleinen Gruppe drehten sich zu ihm um.
Paolo griff nach der Hand seiner Frau. »Wer wird Manhattan niederbrennen?«
»Die Bundesbehörden. Das Verteidigungsministerium. Es wird schon bald passieren, möglicherweise bei Sonnenaufgang. Vielleicht wäre es schon vor Stunden geschehen, wenn sie es geschafft hätten, sich den Impfstoff zu verschaffen.«
»Woher willst du das wissen?«, fragte Pankaj.
»Im VA Hospital habe ich gehört, wie Bertrand DeBorn damit drohte, die Sache mit Anthrax und die Hintergründe der Angriffe von 2001 öffentlich zu machen. «
»Kogelos Verteidigungsminister?«
»Was hat Anthrax zu tun mit …«
»Anthrax kam aus den Laboratorien der CIA. Ich vermute, dass Scythe in einem ähnlichen Labor entwickelt wurde.«
»Zu welchem Zweck?«, fragte Paolo.
»Um den Iran zu erobern. Da wir nicht über genügend Soldaten verfügen, um noch ein Land zu besetzen, haben sich die Geheimdiensttypen einen neuen Plan einfallen lassen. Wir setzen einen biologischen Kampfstoff wie Scythe frei, mit dem wir die feindlichen Truppen erledigen, um dann mit dem Impfstoff in der Hand in das Land einzuziehen und Friedensverhandlungen aufzunehmen.«
»Das glaube ich nicht«, sagte Francesca nachdrücklich. »Ich weigere mich, so etwas zu glauben. Das hier ist Manhattan, der Big Apple. Niemand wird die am dichtesten bevölkerte Großstadt Amerikas in Flammen aufgehen lassen.«
»Das ist denen egal«, sagte Shep und schloss die Augen. »Wir sind nichts weiter als kleine Zahlen in einer großen Rechnung – ein akzeptabler Verlust. Sie werden Manhattan niederbrennen und Scythe einer Gruppe Terroristen
in die Schuhe schieben. Und bevor noch irgendjemand begriffen hat, was vor sich geht, stecken wir mitten im Dritten Weltkrieg.«
Governor’s Island, New York
6:20 Uhr
Alleine in der Dunkelheit auf einer schimmligen Matratze, die im Keller auf dem feuchten Zementboden lag, zuckte Leigh Nelson von Kopf bis Fuß zusammen, als sie hörte, wie jemand direkt über ihr durch das Erdgeschoss ging. Entsetzen erfüllte sie, als die schweren Schritte des Soldaten die Holztreppe herunterkamen.
Sie schrie auf, als der Mann sich ihr näherte.
»Kein Waterboarding mehr, ich verspreche es. Ich habe Ihnen etwas zur Beruhigung Ihrer Nerven mitgebracht. Können Sie sich aufsetzen?« Jay Zwawa half Leigh Nelson in eine aufrechte Position. Die Muskeln der Ärztin zitterten noch immer. Er reichte ihr eine offene Flasche Whiskey.
Sie hob sie an ihre Lippen und trank. Sie leerte ein Drittel der Flasche, bevor Zwawa sie ihr wieder abnehmen konnte. Ihr Magen brannte, aber die innere Hitze trug dazu bei, dass sich ihre angegriffenen Nerven entspannten.
»Alles in Ordnung?«
»Warum haben Sie mich foltern lassen?«
»Warum? Weil ich Befehle befolgt habe. Weil die Welt verrückt geworden ist. Weil der gesunde Menschenverstand zum Fenster hinausgeworfen wurde, als mehrere Präsidenten zu dem Schluss kamen, dass ahnungslose Schwachköpfe wie Cheney, Rumsfeld und DeBorn mehr
vom Militär verstünden als Männer, die tatsächlich in den Streitkräften gedient haben.«
»Ich hasse euch und eure verdammten Kriege und eure wahnsinnigen Programme zur biologischen Kriegsführung. Ich hoffe und bete darum, dass jede dieser Maden in Menschengestalt und jeder Kriegstreiber, der daran beteiligt ist, in der Hölle brennen wird.«
»Ich vermute, dass Sie Ihren Willen bekommen werden.«
Sie duckte sich, als er in seine Jackentasche griff – doch er zog nur
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