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Das Ende

Das Ende

Titel: Das Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Alten
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runden Höhlen seines Schädels wie vibrierende Moleküle kreisten. Dunkles Blut floss in einem ununterbrochenen Strom aus der geschwungenen, olivgrünen Klinge seiner Sense
den hölzernen Schaft hinab, sammelte sich auf der rechten Knochenhand der Kreatur und tropfte von dort in die Tiefe.
    Ohne Vorwarnung sprang der düstere Schnitter mit den Füßen voran in die Grube, und eine Art Strudel riss Patrick Shepherd mit in die Tiefe … in den neunten Kreis der Hölle.

    Pier A
Battery Park, Manhattan, New York
7:45 Uhr

    Pankaj Patel steuerte den Schulbus über den Bürgersteig und fuhr über den schneebedeckten Rasen. Als er das Ufer schon fast erreicht hatte, bremste er ruckartig, doch das Fahrzeug schlitterte noch ein paar Meter weiter, und der Kühler durchbrach den Bauzaun, der Pier A umgab.
    Die kleineren Kinder schrien. Francesca Minos drückte das Neugeborene an ihre Brust, um ihm im schwankenden Bus einen sicheren Halt zu geben. »Paolo, such Heath. Hilf ihm, das Boot startklar zu machen.«
    Noch immer tief bewegt von den Gefühlen, die die Geburt seines Sohnes in ihm ausgelöst hatte, stieg Paolo aus dem Bus. Pankaj und David Kantor folgten ihm. Die drei Männer schoben sich durch den zerschmetterten Bauzaun, gingen zum südwestlichen Eingang der Pier und betraten das verfallene Gebäude.
    Der Pestgestank war überwältigend.
    Heath Shelby lag unter dem in seiner Aufhängung schwebenden neun Meter langen Cuddy Cruiser. Noch immer war der Tote fast vollständig mit seinem Weihnachtsmannkostüm bekleidet. Seine Gesichtshaut war bläulich-fahl, seine Lippen waren blutverschmiert. An
seinem Hals konnte man eine pflaumenfarbene Beule erkennen.
    Von Grauen erfüllt wandte sich Paolo ab.
    David überprüfte den Sitz seiner Kapuze und seiner Schutzmaske und kniete sich dann neben den Toten unter das Boot. »Dein Schwager hat den Rumpf repariert, nicht wahr?«
    »Ja. Er hat gesagt … Er hat versprochen, dass er es schaffen würde, bis wir ankommen.«
    »Ich weiß nicht, ob diese Ausbesserungen halten werden. «
    »Wir sollten beten, dass es dicht hält.« Pankaj inspizierte die Winde. »Paolo, wie bringen wir das Boot ins Wasser?«
    »Wenn du die Winde anwirfst, öffnet sich die Luke unter dem Boot.«
    Pankaj startete den Generator und schaltete die Winde ein. Unter dem Boot schwang eine stählerne Doppelklappe auf; zweieinhalb Meter unter der Pier schimmerte das Wasser. Die Männer sahen zu, wie der Cuddy Cruiser langsam ins Hafenbecken hinabschwebte, wo er zwischen den Wellen auf und ab tanzte. Lächelnd und zugleich erschöpft sahen die drei Überlebenden einander an, nachdem sie dem Tod noch einmal entronnen waren.
    Dann kippte das Boot nach steuerbord. Der Bug hob sich, als Wasser ins Heck zu laufen begann – und die Rettungsmöglichkeit der kleinen Gruppe versank im Hafen von New York.

    Areal des ehemaligen World Trade Center,
Manhattan, New York

    Er fiel in die Dunkelheit, und ein Gewirr verschiedener Stimmen – ferne Erinnerungen – hallte in seinen Ohren wider. Der Ball ist gut … Schnapp ihn dir, German Shepherd … Das ist nicht unser Kampf, Sergeant … Dann bleibst du eben den ganzen Tag hier unten … Ein richtig gutes Spiel heute, mein Sohn … Verdammte Sprengfallen … Der Arm ist weg, ziemlich üble Schädelfraktur … Du hast dich schon vor drei Wochen verabschiedet … Die Ausrüstung ist sehr umfangreich, aber du wirst noch froh darüber sein … Ich liebe dich, Shep … Der Blutdruck fällt! Ich brauche noch einen halben Liter Blut … Ich dachte, ich sei deine Seelengefährtin … Für die Red Sox wirft jetzt … Warum bin ich hier?
    »Das Leben ist eine Prüfung, Patrick …«
    Ein Lichtfleck raste von unten auf ihn zu. Er wurde immer größer, immer gewaltiger – und plötzlich bewegte sich Shep durch das Licht hindurch und versank in klarem, blauem Wasser. Er geriet in Panik, verlor die Orientierung, konnte nicht mehr atmen. Er wand sich hin und her, trat wild um sich und hob sich mit energischen Schwimmzügen an die kristallblaue Wasseroberfläche. Seine nackten Arme waren von der Sonne gebräunt, muskulös und gesund.
    Er schwamm zur Leiter und stieg, nur mit einer Badehose bekleidet, aus dem Swimmingpool. Noch immer desorientiert, setzte er sich auf den Schieferboden eines Patio.
    Der Patio gehörte zu einem direkt am Ozean gelegenen Strandhaus. Die Sonne wärmte sein Gesicht. Wasser rann von seinem Körper. Einhundert Meter entfernt im Osten schlugen unter einem wolkenlosen

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