Das Ende
betrachten. Patricks Erinnerung ist nicht besonders gut. Vielleicht können Sie ihm ja helfen?«
David setzte sich neben seinen ehemaligen Kameraden. Die anderen versammelten sich um die beiden. »Shep, wie sollte der Impfstoff Donna helfen können? «
»Donna?«
»Deine Tochter.«
Sheps Augen wurden immer größer, als er sich wieder erinnerte. »Donna. Mein kleines Mädchen heißt … Donna. Ich habe mich an Beatrice erinnert, aber ich habe es einfach nicht geschafft …«
»Wer ist Beatrice?«
»Meine Frau. Aber das weißt du doch.«
»Shep, hast du geheiratet, als du im Krankenhaus warst?«
»David, ich bitte dich. Beatrice! Die einzige Frau, die ich je geliebt habe. Die Mutter meines Kindes. Meine Seelengefährtin.«
David sah die anderen an und legte dann seine Hand auf Patricks gesunde Schulter. »Der Chirurg hat gesagt, dass die Explosion deine Erinnerungen durcheinandergebracht hat, aber niemand konnte voraussehen, wie sehr. Shep, ich weiß nicht, wer diese Beatrice ist, aber die Frau, die du immer deine Seelengefährtin genannt hast, hieß … Patty. Patricia Segal.«
Patrick erbleichte. Das Blut schwand aus seinem Gesicht.
»Du hast sie Trish genannt. Vermutlich klingt das ein wenig wie Beatrice. Shep, ihr beide habt nie geheiratet.
Ihr wart verlobt. Es gab bereits Pläne für die Hochzeit, aber ihr Vater – dein Baseballcoach an der Highschool – wurde krank. Der Krebs hat ihn geholt. Kurz bevor sich die Red Sox bei dir gemeldet haben. Kurz vor dem Unfall. «
Ein eisiger Schauer fuhr über Patricks Rückgrat. »Welcher Unfall?«
Quer durch den Park starrte ihn der Sensenmann an … und wartete.
David sah zu Virgil. Virgil nickte. »Machen Sie weiter. Er muss es hören.«
»Shep, Trish und Donna waren im Flugzeug aus Boston … In dem Flugzeug, das in das World Trade Center gerast ist. Du hast deine Familie am 11. September verloren. «
Francesca umklammerte den Am ihres Mannes und krümmte sich unter der Wehe zusammen. Dawn wurde schwindelig. Manisha fing ihre Tochter auf, bevor sie in Ohnmacht fiel.
Patrick Shepherds Brust schnürte sich so eng zusammen, dass er kaum mehr atmen konnte.
Und in diesem Augenblick der Offenbarung löste sich plötzlich ein mehr als zehn Jahre altes Trauma voller aufgestauter Gefühle, und die Synapsen seiner verletzten Großhirnrinde feuerten wieder, als setzten sich die Einzelteile im Inneren einer Uhr mit einem Schlag wieder in Bewegung.
Und plötzlich konnte er sich wieder erinnern.
Er erinnert sich daran, wie er über den Trinity Place rennt, nachdem der zweite Turm getroffen worden ist.
Er erinnert sich an den dichten braunen Rauch, der zum Himmel aufsteigt. Und an Menschen, die aus dem Himmel fallen.
Er erinnert sich an den Trinity-Friedhof und an das Begräbnis seiner Seelengefährtin und seiner kleinen Tochter. Er erinnert sich, wie er einige Habseligkeiten in ihre leeren Särge gelegt hat … und alles unter der Skulptur eines engelgleichen Kindes zur Ruhe gebettet wurde … unter jenem Grabstein, auf den der düstere Schnitter vor wenigen Stunden gedeutet hatte.
Doch ein Puzzleteil fehlte noch … eine letzte Erinnerung. Die Erinnerung an den Tag, an dem ihm die Wahrheit über den 11. September klar wurde. An den Tag, an dem er das ganze Ausmaß des Verrats begriffen hatte.
An den Tag, an dem er aus seiner Kaserne in der Grünen Zone hinaus in die Sonne tritt, den Abzugsstift in der rechten Hand – und die scharfe Granate in der linken.
Auf der anderen Seite des Rasens breitete der Sensenmann seine von dunklem Stoff umhüllten Arme aus und rief ihn stumm zu sich.
Shep sprang von der Bank auf und rannte stolpernd auf den Todesengel zu, bereit, allem ein Ende zu machen.
Der düstere Schnitter lächelte und verschwand in den Schatten.
»Shep, warte!« David wollte ihm hinterherrennen, doch der alte Mann trat ihm in den Weg.
»Sind Sie Arzt?«
»Was? Ja …«
»Wir haben hier eine Schwangere, die in den Wehen liegt. Paolo, dieser Mann wird deinen Sohn zur Welt bringen. Pankaj, du musst alle in den Battery Park fahren. «
»Virgil, was ist mit dir?«
»Patrick braucht mich. Beeil dich, wir haben nicht viel Zeit.« Der alte Mann gab Pankaj einen Klaps auf die
Wange, sah den verblüfften Gelut Panim mit einem schiefen Lächeln an und folgte Patricks Spuren durch den Schnee.
David, Pankaj und Paolo halfen Francesca in den Schulbus, in dem es gut zehn Grad wärmer war als draußen. Manisha stützte Dawn, doch im letzten Augenblick
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