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Das Erbe der Apothekerin - Roman

Das Erbe der Apothekerin - Roman

Titel: Das Erbe der Apothekerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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die ihr Ungehorsam nach sich zöge.
    Sie würde auf jeden Fall Mauritz’ Eintreffen abwarten und ihm nach allen Regeln der Kunst den Kopf waschen. Und er sollte es ja nicht wagen, ausfallend zu werden oder Hand an seine Frau – oder gar an sein »Mündel« – zu legen!

    Albrecht von Meinrad – trotz seiner maßlosen Enttäuschung über Magdalenas Standhaftigkeit, die er im Stillen eine herbe Abfuhr nannte – hatte sich sofort bereiterklärt, sich nach einer gewissen Zeit, die sie unter dem Dach ihres Oheims verbrachte, beim Hausherrn melden zu lassen, um sich bei ihm offiziell als entfernter Vetter vorzustellen. In Wahrheit würde er sich auf diese Weise des Wohlbefindens seiner Base versichern. Irgendwie bewunderte er auch ihren Mut: Dem skrupellosen Vormund war schließlich alles zuzutrauen! Er sollte ruhig wissen, dass Magdalena keineswegs starken männlichen Schutzes entbehrte.
    »Die drei Bewaffneten, die stets bei mir sind, werden das Ihrige dazu beitragen, den feigen Patron einzuschüchtern, sollte es nötig sein«, versprach Albrecht. »Und sollte er dir auch nur ein einziges Haar krümmen, Lena, soll er mich kennenlernen – Verwandter hin oder her!«
    Die junge Frau rechnete Albrecht dieses ritterliche Gebaren hoch an. Obwohl sie sich nicht hatte erweichen lassen, war er bereit, für sie in die Bresche zu springen.
    »Er ist doch ein feiner Kerl«, dachte Magdalena. »Irgendein Edelfräulein wird einmal recht glücklich mit ihm werden …«
     
    Mauritz’ Ehefrau freute sich indes ungemein über den zusätzlichen Gast. Sie bekam sehr selten Besuch. So saßen nun drei Personen um den Esstisch in der Stube und ließen es sich wohl sein. Die treue Berta, über deren Begleitung Magdalena sehr froh gewesen wäre, ließ sich an diesem Abend entschuldigen. Sie genoss die interessante Gesellschaft Gertrudes und ließ sich von ihr schmackhafte Kochrezepte verraten.
    Es müsste doch mit dem Teufel zugehen, wenn sie es nicht schaffen sollte, ihren Herrn, den Notar Zängle, wenigstens
kulinarisch auf Dauer zufriedenzustellen … Dass sie ihn als Frau nicht im Geringsten interessierte, wusste sie seit langem.
    »Wahrscheinlich bin ich ihm jetzt mit meinen beinahe fünfzig Jahren zu alt«, vermutete sie. Immerhin betrug der Altersunterschied fast acht Jahre. Wenn Herr Julius jedoch nur mit dem kleinen Finger gewinkt hätte, wäre die biedere Frau zu allem Möglichen bereit gewesen – aber eben dieser ganz spezielle Wink war während der gesamten Zeit, immerhin fünfzehn Jahre, die sie nun schon bei ihm diente, niemals erfolgt.
    Margret ließ sich sogar dazu bewegen, in so munterer Gesellschaft wenigstens ein paar Bissen zu sich zu nehmen. Etwas, das die um die Gesundheit ihrer Tante ernsthaft besorgte Apothekerin mit Genugtuung erfüllte. Der Wein, ein ausgezeichneter Tropfen, der noch aus dem Vorrat Georg Scheitlins stammte, lockerte sogar ein klein wenig die Zunge der eingeschüchterten Frau, die in aller Regel nichts zu lachen hatte.
    Man sprach von früheren Zeiten, als Magdalenas Vater noch lebte, und Frau Elise, die Großmutter, als rüstige Patronin das Regiment im Haushalt innehatte, nachdem Georgs Frau so früh verstorben war. Gute und vor allem friedliche Zeiten waren es gewesen …
    Dann platzte Mauritz in die fröhliche Runde. Als er wütend die Stubentür aufriss und sein giftiger Blick die verabscheute Nichte traf – ein Spion aus der Dienerschaft hatte ihn sofort beim Betreten des Hauses mit der Neuigkeit konfrontiert, wer sich unter seinem Dach aufhielt –, ging er sofort dazu über, sie anzubrüllen und zu versuchen, sie aus dem Haus zu scheuchen.
    »Verdammt! Du wagst es, du … du Geschöpf, dich in meinem
ehrenwerten Haus sehen zu lassen! Verschwinde auf der Stelle, ehe ich mich vergesse und anschließend den Büttel rufen lasse!«
    Drohend näherte er sich dem Tisch, um seiner Aufforderung wenn nötig handgreiflich nachzuhelfen, als er aus dem Augenwinkel heraus den noblen Fremden entdeckte. Mauritz erstarrte regelrecht.
    Inzwischen war Albrecht von Meinrad seelenruhig aufgestanden und pflanzte sich breitbeinig vor dem wütenden Hausherrn auf.
    »Danke vielmals für Euren herzlichen Empfang, Vetter! Gestattet, dass ich mich Euch vorstelle? Albrecht von Meinrad mein Name, angeheirateter Großneffe Eurer verehrten Muhme Gertrude, Blutsverwandter ihres verstorbenen Gemahls, des Herrn von Reuchlin. Derzeit bin ich Kammerherr Seiner Majestät, König Sigismunds, und auf Urlaub, um meine

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