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Das Erbe der Apothekerin - Roman

Das Erbe der Apothekerin - Roman

Titel: Das Erbe der Apothekerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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doch nun wirklich nicht aus!«
    Seit sie ihn das erste Mal gesehen hatte, war Änneli unsterblich in Betz verliebt. Bisher blieben ihre Gefühle jedoch leider unerwidert.
     
    Am späteren Nachmittag war ein stattlicher Mann in vornehmer Reitkleidung bei den Franziskanern erschienen. Er stellte sich als Sekretär eines italienischen Kardinals vor und bat in recht gutem Deutsch für seinen Herrn, Kardinal Don Emilio Sabattini, um die Hilfe »der berühmten Rose von Konstanz, Donna Maddalena«.
    So etwas war im Kloster längst alltäglich. Es verging kaum eine Woche, ohne dass ausdrücklich die Dienste der schönen Apothekerin verlangt wurden. Der Sekretär, etwa Mitte vierzig, machte einen sehr guten Eindruck; der Blick seiner großen braunen Augen in einem schmalen Gesicht schien offen und ehrlich. Für Frater Gregor bestand nicht der geringste Grund, an seinen Worten zu zweifeln.
    Der Mann – er stellte sich vor als Ernesto Cavallo – versicherte, die junge Frau im Anschluss an die Behandlung (es sollte sich um ein aufgebrochenes Geschwür im Nacken des Kardinals handeln) wieder nach Konstanz zu bringen. Der Patient warte in einem Haus ein klein wenig außerhalb der Stadt. Magdalena selbst stellte keine weiteren Fragen, längst war sie Hausbesuche gewohnt und hoffte nur, noch vor Einbruch der Dunkelheit wieder zurück zu sein.

    »Wohin bringt Ihr mich denn, in Jesu Christi Namen? So weit von Konstanz entfernt kann Euer Herr doch gar nicht wohnen!«
    Magdalena, die hinter dem Reiter auf dessen Pferd saß und sich an dem Umhang des Mannes festhielt, war noch keineswegs beunruhigt, sondern lediglich neugierig, wohin die Reise wohl führen mochte. Über Wollmatingen waren sie längst hinaus und ritten nun am Rande des Rieds entlang in Richtung Oberdorf.
    »Wir sind gleich da, Jungfer.«
    Ser Ernesto wandte sich zu ihr um; er war bemüht, die junge Frau nicht zu ängstigen. »In der Stadt selbst hat mein Herr leider keine angemessene Unterkunft mehr gefunden. Aber so ist es ohnehin viel besser! Seine Eminenz ist nämlich sehr freiheitsliebend, und die Enge innerhalb der Stadtmauern kann sehr bedrückend sein. Da nimmt er lieber den täglichen Ritt ins Konstanzer Münster auf sich.«
    In Magdalenas Ohren klang das nicht unvernünftig. Die Stadt war in der Tat brechend voll. Überall auf den Gassen und Plätzen hielten sich zu jeder Tageszeit Menschenmassen auf, die wild schrien, lachten und gestikulierten. Dazwischen versuchten immer wieder Reiter mit ihren Tieren voranzukommen, Händler schoben fluchend Karren oder lenkten Eselsgespanne durch die Menge, während herrschaftliche Diener die Sänften mit kirchlichen und weltlichen Würdenträgern möglichst schnell von einem Ort der Stadt zu einem anderen zu transportieren suchten. Auch Magdalena wünschte sich so manches Mal nur noch hinaus aus der Stadt.
    Sie genoss das ungebremste Dahinfliegen auf dem kräftigen Pferd und schmiegte sich vertrauensvoll an ihren Führer. Dass die Sonne bereits im Begriff war, unterzugehen,
focht sie keineswegs an, hatte der Sekretär doch versprochen, sie wieder zurückzubringen.
    Ihr Patient schien an einem Furunkel zu leiden, das sich von selbst geöffnet hatte. Das klang zwar unangenehm, aber nicht allzu bedrohlich. Da war sie schon mit Schlimmerem konfrontiert worden. Das Wichtigste bei offenen Wunden – und das hatte ihr Vater ihr noch beigebracht – war absolute Sauberkeit.
    In ihrem Korb befand sich daher immer ein Bündel peinlich reiner Wundauflagen und frisch gewaschener und aufgerollter Leinenbinden. Und mit der Auswahl an geeigneten Salben konnte sie sogar mit den meisten klösterlichen Infirmarien konkurrieren.
    Dass ein ausländischer Kardinal nach ihr verlangte, wunderte sie keineswegs. Im Laufe weniger Monate hatte sich ihr Ruf in der Bodenseegegend verbreitet als der einer gewissenhaften, kompetenten und vor allem verschwiegenen Heilerin.
    Gerade Letzteres war ungeheuer wichtig bei einer Klientel, die überwiegend aus hohen und höchsten geistlichen und weltlichen Herren bestand. Ihre Tätigkeit für Johannes XXIII. hatte ebenfalls dazu beigetragen, dass man ihr bedingungslos vertraute – war sie doch zu keiner Zeit der Versuchung erlegen, sich über ihren ebenso prominenten wie charakterlich zweifelhaften Patienten in irgendeiner Weise abfällig zu äußern.
    Selbst als man ihr beträchtliche Summen anbot, um intime Details über den »feisten Welschen« zu erfahren, hatte Magdalena eisern geschwiegen.
    Zudem galt

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