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Das Erbe der Apothekerin - Roman

Das Erbe der Apothekerin - Roman

Titel: Das Erbe der Apothekerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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große Tor in der Hofmauer krachend ins Schloss.
    »Wenn sich Hochwürden zu mir alter, gehbehinderter Frau heraufbemühen möchten?«
    Mit diesen Worten bat Elise den strengen, nicht sehr beliebten, aber von den meisten demütig respektierten Ravensburger Seelenhirten ins obere Geschoss in ihre Gemächer. Sie hatte ihm einiges zu sagen …
     
    Als die kleine Reisegruppe bei Langnau die Argen überquerte, ereilte sie bereits das nächste Missgeschick. Fünf abgerissen aussehende Gestalten kamen mit ihren Pferden die Böschung heruntergeprescht, sobald sie den Wagen hörten, und lungerten demonstrativ in der Mitte der Straße herum.

    »Die haben uns gerade noch gefehlt«, knurrte Rolf und verteilte an seine beiden Knechte jeweils eine Armbrust mit Bolzen. »Das Gaunerpack macht sich neuerdings breit wie die Schmeißfliegen auf dem Aas.«
    »Sollen nur kommen! Wir werden sie gebührend empfangen! Gebt mir auch eine Waffe, Herr! Mit der Fiedel kann ich nicht so gut dreinschlagen!«
    Das kam ganz überraschend von ihrem Mitreisenden Kaspar Breunig. Rolf Reichle betrachtete skeptisch das etwas schmalbrüstige Bürschlein mit den bunten Bändern an Hut und Wams und beschloss nach kurzer Prüfung, auch ihn zu bewaffnen.
    »Sehr gut«, stellte er befriedigt fest. »Dann sind wir schon vier Kerle gegen die fünfe da vorn. Wir können jeden Kämpfer brauchen – denn diese Strolche haben sicher nichts Gutes im Sinn. Besser, wir sind auf alles vorbereitet.«
    »Ach! Und was ist mit mir?«, meldete sich Magdalena keck zu Wort. »Bin ich eine morgenländische Prinzessin, die sich von ihren Sklaven beschützen lässt? Gib mir auch was zum Verteidigen, Vetter. Es muss ja keines von den ganz schweren Dingern sein.«
    »Wenn du meinst, Base. Von mir aus, hier! Nimm die Knabenarmbrust – die kannst auch du spannen. Aber sei so gut, nimm die Weiberhaube ab und setz wie wir eine Ledermütze auf! Zieh auch geschwind den braunen Kittel da von mir über. Dann halten uns die Gauner für fünf bewaffnete Mannsbilder, damit steht es pari. Vielleicht schreckt sie das ab.«
    Kaum war Magdalena mit ihrer »Verwandlung« fertig, flogen die ersten feindlichen Bolzen auf ihren Wagen zu.
    »Verdammt!«, fluchte Ulrich, der am liebsten »Utz« genannt wurde. »Dieses Pack macht mir die Mulis scheu! Es ist
zu spät, die Tiere auszuspannen und in das Wäldchen neben dem Weg zu jagen.«
    Ein rascher Blick nach hinten zeigte Rolf, dass die beiden klugen Ersatzmaultiere sich dicht hinter dem Gefährt zu verstecken suchten. Für die beiden vorgespannten Maultiere sah es allerdings nicht gut aus: Es war fast sicher, dass sie einige Treffer abbekämen.
    Magdalenas Vetter war hinter einer Kiste in Deckung gegangen und nahm sich in aller Seelenruhe den größten der Wegelagerer vor. Ihn, der einen mächtigen Federhut aufhatte, hielt er für den Anführer der Bande, und diesen galt es als Ersten auszuschalten. Vermutlich flohen dann die anderen.
    Sirrend löste sich das tödliche Geschoss von der Sehne und suchte sich sein Ziel. Mit Erleichterung beobachteten die Reisenden, wie der vorderste der Banditen, der soeben nach einer Handfeuerwaffe gegriffen hatte, sich an die Leder gepanzerte Brust fasste, in der ein Bolzen steckte, ganz langsam aus dem Sattel seines Braunen glitt und schließlich wie ein Sack auf den Weg plumpste.
    »Halleluja! Ihr habt getroffen, Herr«, jubelte der fahrende Sänger und Geigenspieler.
    »Duckt Euch!« schrie Magdalena, die das Unheil nahen sah. Aber es war zu spät. Ein Armbrustbolzen der gegnerischen Seite traf Kaspar in den Hals, und er fiel um, mitten in einen Reisigkorb voller mit Stroh umwickelter Weinflaschen.
    Die junge Frau kam nicht dazu, sich um den Getroffenen zu kümmern, denn die vier anderen Räuber gaben noch lange nicht auf. Drei verschossen Bolzen auf Bolzen in ihre Richtung, und ein weiterer zielte mit einer Handbüchse auf sie. Zum Glück waren letztere immer noch sehr wenig treffsicher, und auch von den Armbrustgeschossen gingen die meisten weit daneben.

    Der Schuss, der Kaspar niedergestreckt hatte, musste ein dummer Zufall gewesen sein. Kurz darauf war Utz ebenfalls erfolgreich: Ein weiterer Schurke hauchte sein sündiges Leben aus.
    Drei Angreifer waren jetzt noch übrig, aber keineswegs zur Kapitulation bereit. Mittlerweile war eine halbe Stunde seit Beginn des Überfalls am Ufer der Argen verstrichen. Während ihnen bisher ständig Reisende entgegengekommen waren oder Reiter sie überholt hatten, ließ

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