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Das Erbe der Apothekerin - Roman

Das Erbe der Apothekerin - Roman

Titel: Das Erbe der Apothekerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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den »Almschrei«, eine Art Jodeln, das die Hirten in den Bergen zur Verständigung gebrauchten, zu üben. Es klang so komisch, dass Magdalena mit dem Lachen gar nicht mehr aufhören konnte. Auch Utz grinste.
    Endlich meinte der junge Schmied, dass es genug sei: »Mit deinem Gekrächze verscheuchst du noch sämtliche Tiere! Alle Gämsen und Steinböcke werden die Flucht ergreifen, wenn du nicht bald aufhörst. Selbst unsere armen Mulis schauen schon ganz verstört drein.«
    Der letzte Satz ließ alle vier erneut in helles Gelächter ausbrechen. Inmitten der immer mediterraner werdenden Landschaft wurde ihnen leicht ums Herz.
     
    Seit einer Stunde etwa waren sie keiner Menschenseele mehr begegnet. Das war zwar ungewöhnlich, kam aber immer wieder einmal vor. Im Großen und Ganzen allerdings war der Zustrom nach Norden gewaltig.
    »Der Mittelpunkt der Welt ist zur Zeit nicht etwa Rom, sondern Konstanz«, bemerkte Utz und grinste. »Obwohl ja, wie ich mir hab’ sagen lassen, Rom auch nicht mehr das ist, was es einmal war.«

    »Das kann man wohl sagen«, seufzte Rolf. »Aber wen sollte es wundern? Die heilige Stadt ist ja nicht mehr der alleinige Mittelpunkt der Christenheit! Seit es drei Päpste gibt und damit drei Orte mit jeweils einem Heiligen Stuhl, hat die Bedeutung Roms gelitten. Außerdem sollen dort inzwischen zahlreiche Räuberbanden den Ton angeben. Geb’s Gott, dass das Konzil in Konstanz endlich Schluss damit macht!«
    Utz kutschierte in diesem Augenblick mit aller Vorsicht durch einen engen Hohlweg, dessen schräg ansteigende Felswände, bewachsen mit undurchdringlichem Gestrüpp, steil nach oben ragten und nur einen schmalen Ausschnitt des blauen Himmels sehen ließen.
    »Gleich sind wir durch«, rief Utz über die Schulter und zügelte das Leittier noch ein klein wenig, denn der Pfad war sehr uneben. »Da vorne ist schon zu sehen, dass der Weg sich wieder verbreitert.«
    Er hatte es kaum ausgesprochen, da fiel das Unheil buchstäblich vom Himmel herab: Von oben aus dem dichten Gesträuch stürzten sich drei dunkel gekleidete Gestalten auf sie. Alles ging rasend schnell.
    Während einer der Kerle auf dem Rücken des Leittieres landete, um die Mulis am Durchgehen zu hindern, schlug der zweite Utz mit einem kurzstieligen Beil den Schädel ein. Der dritte Wegelagerer schlitzte währenddessen Rolf mit einem Dolch die Kehle von einem Ohr zum anderen auf.
    Ohne einen Laut von sich zu geben, stürzte der Schmied auf den Gebirgspfad nieder. Aus der klaffenden Wunde an seinem Hals schoss das Blut hervor und färbte sein Gesicht und die Kleidung in leuchtendem Rot. Abrupt kam das Gespann zum Stillstand.
    Magdalena, die zwar einen Überfall vermutete, sich aber keinen rechten Reim auf die dumpfen Geräusche machen
konnte, ahnte nicht, dass ihr Vetter und sein Knecht bereits ermordet waren. Mit einem gellenden Schrei erhob sie sich im Wagen, Betz nicht beachtend, der noch versuchte, sie festzuhalten und unter der Plane zu verbergen. Seit dem Vorfall mit dem Bären hatte sich die junge Frau angewöhnt, ein langes, scharf geschliffenes Messer ständig bei sich zu tragen, das sie nun entschlossen ergriff.
    Als der Kerl, der den Schmied getötet hatte, unter der Plane des Handelswagens auftauchte, stockte Magdalena der Atem. Er grinste teuflisch. Ihren Dolch ignorierte er – hielt er doch den seinen, der noch von Rolfs Blut triefte, in der Faust.
    »Holla, ein junges Weibsbild! Das kommt ja wie gerufen! He, Freunde! Hier ist was zum Stoßen!«
    Nach einem groben Hieb auf den Arm ließ Magdalena das Messer fallen. Als Betz versuchte, sich schützend dazwischen zu werfen, genügte ein einziger Schlag, und der Junge flog zur Seite, zwischen die Kisten mit den Vorräten.
    Der zweite Kerl, der Utz den tödlichen Beilhieb versetzt hatte, schob die Plane beiseite und schmiss den Knaben lässig vom Wagen herunter. »Hat wohl den Helden spielen wollen, die halbe Portion, was?«, lachte er dabei.
    »Na, was haben wir denn da für einen Fang gemacht? Nicht übel!«, stellte auch er fest und beobachtete amüsiert, wie sein Kamerad der zu Tode erschrockenen jungen Frau die Bluse aufriss und seine blutverschmierten Finger um ihre Brüste krallte.
    »Hm, lecker!«, grölte dieser und riss gleichzeitig Magdalenas Rock in Fetzen. Als sie sich zur Wehr setzen wollte, versetzte er ihr eine schallende Ohrfeige.
    »Stell dich bloß nicht so an! Du bist kein keusches Jüngferchen mehr! Schamlose Hure, denkst du, wir wissen nicht, was du

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