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Das Erbe der Azteken

Das Erbe der Azteken

Titel: Das Erbe der Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Schädel, kahl bis auf ein paar Strähnen weißlich gelben Haars und einigen Fetzen verwesten Fleisches.
    Remi trat über die Schwelle. Sam folgte ihr. Die Lichtstrahlen ihrer Stirnlampen auf die Gestalt im Sessel gerichtet, gingen sie in den Raum hinein und um den Schaukelstuhl herum.
    Winston Blaylock war genauso gekleidet, wie sie es sich während der vergangenen drei Wochen vorgestellt hatten: Kniestiefel, Khakihose und eine Jagdjacke. Sogar als Skelett war er eine eindrucksvolle Erscheinung: breite Schultern, lange Beine, mächtiger Brustkorb.
    Seine Hände lagen mit den Handflächen nach oben in seinem Schoß. In den Händen wie in einem Nest kauernd und zu Sam und Remi hochblickend, befand sich die fußballgroße Figur eines Maleo, dessen Facetten im Licht ihrer Stirnlampen grünlich funkelten.

    Ohne dass einer von ihnen irgendetwas sagte, bückte sich Sam und nahm die Vogelgestalt aus Blaylocks Schoß. Sie betrachteten den Mann eine geschlagene Minute lang und durchsuchten dann erst die Kajüte. Doch sie fanden weder ein Logbuch noch irgendwelche Dokumente, außer drei Bögen Pergament, die auf beiden Seiten mit Blaylocks säuberlicher Handschrift bedeckt waren. Remi überflog sie.
    »Drei Briefe an Constance«, sagte sie.
    »Datum?«
    »Vierzehnter August, zwanzigster August und …« Remi zögerte, »der letzte trägt das Datum vom sechzehnten September.«
    »Also drei Wochen nachdem die Shenandoah hier verschüttet wurde.«

    Sie nahmen den Weg, auf dem sie gekommen waren, durch den Steuerbordkorridor, hinunter durch die Luke, zurück durch den Maschinenraum und dann durch den Kriechraum ins Schlafdeck.
    Remi kletterte durch ihren erweiterten Schacht, wartete, bis Sam die Vogelfigur am Seilende befestigt hatte, dann zog sie die Statue ans Tageslicht hoch. Sie ließ die Leine wieder hinunter, und Sam kletterte daran hoch.
    Gemeinsam trugen sie einige Armladungen Zweige und kleine Äste zusammen, bauten daraus ein Gitter über dem Schacht, das sie anschließend mit Erdreich bedeckten.
    »Ich finde es nicht richtig, dass wir sie da unten zurücklassen«, sagte Remi.
    »Wir kommen doch zurück«, erwiderte Sam. »Wir werden dafür sorgen, dass man sich um ihn – um sie alle – kümmert.«

    Während jeder seinen eigenen ganz besonderen Gedanken nachhing, kehrten sie schnell auf das Plateau zurück. Drei Stunden nachdem sie die Shenandoah in ihrem vulkanischen Grab zurückgelassen hatten, kämpften sie sich auf dem Weg, den Sam mit der Machete frei gehackt hatte, durch den Dschungel. Remi bildete die Spitze ihrer kleinen Gruppe. Durch die Bäume sah Sam den weißen Strand heraufleuchten.
    Ihre Pinisi war verschwunden.
    »Remi, halt«, krächzte Sam.
    Vom Instinkt geleitet nahm er den Rucksack vom Rücken, öffnete den Reißverschluss der Deckeltasche, holte den Maleo heraus und warf ihn seitlich ins Gebüsch. Dann schwang er sich den Rucksack wieder auf die Schultern und ging weiter.
    »Was ist los?«, fragte Remi und wandte sich um. Sie gewahrte den Ausdruck im Gesicht ihres Mannes. Sie erstarrte. »Was ist hier los?«, flüsterte sie.
    Von irgendwo rechts von ihnen drang Itzli Riveras Stimme aus dem Dickicht: »Man nennt das gewöhnlich einen Hinterhalt, Mrs Fargo.«

    »Gehen Sie rückwärts«, befahl Rivera. »Noch anderthalb Meter, und Sie stehen auf Sand. Mr Fargo, ein Gewehr ist auf Ihre Frau gerichtet. Noch einen Schritt, Mrs Fargo.«
    Remi gehorchte.
    »Lassen Sie den Rucksack fallen.«
    Remi tat auch das.
    »Und jetzt kommen Sie vorwärts, Mr Fargo. Hände hoch.«
    Sam ging den Weg hinunter und gelangte auf den Strand. Rechts von ihm trat Rivera zwischen den Bäumen hervor. Links von ihm tat ein anderer Mann, mit einer Kalaschnikow bewaffnet, das Gleiche. Rivera sagte etwas in ein tragbares Sprechfunkgerät. Zehn Sekunden später glitt ein Schnellboot um die Halbinsel herum in die Bucht. Zwei Meter vom Strand entfernt stoppte es. An Bord befanden sich zwei weitere Männer, ebenfalls mit Kalaschnikows bewaffnet.
    »Haben Sie sie gefunden?«, fragte Rivera.
    Sam sah keinen Sinn darin zu lügen. »Ja.«
    »War Blaylock an Bord?«
    »Ja.«
    Sam und Remi sahen sich an. Beide erwarteten als Nächstes die gleiche Frage.
    Rivera sagte: »Haben Sie irgendetwas Interessantes gefunden?«
    »Drei Briefe.«
    Auf Spanisch gab Rivera dem Mann hinter Sam und Remi den Befehl: »Durchsuch sie!« Der Mann kam heran, schnappte sich die Rucksäcke und zog sie ein paar Meter von ihnen weg. Er wühlte in ihnen herum und

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