Das Erbe der Azteken
V-förmiger Sägeböcke ruhte. Zwei Jungen hockten im Sand neben dem Rumpf der Dau. Einer kratzte Farbe ab, während der andere anstrich.
Buziba sagte: »Schauen Sie es sich an.«
Sam und Remi gingen um die Dau herum und suchten nach Anzeichen für Verfall und andere Schäden. Sam stocherte mit seinem Schweizer Messer an den Holzfugen herum, während Remi auf der Suche nach Holzfäule gegen den Rumpf klopfte. Sam ging zum Heck, stieg die Leiter hinauf, die am Heckspiegel lehnte, und betrat das Achterdeck. Zwei Minuten später erschien er wieder und rief nach unten: »Die Segel sind teilweise verrottet.«
»Eh?«, fragte Buziba. Ed übersetzte wieder, hörte sich Buzibas Entgegnung an und sagte dann: »Für fünfzig Dollar spendiert er einen gesamten neuen Satz.«
»Wie ist die Kabine?«, wollte Remi von Sam wissen.
»Außerordentlich gemütlich. Nicht gerade das Mövenpick, aber wir haben schon Schlimmeres gesehen.«
»Und die Maschine?«
»Alt, aber gut gewartet. Sie müsste sechs bis sieben Knoten schaffen.«
Remi ging zum Heckspiegel und inspizierte die Schraube und die Welle. »Ich wette, dass die Lager ausgetauscht werden müssen.«
Ed übersetzte, lauschte und erwiderte: »Er sagt, noch einmal fünfzig, und er lässt die Reparatur innerhalb von zwei Stunden ausführen.«
»Fünfundzwanzig«, entgegnete Sam. »Er gibt mir die Ersatzteile und das Werkzeug, und ich erledige es selbst.«
Buziba schob das Kinn vor, kaute auf seiner Unterlippe und dachte nach. »Fünfzig. Ich sorge auch für Trinkwasser und Proviant für zwei Tage.«
»Drei Tage«, erwiderte Remi.
Buziba ließ sich das durch den Kopf gehen, dann zuckte er die Achseln. »Drei Tage.«
16
Indischer Ozean
»Okay, schalte sie aus«, rief Sam.
Remi drehte den Zündschlüssel, und die Maschine der Dau verstummte mit einem letzten rauen Husten. Sam hisste die Segel, und sie hielten beide für einen kurzen Moment den Atem an, bis das Segeltuch den Wind einfing und sich blähte. Der Bug der Dau stieg leicht aus dem Wasser, und das Boot machte einen kleinen Satz vorwärts. Sam kam auf allen vieren nach achtern und ließ sich neben Remi auf das Deck sinken.
»Wir haben Lift-off«, sagte Sam.
»Hoffen wir, dass wir Houston nicht wegen eines Problems rufen müssen«, sagte Remi und reichte ihm eine Wasserflasche.
Es war bereits später Nachmittag, und sie befanden sich nur fünf Meilen nördlich von Mafia Island. Während Remis kritischem Auge das Lagerproblem der Schraubenwelle aufgefallen war, erkannten sie erst in dem Moment, als Sam es auseinandergenommen hatte, wie viel Zeit die Reparatur in Anspruch nehmen würde. Während Remi die Jungen dabei beaufsichtigte, wie sie den Bootsrumpf ausbesserten und die Segel wechselten, arbeiteten Sam und Ed im Schatten eines behelfsmäßigen Sonnendachs an der Schraubenwelle.
Sobald die Reparatur abgeschlossen war, erschienen Buziba und ein weiteres Dutzend Jungen und schleppten die Dau zur Wasserlinie hinunter, wo sie den Motor testeten und eine Probefahrt durch den Hafen unternahmen. Eine Stunde später nachdem die Dau mit Trinkwasser, Ausrüstung und Proviant beladen worden war, winkten Sam und Remi Buziba und Ed Mitchell zum Abschied und legten ab.
»Wie lange werden wir brauchen?«, fragte Remi.
Sam stand auf, holte die Karte, die sie in der Kabine gefunden hatten, und faltete sie auf seinem Schoß auseinander. Er beobachtete die Anzeige seines GPS-Geräts und zeichnete ihre Position ein. »Weitere neununddreißig Meilen. Wir machen ungefähr fünf Knoten … wenn wir die ganze Nacht fahren, müssten wir kurz nach Mitternacht am Ziel sein. Oder wir suchen uns einen Platz für die Nacht, brechen schon früh auf und sind bei Tagesanbruch dort. Etwa zwölf Meilen südlich von Fanjove gibt es eine namenlose Insel.«
»Ich stimme für diese Lösung. Ohne Radar fordern wir das Schicksal geradezu heraus.«
»Einverstanden. Wir würden vor Tagesanbruch sowieso nichts von Sukuti sehen können.«
Sie blieben für fünf weitere Stunden auf nördlichem Kurs, nutzten für eine weitere Stunde den Schiebewind aus und fanden die Insel, als der obere Rand der Sonne gerade hinter dem Horizont versank. Sam lenkte die Dau in eine kleine Bucht und warf den Anker. Sobald das Boot gesichert war, verschwand Remi für einige Minuten in der Kajüte und kam kurz darauf mit einer Laterne, einem Campingkocher und zwei Konservendosen wieder an Deck.
»Was darf ich Ihnen servieren, el capitán? Baked Beans oder Baked Beans
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