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Das Erbe der Azteken

Das Erbe der Azteken

Titel: Das Erbe der Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Schließlich drehte sie sich in ihrem Sessel um.
    »Offensichtlich heißt das S. J. nach Orizagas Namen ›Societas Jesu‹. Er war Jesuit. Das Datum – der 12. Juli 1521 – liegt zwölf Tage nach demjenigen, das die Spanier La Noche Triste nannten, die ›traurige Nacht‹. Sie markiert ihren eiligen Rückzug aus der aztekischen Hauptstadt Tenochtitlán, nachdem Cortés und seine Konquistadoren Hunderte von Azteken – zusammen mit ihrem König, Moctezuma II. – im Haupttempel, dem Templo Mayor, niedergemetzelt hatten. Es war ein Wendepunkt für das Aztekenreich. Im August des darauf folgenden Jahres wurde Tenochtitlán dem Erdboden gleichgemacht. Cuauhtemotzin wurde gefangen genommen und gefoltert.«
    »Cuauhtemotzin«, wiederholte Sam, dann blickte er noch einmal kurz auf den Kodex. »Er hat laut Orizaga den Kodex diktiert.«
    Selma murmelte: »Cuauhtemotzin wusste, dass die Stunde geschlagen hatte. Er erkannte, dass sein Volk dem Untergang geweiht war, und wollte, dass jemand davon erfuhr …« Selmas Stimme verstummte.
    Remi nickte. »Wenn dieser Kodex echt ist, dann haben wir möglicherweise den Letzten Willen und das Testament der Azteken vor uns.«

29
Madagaskar, Indischer Ozean
    »Schon wieder Afrika«, murmelte Sam und brachte den Range Rover am Rand der Schotterstraße zum Stehen. Er unterbrach die Zündung und zog die Handbremse an. »Es musste unbedingt Afrika sein.«
    »Lass das bloß keinen Einheimischen hören«, warnte Remi. »Wir sind dreihundert Meilen von der afrikanischen Küste entfernt. Wenn es nach den Leuten hier geht, ist Madagaskar eine Welt für sich.«
    Sam hob die Hand zum Zeichen, dass er sich geschlagen gab. Er wusste, dass sie recht hatte. Auf ihrer Marathon-Route San Diego-Atlanta-Johannesburg-Antananarivo hatten sie genügend Zeit gehabt, sich mit ausreichend Lektüre über Madagaskar zu informieren.
    Sie stiegen aus, gingen zum Heck des Rovers und begannen, ihre Ausrüstung auszuladen.
    Die Identität der Landkarte in Blaylocks Gehstock war nur für wenige Stunden rätselhaft geblieben, während Pete und Wendy die umfangreichen kartografischen Datenbanken durchsuchten, die die Fargos im Laufe der Jahre angelegt hatten. Es stellte sich heraus, dass die fragliche Karte nichts anderes als ein Teil einer größeren Karte war, die von einem französischen Forscher namens Moreau im Jahr 1873, etwa dreiundzwanzig Jahre nach der mit Waffengewalt inszenierten Annexion der Insel durch Frankreich, angefertigt worden war. Das Wortfragment in der oberen linken Ecke gehörte tatsächlich zu Prunes – dem französischen Wort für pflaumen – und damit dem Namen, auf den ein französischer Entdecker eine Kette von Atollen entlang der Küste getauft hatte. Danach hatten Pete und Wendy keine Mühe, anhand der Flussnamen den entsprechenden Küstenabschnitt zu finden. Was jedoch weiterhin im Dunkeln blieb, war der Grund, weshalb Madagaskar für Blaylock so wichtig gewesen war. Es war ein Rätsel, das Sam und Remi zu lösen hofften, während Selma, die Wunder-Zwillinge und Julianne Severson in der Library of Congress weiterhin damit beschäftigt waren, Blaylocks Tagebuch, seine Briefe an Constance Ashworth und den von ihnen so benannten Orizaga-Kodex zu sezieren und zu analysieren.
    Was sie betraf, so war, abgesehen von einer aktuellen topographischen Karte, alles, worauf sich Sam und Remi stützen konnten, eine in Plastik eingeschweißte Kopie der Moreau-Karte sowie eine Vergrößerung des Bereichs um den stark verkleinerten Vermerk, den Pete über einer Bucht in der Küstenlinie entdeckt hatte und den sie mit einem Handschriftenvergleich Blaylock hatten zuordnen können. Da sie sich mittlerweile an Blaylocks Vorliebe für Gedankenfragmente gewöhnt hatten, waren sie kaum überrascht, als sie feststellten, dass die Notiz lediglich aus sieben Worten bestand:

    1442 Spannen 315°
    Ins Maul des Löwen

    Als viertgrößte Insel des Planeten stellte Madagaskar in vieler Hinsicht eine eigene Welt dar. Zum Beispiel war die Insel der Lebensraum für fünf Prozent aller auf der Welt vorkommenden Pflanzen- und Tierarten. Davon konnte man achtzig Prozent an keinem anderen Ort der Erde antreffen: Lemuren jeder Farbe und Größe, in Höhlen lebende Krokodile, fleischfressende Pflanzen und Spuckkäfer sowie riesige Tausendfüßler, zweiunddreißig Chamäleonarten, zweihundertzwei Vogelarten und eine Population von Affenbrotbäumen, die der Fantasie eines Science-Fiction-Regisseurs entsprungen sein konnten.

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