Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin
Lächeln, obwohl der große Mann mit dem vernarbten Gesicht und den eisgrauen Augen etwas Einschüchterndes an sich hatte.
»Ihr habt ja einen neuen Hund«, sagte er leutselig. Hastig fügte er hinzu: »Ich muss mit Euch reden. Und mit Madlen. Es geht um … ähm, den Brauer Barthel.«
Madlen kam ebenfalls auf die Gasse hinaus. »Jacop«, sagte sie, offensichtlich nicht allzu angetan von seinem Erscheinen. Jacop staunte, wie hübsch sie war, das war ihm vorher nie in diesem Maße aufgefallen. Ihre Wangen waren rosig, die Augen leuchteten hell, und in ihrem Gesicht stand ein Ausdruck, der von stiller Zufriedenheit kündete. Sie sah alles andere als unglücklich aus. Darüber freute er sich aufrichtig, wenigstens hier hatte das Schicksal alles zum Guten gewendet.
Ohne weitere Umschweife kam er zu seinem vordringlichen Anliegen. »Es geht um Barthel.« Er senkte die Stimme. »Ich habe erfahren, was letzte Woche hier geschehen ist. Und ich bin sicher, dass Barthel der Übeltäter war.«
»Wieso glaubst du das?«, wollte Johann wissen.
Jacop blickte ihn ernst an. »Weil er von Madlen besessen ist. Er sucht immer noch nach Möglichkeiten, gegen eure Ehe vorzugehen. Erst gestern hörte ich davon, dass er den Rechtsgelehrten des Domkapitels aufsuchen will. Der soll ihm eine Schrift aufsetzen, aus der hervorgeht, dass Eure Ehe mit Madlen nicht rechtens ist. Und für den Fall, dass er es auf diesem Wege nicht schafft …« Jacop fuhr sich mit dem Zeigefinger über die Kehle. »Denkt doch nur an Konrad! Gibt es da noch einen Zweifel? Barthel war schon vor fünf Jahren verrückt nach Madlen. Er hat nie verwunden, dass sie ihn nicht wollte. Nachdem er sich schon so viele Jahre nach ihr verzehrt hat, kann er nicht mehr klar denken.«
»Wieso vor fünf Jahren?« Johann richtete sich zu voller Größe auf, seine Fäuste ballten sich mit hörbarem Knacken.
Jacop fuhr leicht zusammen. »Ach, das wisst Ihr noch gar nicht?« Rasch warf er Madlen einen Blick zu. »Hast du ihm nichts davon erzählt?«
»Wovon?«, fuhr Johann drohend dazwischen.
Jacop zuckte erneut zusammen, doch Madlen blieb unbeeindruckt. Ein wenig verärgert meinte sie: »Barthel war früher bei uns in der Lehre.«
»Heißt das, er hat hier gelebt?« Johann sah sie stirnrunzelnd an.
»Volle zwei Jahre«, antwortete Jacop an Madlens Stelle. »Er kennt die Örtlichkeiten in- und auswendig und würde sich auch im Dunkeln überall zurechtfinden. Ihr beide solltet euch weiterhin sehr vor ihm in Acht nehmen.« Er deutete auf das Tor. »Und ihr tut recht daran, alles zu verriegeln. Ich bin davon überzeugt, dass er nicht mehr richtig bei Verstand ist.«
Jacop bemerkte, wie sich Johann anspannte, die Stimmung wurde zusehends ungemütlicher. Er beeilte sich, die Botschaft loszuwerden, die sich direkt an Johann richtete. »Der Hardefust heckt üble Pläne aus, und ich will nicht versäumen, Euch davon zu unterrichten, weil ich hörte, er sei Euer Feind.«
Johann erstarrte, und Jacop wich unwillkürlich einen Schritt zurück, denn er hatte den Eindruck, als wolle sein Gegenüber ihn bei der Gurgel packen.
»Erzähl alles«, sagte Johann gefährlich leise. »Und erzähl es sofort. Das, was du weißt. Von wem du es weißt. Seit wann du es weißt. Vor allem: Sag die Wahrheit, das rate ich dir.«
Jacop gewahrte, was für einen gewaltigen Dolch Johann am Gürtel hängen hatte, und er fragte sich, ob die Abmachung, die er mit Hermann getroffen hatte, ihm vielleicht Ärger eintrug, von dem er überhaupt noch nichts ahnte. Johann blickte ihn so eindringlich an, dass Jacop sich bis auf den Grund seiner Seele durchschaut fühlte. Er wand sich unbehaglich und musste tief durchatmen, um weitersprechen zu können. Dabei unternahm er, anders als bei seinem Vater, gar nicht erst den Versuch, um den heißen Brei herumzureden, denn Johann war gewiss nicht der Mann, der das geduldet hätte.
»Ich weiß es seit heute, von Hermann, dem Scharfrichter«, sagte er etwas kläglich. »Und der hat es von Appolonia. Von wem die es hat, weiß ich nicht, aber sie kennt viele Männer. Einer von denen hat es ihr erzählt. Der Hardefust plant einen Aufstand der Geschlechter, heißt es. Und zwar schon bald. Es soll gegen die Bürger und Zünfte gehen.«
»Was hat das mit mir zu tun?«
»Der Mann hasst Euch. Hat Hermann gesagt. Der es von Appolonia weiß. Die es wiederum von irgendwem hat, sie wollte mir den Namen nicht sagen.«
»Weiter«, sagte Johann ungeduldig.
»Deshalb sollt Ihr Euch,
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