Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Titel: Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
Vom Netzwerk:
Untermauerung seiner redlichen Absichten fügte er hinzu: »Allzu lange kann ich ohnehin nicht hierbleiben. Vielleicht ein paar Wochen. Höchstens bis zum Sommeranfang.«
    Sie gab sich keine Mühe, ihre Erleichterung zu verbergen. »Das reicht bestimmt, um alle Zweifel an unserer … Verbindung auszuräumen.«
    Er nickte und kam sich plötzlich seltsam fehl am Platze vor. Ihr war anzusehen, dass sie sich in seiner Gegenwart nicht sonderlich wohlfühlte. Er konnte nur ahnen, wie er auf sie wirkte, mit seiner ungeschlachten Erscheinung, dem vernarbten Gesicht und dem kahl rasierten Schädel. Die Glatze hatte er dem Rat zu verdanken, als zusätzliche Ehrenstrafe neben dem Todesurteil. Es war passiert, bevor der Greve mit der Begnadigung aufgetaucht war. Nicht, dass ihn der Verlust seines Haupthaares sonderlich gestört hätte, im Gegenteil. Bei all den Läusen, mit denen er sich in der letzten Zeit hatte herumplagen müssen, war es eine höchst willkommene Maßnahme gewesen. Abgesehen davon, dass sie ihn beim Scheren häufiger als nötig geschnitten hatten und dass es ihn vermutlich noch abstoßender aussehen ließ als vorher.
    »Was ist mit Eurem Gesinde?«, fragte er, während er sich mit der Axt dem Zaun zuwandte. »Ich nehme an, sie sind eingeweiht, dass es keine richtige Ehe ist, sodass wir vor ihnen kein Theater spielen müssen?« Mit einem harten Schlag löste er eines der morschen Bretter aus der Verankerung. Splitter flogen, faulige Holzbrocken fielen ins Gras.
    Madlen verschränkte in einer Geste der Abwehr die Arme vor der Brust. »Ich habe nicht mit ihnen darüber gesprochen«, gab sie zu.
    »Aha. Aber sicherlich sind sie Euch so ergeben, dass keiner von ihnen von der wahren Natur unserer Verbindung etwas nach außen dringen lässt.«
    »Das sind sie ohne Frage«, versetzte Madlen abweisend. Doch der Gedanke schien ihr Unbehagen zu bereiten.
    Sie räusperte sich, dann meinte sie zögernd: »Wir sollten vor den anderen darauf achten, einander wie Eheleute anzureden. Nämlich mit Namen und mit dem Du.«
    »Natürlich«, versetzte Johann sachlich. »Ich schlage überdies vor, dass wir das auch tun, wenn wir allein sind, denn es könnte immer jemand in der Nähe sein und zuhören.«
    Sie nickte stumm, aber mit deutlichem Widerwillen.
    Ein weiterer krachender Schlag, das nächste Brett löste sich. Johann schob es mit dem Fuß zur Seite und holte abermals aus, zerlegte in rascher Folge die nächsten drei Bretter. »Ich mache erst mal einen Teil von dem Zaun«, informierte er Madlen. »Immer nur so viel, wie ich an einem Tag erneuern kann. Würde ich alles auf einmal abschlagen und danach erst mit der neuen Einzäunung beginnen, könnten zwischenzeitlich sämtliche frei laufenden Hunde und Gauner der Gegend hier hereinspazieren.« Er deutete mit der Axt auf das Gelände hinter Madlens Garten, ein unbewohntes, nicht umfriedetes kleines Gehöft, das zur Streitgasse hin gelegen war. Das dazugehörige Haus war vor ein paar Jahren abgebrannt, die Obstbäume waren abgeholzt, die Beerensträucher ausgegraben und der Gemüseacker restlos verwildert. Die Familie, die früher dort gelebt hatte, war nach dem Brand weggezogen. Der Orden, in dessen Besitz das Grundstück stand, hatte Pläne, ein Kloster dort zu errichten, doch bisher hatte niemand Anstalten gemacht, mit dem Bauvorhaben zu beginnen.
    »Jeder hat von da drüben aus freien Zutritt«, sagte Johann. »Umso wichtiger ist ein ordentlicher Zaun. Ich werde ihn höher machen als den alten.«
    Madlen gab keine Antwort. Ihr Blick war nach innen gewandt, sie umschlang ihren Oberkörper mit beiden Armen, als würde sie frieren.
    »Was ist?«, fragte er.
    »Nichts. Kommt mit, ich will Euch die Sachen zeigen.«
    Sie hatte ein Hemd und Beinlinge für ihn besorgt, außerdem eine leinene Bruche, einen wollenen Surcot, einen Umhang und eine Gugel. Alles lag säuberlich gefaltet auf dem Tisch in der Stube. Auf dem Fußboden stand ein Paar fester Schuhe.
    »Ich habe Eu… deine Stiefel zum Maßnehmen benutzt«, sagte Madlen.
    »Das kann ich …« Johann unterbrach sich. Er konnte unmöglich sagen, dass er die Sachen nicht annehmen könne. Der alte Cuntz hörte zu, ebenso die Magd, die mit einem Korb Eier vom Hühnerstall zurückkam und die Ohren spitzte wie ein Luchs.
    »Das kann ich sehr gut brauchen«, erklärte er folglich, was im Übrigen die reine Wahrheit war. Seit der Festnahme trug er dieselben Sachen. Sein Hemd und seine Bruche waren während seiner Bettlägerigkeit

Weitere Kostenlose Bücher