Das Erbe der Carringtons
Augen sicher
überschminken. Sie setzte sich auf ihr Bett und bemerkte erstaunt, dass die
Schachtel unverschlossen war. Wie war das möglich? Der Inhalt offenbarte ihr
größtes Geheimnis. Sie schloss die Kiste immer ab. Konnte jemand in ihrem
Zimmer gewesen sein? Nein, bestimmt nicht. Sie hatte es zugesperrt, bevor sie
auf die Feier gegangen war, und es war immer noch verschlossen gewesen, als sie
zurückgekommen war. Sie schüttelte ihren Kopf über sich selbst. Wer würde hier
einbrechen wollen? Das war doch lächerlich. Nichts kam ihr durcheinander vor.
Sie hatte wahrscheinlich vergessen, die Schachtel zu verriegeln. Das konnte ja
mal passieren. Sie schob ihre paranoiden Gedanken beiseite, nahm ihr Make-up
und machte sich ausgehfertig.
Als
Sarah vor dem Pandora ankam, stellte sie überrascht fest, dass sich eine
riesige Menschenmenge vor dem Eingang tummelte. Um diese Uhrzeit war hier
normalerweise nicht so viel los. Viele übernatürliche Wesen waren nachtaktiv
und gingen erst später aus. Fand heute etwas Besonderes im Pandora statt?
Sarah
zog ihre dünne Jacke enger und lief zum Ende der Schlange. Sie hätte sich
wärmer anziehen sollen, aber heute Nachmittag war es warm gewesen. Bei den
Temperaturen vergaß man leicht, dass es noch kein Sommer war und abends schnell
abkühlte.
Als
Sarah sich anstellte, tauchte auch eine Gruppe junger Männer auf. Einer von
ihnen rempelte sie an, wodurch ihr die Tasche von der Schulter rutschte. Bevor
sie auf dem Boden landen konnte, fing eine Hand sie auf und hielt sie Sarah
entgegen. Was für Reflexe, dachte sie, nahm die Tasche und schaute zu dem Mann
auf.
„Danke“,
sagte sie. Dann trafen sich ihre Blicke und Sarah verstummte. Er sah sie aus
tiefblauen Augen an. Braune Haare fielen ihm leicht ins Gesicht und er hatte
ein umwerfendes Lächeln.
„Gern
geschehen.“
Sogar
seine Stimme klang total sexy… und sie starrte ihn nur an. Sie sollte etwas
sagen. Nein, nicht irgendwas, etwas Tolles und Lustiges. Aber was? Ihr fiel
nichts ein.
„Sarah“,
rief plötzlich jemand. „Hier drüben!“
Einen
Moment später spürte sie eine Hand auf ihrem Arm und wurde weggezogen. Bevor
sie wusste, was passierte, hatte sie den gutaussehenden, jungen Mann aus den
Augen verloren. Sie drehte sich um, konnte ihn aber im Gedränge nicht mehr entdecken.
„Wir
sind weiter vorn in der Schlange. Komm mit.“ Es war Nadira, die ihre Hand nahm
und sie mit sich zog.
„Ira,
warte“, protestierte Sarah und blieb stehen.
„Was
ist?“, wollte Nadira wissen.
Sarah
suchte ihre Umgebung noch einmal ab, aber es waren zu viele Leute hier. „Siehst
du ihn irgendwo?“
„Wen?“
„Er
stand direkt vor mir… bevor du mich weggezogen hast und…“ Hilflos brach sie ab.
Was sollte sie noch sagen? Sie kannte ihn nicht und beschreiben würde wenig
bringen. Seine Augen sind blau . Als könnte man die Augenfarbe in der
Menge erkennen. Er hat dunkle Haare. Das traf auf über die Hälfte der
Männer zu.
„Wer?“
„Ich
weiß nicht“, gestand Sarah frustriert. „Ich habe ihn gerade erst getroffen…“
„Oh“,
murmelte Nadira und ließ ihren Blick über die Menge streifen, konnte ihn aber
natürlich erst recht nicht finden. „Tut mir leid, dass ich dich weggezogen
habe“, sagte sie. Sarah hatte das Gefühl, als meinte sie es wirklich, aber das
half ihr leider auch nicht weiter.
„Vielleicht
siehst du ihn drinnen wieder. Er will schließlich auch ins Pandora. Wir können
nachher ein paar Runden drehen und nach ihm Ausschau halten.“
Sarah
nickte. Es blieb ihr nichts anderes übrig, und drinnen war es wenigstens warm.
Sie ließ sich zu Lorraine, Cassy, Joanne und Elaine führen und begrüßte sie,
war aber in Gedanken immer noch bei dem gutaussehenden Fremden. Er hatte
plötzlich vor ihr gestanden und war kurz darauf wieder verschwunden, genau wie
bei Selina letzte Nacht. Jetzt wusste sie, wie ihre Freundin sich fühlte.
Hoffentlich hatte sie mehr Glück und würde ihn im Pandora wiederfinden.
„Ich
kann es immer noch nicht glauben. Ein Wächter! Ich dachte, die wären
unsterblich!“ Joannes Stimmte riss Sarah aus ihren Gedanken.
„Ich
auch“, stimmte ihr Cassy zu. Die beiden klangen aufgebracht.
„Wovon
redet ihr?“, wollte Sarah wissen.
„Ein
Wächter wurde heute tot aufgefunden“, berichtete Lorraine. „Ermordet!“
„Ein
Wächter?“, fragte Sarah verwirrt.
„Ja,
du weißt schon, die, die dafür sorgen, dass die Welt des Übernatürlichen geheim
bleibt“,
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