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Das Erbe der Elfen

Das Erbe der Elfen

Titel: Das Erbe der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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Vilgefortz legte den Brief beiseite. »Danke, Lydia.«
    Lydia lächelte. Der Bote wartet auf eine Antwort, sagte sie.
    »Es wird keine Antwort geben.«
    Ich verstehe. Ich habe die Zimmer für die Gäste herrichten lassen.
    »Danke. Tissaia, Artaud, ich bitte um Entschuldigung für diese kurze Verzögerung. Fahren wir fort. Wo waren wir stehengeblieben?«
    Nirgendwo, dachte Tissaia de Vries. Aber ich höre dir aufmerksam zu. Denn irgendwann wirst du endlich auf die Angelegenheiten zu sprechen kommen, die dich wirklich interessieren.
    »Ach«, setzte Vilgefortz langsam an. »Ich weiß schon, wovon ich reden wollte. Es geht mir um die dienstjüngsten Mitglieder des Rates. Um Fercart und Yennefer. Soviel ich weiß, steht Fercart in Verbindung mit Foltest von Temerien, sitzt zusammen mit Triss Merigold im königlichen Rat. Aber mit wem steht Yennefer in Verbindung? Du hast gesagt, Artaud, sie gehöre zu denen, die im Dienste der Könige stehen.«
    »Artaud hat übertrieben«, sagte Tissaia ruhig. »Yennefer wohnt in Vengerberg, also wendet sich Demawend gelegentlich um Hilfe an sie, doch sie arbeiten nicht ständig zusammen. Man kann jedenfalls nicht sagen, sie stehe in seinen Diensten.«
    »Was ist mit ihrem Sehvermögen? Alles in Ordnung, hoffe ich?«
    »Ja. Alles in Ordnung.«
    »Das ist gut. Das ist sehr gut. Ich habe mir Sorgen gemacht  ... Wisst ihr, ich wollte mit ihr in Verbindung treten, aber es stellte sich heraus, dass sie verreist ist. Niemand wusste, wohin.«
    Stein, Metall, Kristall, dachte Tissaia de Vries. Alles, was Yennefer trägt, ist aktiv, durch Psychovision nicht zu entdecken. Wenn Yennefer nicht will, dass man weiß, wo sie ist, wird niemand es erfahren.
    »Schreib ihr«, sagte sie ruhig und zupfte die Manschetten zurecht. »Und übermittle den Brief auf die übliche Weise. Er wird unfehlbar ankommen. Und Yennefer, wo immer sie auch ist, wird antworten. Sie antwortet immer.«
    »Yennefer«, warf Artaud ein, »verschwindet häufig, oft monatelang. Die Gründe sind meistens recht trivial  ...«
    Tissaia schaute ihn an, presste die Lippen zusammen. Der Zauberer verstummte. Vilgefortz deutete ein Lächeln an.
    »Eben«, sagte er. »Ebendaran dachte ich. Seinerzeit war sie sehr stark liiert mit  ... einem gewissen Hexer. Geralt, wenn ich mich nicht irre. Es hat den Anschein, dass das keine gewöhnliche vorübergehende Liebelei war. Es hatte den Anschein, dass Yennefer ziemlich stark involviert war  ...«
    Tissaia de Vries richtete sich auf, umklammerte mit den Händen die Armlehnen. »Warum fragst du danach? Das sind Privatangelegenheiten. Uns geht das nichts an.«
    »Natürlich.« Vilgefortz schaute auf den Brief, den er auf das Pult geworfen hatte. »Es geht uns nichts an. Und es ist nicht eitle Neugier, die mich bewegt, sondern die Sorge um den emotionalen Zustand eines Ratsmitglieds. Mir gibt die Reaktion Yennefers auf die Nachricht vom Tode jenes  ... Geralt zu denken. Ich meine, sie hätte zur Tagesordnung übergehen können, sich abfinden, ohne in Depressionen und übertriebene Trauer zu verfallen?«
    »Das hätte sie zweifellos«, sagte Tissaia kalt. »Zumal solche Nachrichten sie immer mal wieder erreichen. Und sich regelmäßig als Gerüchte erweisen.«
    »So ist es«, bekräftigte Terranova. »Überhaupt weiß sich dieser Geralt zu helfen. Und ist es ein Wunder? Das ist ein Mutant, eine Mordmaschine, darauf programmiert, zu töten und sich nicht töten zu lassen. Und was Yennefer angeht, sollten wir ihre vermeintlichen Emotionen nicht überbewerten. Wir kennen sie. Sie gibt sich keinen Emotionen hin. Sie hat sich mit dem Hexer vergnügt, das ist alles. Es hat sie der Tod interessiert, mit dem dieser Typ ständig spielt. Und wenn er schließlich zu Ende gespielt hat, ist die Sache erledigt.«
    »Vorerst«, sagte Tissaia de Vries trocken, »lebt der Hexer noch.«
    Vilgefortz lächelte, warf erneut einen Blick auf den vor ihm liegenden Brief. »Tatsächlich?«, sagte er. »Das glaube ich kaum.«
     
    Geralt schüttelte sich leicht, schluckte Speichel hinunter. Er hatte die erste Erschütterung nach der Einnahme des Elixiers schon hinter sich, nun begann die Wirkungsphase, angekündigt durch einen unangenehmen Schwindel im Verein mit der Anpassung des Sehvermögens an die Dunkelheit.
    Die Anpassung verlief rasch. Die Finsternis der Nacht hellte sich auf, alles ringsum nahm graue Schattierungen an, die zunächst nebelhaft und unklar waren, aber allmählich immer konstrastreicher,

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