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Das Erbe der Elfen

Das Erbe der Elfen

Titel: Das Erbe der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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gesprochen habe.«
    »Ich wiederum«, antwortete der Dichter mit gespielter Dreistigkeit, »habe regelmäßig den Eindruck, dass du redest, um Lippen und Zunge ein wenig Bewegung zu verschaffen. Komm also zur Sache, lass die rhetorischen Figuren und die verfehlte Beredsamkeit weg. Worum geht es dir diesmal?«
    Sie saßen an einem großen Eichentisch inmitten von Regalen, die mit Büchern vollgestellt und mit Pergamenten überhäuft waren, im obersten Stockwerk des Rektorats in den angemieteten Räumen, die Dijkstra im Scherz den Lehrstuhl der Neuesten Geschichte nannte, Rittersporn aber den Lehrstuhl für Vergleichende Spionage und Angewandte Diversion. Einschließlich des Dichters waren sie zu viert – neben Dijkstra nahmen an dem Gespräch noch zwei weitere Personen teil. Eine dieser Personen war wie gewöhnlich Ori Reuven, der grauhaarige und ständig verschnupfte Sekretär des redanischen Spionagechefs. Die andere Person war keine gewöhnliche Person.
    »Du weißt genau, worum es mir geht«, entgegnete Dijkstra kalt. »Da es dir aber sichtlich Freude macht, den Idioten zu spielen, werde ich dir das Vergnügen nicht verderben und es in allgemein verständlichen Worten darlegen. Oder möchtest du vielleicht von diesem Privileg Gebrauch machen, Philippa?«
    Rittersporn warf einen Blick auf die vierte Person, die an dem Treffen teilnahm und bisher geschwiegen hatte. Philippa Eilhart musste erst vor kurzem in Oxenfurt eingetroffen sein oder aber im Begriff stehen abzureisen, denn sie hatte kein Kleid an und trug weder ihre geliebte Bijouterie aus schwarzen Achaten, noch war sie kräftig geschminkt. Sie hatte eine Männerjacke an, Leggins und hohe Stiefel – eine Kleidung, die der Dichter als »Feldanzug« bezeichnete. Die dunklen Haare der Zauberin, für gewöhnlich offen und in malerischer Unordnung getragen, waren nach hinten gekämmt und wurden von einem Band im Genick zusammengehalten.
    »Schade um die Zeit«, sagte sie und zog die gleichmäßig geformten Brauen hoch. »Rittersporn hat recht. Wir können uns schöne Worte und effekthaschende Beredsamkeit sparen, die zu nichts führen, während der Fall, den wir erledigen müssen, einfach und banal ist.«
    »Ach so.« Dijkstra lächelte. »Banal. Ein gefährlicher Nilfgaarder Agent, der längst banal bei mir im Knast sitzen könnte, hat sich banal verdrückt, auf banale Weise gewarnt und erschreckt von der banalen Dummheit der Herren Rittersporn und Geralt. Ich habe erlebt, wie Leute für geringere Banalitäten aufs Schafott gewandert sind. Warum hast du mir nichts von eurer Falle erzählt, Rittersporn? Hatte ich dir nicht aufgetragen, dass du mich über alle Absichten des Hexers informierst?«
    »Ich wusste nichts von Geralts Plänen«, log Rittersporn voller Überzeugung. »Dass er sich nach Temerien und Sodden begeben hatte, um diesen Rience zu suchen, habe ich dir ja gesagt. Ebenso, dass er zurückgekehrt ist. Ich war mir sicher, dass er aufgegeben hatte. Rience hatte sich buchstäblich in Luft aufgelöst, der Hexer fand nicht die kleinste Spur, was ich, wenn du dich erinnerst, dir ebenfalls gesagt habe  ...«
    »Du hast gelogen«, behauptete der Spion kalt. »Der Hexer hat Spuren von Rience gefunden. In Form von Leichen. Daraufhin hat er sich entschlossen, die Taktik zu ändern. Statt Rience nachzujagen, beschloss er, zu warten, bis Rience ihn findet. Er hat sich als Sicherheitsmann von der Reederei Malatius und Grock anstellen lassen. Er hat das mit Bedacht getan. Er wusste, dass die Reederei das weithin bekannt machen würde, und dann würde es Rience erfahren und etwas unternehmen. Der seltsame, nicht zu fassende Rience. Der sorglose, selbstsichere Rience, der nicht einmal Lust hat, falsche Namen zu benutzen. Der Herr Rience, der auf eine Meile nach Qualm aus dem Nilfgaarder Kamin stinkt. Und nach einem Zauberer-Renegaten. Nicht wahr, Philippa?«
    Die Zauberin äußerte weder Bestätigung noch Widerspruch. Sie schwieg und schaute Rittersporn forschend und durchdringend an. Der Dichter senkte den Blick, räusperte sich unsicher. Er mochte solche Blicke nicht.
    Rittersporn unterteilte attraktive Frauen, darunter auch Zauberinnen, in äußerst nette, nette, weniger nette und gar nicht nette. Die äußerst netten reagierten auf den Vorschlag, ins Bett zu gehen, mit freudiger Zustimmung, die netten mit fröhlichem Lachen. Die weniger netten reagierten auf schwer vorherzusehende Weise. Zu den gar nicht netten zählte der Troubadour jene, bei denen ihm schon

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