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Das Erbe der ersten Menschheit (German Edition)

Das Erbe der ersten Menschheit (German Edition)

Titel: Das Erbe der ersten Menschheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Seibel
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aber dafür kam jedes Teil ungebremst auf der Oberfläche an. Anne kannte diese Zahlen genau, aber bisher hatten sie nur theoretische Bedeutung gehabt. Heute wurde die Theorie zur praktischen Erfahrung - und die konnte tödlich sein.
    Anne robbte wieder ein Stück vor, denn neben dem Lantis-Container war etwas mehr Platz. Sie hätte zu gerne gewusst, was darin war, aber dieses Wissen war ihr wohl nicht vergönnt. Sie rechnete fest damit, an diesem Ort zu sterben, alles andere war eigentlich unmöglich. Immerhin hatte sie den Menschen den Weg freigemacht, um den uralten Schatz zu bergen. Das war also der Sinn ihres Lebens gewesen.
    Anne dachte an ihre Kinder, wie sie fröhlich lachten und auf dem Rasen hinter ihrem Haus herumrannten. Sie dachte an den letzten Kuss von Olaf und seine Sorge, ihr könnte etwas zustoßen. Jetzt war es also passiert.
    Sie kämpfte gegen die aufkommenden Tränen an. Sie würde ihre Familie nie wiedersehen. Was hatte sie überhaupt als Letztes gesehen? Das blendend helle Innere des Containers? Nein, da war noch etwas gewesen. Ganz zum Schluss, als ihr Kopf aus dem Container gerissen wurde. Für den winzigen Bruchteil einer Sekunde hatte sie etwas Glänzendes gesehen - außerhalb des Containers. Dann war es finster geworden. Dieses Etwas musste im Füllmaterial gelegen haben und irgendwie mit ihm aus dem Container gefallen sein. Anne tastete umher.
    Da war etwas Hartes. Anne konnte nicht sehen, ob sie gefunden hatte, wonach sie suchte, aber es lag ziemlich genau unter dem Ritz. Sie befühlte das Teil, so gut es mit den Handschuhen möglich war. Die Sensoren funktionierten wieder, aber so sensibel wie ihre richtigen Fingerkuppen waren sie bei Weitem nicht.
    Das Teil war schmal und so lang wie ihr Daumen. Auf der einen Seite war es glatt und gewölbt, auf der anderen Seite scharfkantig. Das war kein Mondstein. Es erinnerte sie an Mephisto. Der war ähnlich geformt. Er war Teil eines Ganzen gewesen und dann mit Gewalt herausgebrochen worden. Ihr Teil hatte im Licht ihrer Scheinwerfer geleuchtet. Vielleicht war es eine Art Kristall, oder ein Stück eines Kristalls.
    Anne hielt das Kristallbruchstück vor ihr Visier. Nichts. Wie sollte es auch anders sein? Sie schloss die Augen, wälzte sich auf den Rücken und legte die Hand mit dem Kristall auf ihre Brust. Die Lantis hatten ihr ein Abschiedsgeschenk gemacht. Nur für sie.
    Nach einer Weile öffnete Anne die Augen - und sah über sich einen Punkt. Und dann noch einen. Sterne. Sie konnte tatsächlich Sterne sehen, durch eine Lücke in den Felsen über ihr und durch eine Stelle im Staub, die nicht so dicht war. Sie war nicht blind. Sie konnte sehen. Die Finsternis war nur mondische Finsternis. Dieser Gedanke tat gut. Es war nicht schön, blind zu sterben.

10.
     
    Die Vibrationen ließen nach. Das war ein gutes Zeichen, denn es bedeutete, dass die Geröll-Lawine zum Stillstand gekommen war. Egal wie dramatisch ein Ereignis war, auf dem Mond hörte man nichts. Man konnte Schall bloß spüren, wenn der Boden das Landemodul in Schwingung versetzte. Die einzigen Schwingungen jetzt kamen vom Lebenserhaltungssystem, und das war ein stetes, beruhigendes Brummen.
    Walter sah zu den Fenstern hinaus.
    Nichts.
    Auf der einen Seite herrschte Finsternis, auf der anderen Seite, wo die Scheinwerfer noch intakt waren, war es blendend hell. Der Staub war durch die Geröll-Lawine so dicht geworden wie nie zuvor. Er wirkte wie eine schwebende, massive Wand. Immerhin funktionierte das Radar. Einer der Lantis-Container lag unmittelbar hinter dem Modul. Er war darunter weg drunter her gerollt, als Walter in die Höhe gestiegen war. Das war sein Glück gewesen, denn der Container hätte das Modul irreparabel beschädigt. Diese Container besaßen eine erhebliche Masse und waren extrem stabil. Dem hatte das Landemodul nichts entgegenzusetzen.
    Nicht weit entfernt lagen weitere Container. Ihre Signaturen auf dem Radarschirm unterschieden sich deutlich von denen der Mondfelsen. Der Schatz lag zum Greifen nah, aber Walter hatte keine Zeit, sich darum zu kümmern.
    Anne.
    Wo war sie? Ihre Chancen standen nicht gut - wenn sie überhaupt noch lebte. Sie hatte geschrien und dann war es still gewesen.
    Die Kabelverbindung konnte Walter vergessen. Wenn sie nicht schon von der Geröll-Lawine zerstört worden war, wäre sie spätestens beim Start des Moduls abgerissen. Funk müsste eigentlich gehen, tat es aber nicht. Die Gegenstation in Annes Anzug war tot.
    Walter schnallte sich

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