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Das Erbe der ersten Menschheit (German Edition)

Das Erbe der ersten Menschheit (German Edition)

Titel: Das Erbe der ersten Menschheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Seibel
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Anne an, als käme sie von einem anderen Stern.
    „Es geht mir nicht darum, was da drin steht. Ich will wissen, warum du das so schnell lesen kannst.“
    Darüber hatte Anne noch gar nicht nachgedacht. Es war ihr nicht aufgefallen. „Ich lese nur das Lantische. Das geht schneller. Mehr weiß ich auch nicht.“
    „Du liest das Lantische ? Ich fasse es nicht!“
    Er sah nachdenklich auf Annes Tablet und wischte einige Seiten durch das aktuelle Dokument. Dann sah er ihr in die Augen und tippte ihr auf die Stirn.
    „Ich möchte zu gerne wissen, was in deinem Kopf passiert. Normal ist das nicht.“
    Darauf hatte sie keine Antwort. Olaf ging zurück zum Haus.
    Anne sah Olaf kurz hinterher, blieb aber sitzen. Sie wollte die Dokumente erst durchgearbeitet haben, bevor sie sich mit irgendwelchen Fragen beschäftigte.
    Einhundertachtzig Seiten und zwanzig Minuten später folgte sie Olaf. Sie fand ihn in seinem Arbeitszimmer. Er saß an der Ausarbeitung für sein neues Seminar „Erfolgreiche Kommunikationstechniken in den Neuen Medien“.
    „Ich gehe noch ein bisschen in den Wald“, sagte sie.
    Olaf sah bedauernd auf seinen Bildschirm. „Ich habe leider ziemlich viel zu tun. Die ersten Vorlesungen gehen bald los.“
    „Kein Problem“, sagte Anne.
    So war es schon seit Wochen. Eine neue Vorlesungsreihe zu erarbeiten, brauchte viel Zeit, und die Woche in Lantika musste Olaf auch noch aufholen.
    „Entspann dich gut“, rief Olaf ihr hinterher.
     
    Eine Zeitlang marschierte Anne zügig auf den angelegten Wegen. Das half, äußerlich und innerlich Abstand zu gewinnen. Dann verließ sie den Weg und wanderte zwischen den Bäumen hindurch. Die Blätter der jungen Buchen streiften sie am Arm, die Luft roch rein und unverbraucht. Mit der Zeit standen die Bäume dichter, und das Gehen wurde mühsamer, aber das machte ihr nichts aus. Sie kam an eine Lichtung, die vollkommen mit Farn bewachsen war.
    Sie ließ einen Moment ihre Blicke schweifen. Irgendetwas an diesem Ort zog sie magisch an.
    Anne ging in das kleine Feld aus Farn hinein. Die Spitzen der Farnwedel streiften zuerst ihre Knie, dann ihre Hüften. Der Farn schien mit jedem Schritt höher zu werden. Bald musste sie sich ducken, weil er ihr bis zum Kopf reichte. Das Licht drang nur noch gedämpft durch das über ihr wuchernde Grün. Die Luft war heiß und schwül wie in den Tropen, aber Anne fand es nicht unangenehm. Es war einfach so.
    Der Boden gab bei jedem Schritt nach wie ein natürlicher Teppich, geflochten aus den abgefallenen Farnresten. Wo kein Farn wuchs, wucherten riesige Magnolien mit großen, beeindruckenden Blüten. Kein Geräusch eines fernen Autos oder Flugzeugs war zu hören, wie es sonst in der Umgebung von Hofheim üblich war. Nur die vielfältigen Klänge des Waldes. Anne nahm sie mit einer Intensität wahr, wie noch nie zuvor. Überall zirpte und raschelte es. Vor ihr huschte etwas Pelziges durch den Farn. Ehe Anne genau hinsehen konnte, sah sie nur noch einen etwa fünfzig Zentimeter langen, nackten Schwanz.
    Eine Ratte? So groß? Das kann nicht sein. Aber was dann?
    Eine leichte Brise wehte durch den Farn, der jetzt schon eher wie ein Wald wirkte. Anne spürte den Wind so, als ob sie keine Kleidung trug. Er streichelte ihre Haut. Die Brise setzte die Farnwedel in Bewegung, so dass Anne einen Streifen Himmel sah. Sie hätte nie für möglich gehalten, dass etwas so blau sein konnte. Dicht über dem Farn flog ein Vogel, größer als alle, die Anne kannte. Er war überaus bunt und stieß einen Schrei aus, der Anne eine Gänsehaut über den Rücken jagte.
    Der Schrei weckte Anne auf. Sie sah verwirrt um sich.
    Wo bin ich?
    Sie war weder nackt, noch war der Farn mehr als einen halben Meter hoch. Es gab keine fremden Tiere, und gelaufen war sie auch nicht. Sie lag mitten im Farn auf der kleinen Lichtung, und die Sonne schien ihr ins Gesicht. In der Ferne sah sie ein Flugzeug.
    Konnte man so intensiv und real träumen, wie sie es getan hatte? Eigentlich müsste sie sagen: „... wie sie es erlebt hatte“, denn sie glaubte jetzt noch, den Wind auf ihrer Haut zu spüren - aber das konnte nicht sein.
    Was hatte Olaf gesagt? „Ich möchte zu gerne wissen, was in deinem Kopf passiert. Normal ist das nicht.“
    Was passiert in meinem Kopf? Werde ich jetzt verrückt?
    Wer wusste denn schon, was die Strahlung aus dem Container angerichtet hatte? Außer der überwältigenden Hirnaktivität hatten die Ärzte keine Veränderungen festgestellt. Anfangs jedenfalls

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