Das Erbe der ersten Menschheit (German Edition)
sind Sie in meinem Team. Wozu sind Sie Humanbiologe, Dr. Bakshi? Das hier ist Ihr Fachgebiet, oder ist Ihr ganzes Können nur eine Show? Jetzt hören Sie auf zu diskutieren und tun etwas. Sonst stirbt Y wirklich.“
Bakshi starrte Hawker wütend an.
„Raus hier!“, sagte er barsch. „Alle.“
Lantika schien sich schneller auszubreiten als umgeschütteter Rotwein auf dem Esstisch. Neue Wohngebiete waren entstanden, Hotelkomplexe noch im Entstehen. Straßen führten in die Wüste und endeten im Nichts, aber man brauchte wenig Phantasie, um sich vorzustellen, dass rechts und links davon bald Baugruben ausgehoben wurden. Planierraupen arbeiteten an der Verlängerung der Landebahn für größere Maschinen. Scheich Al-Qummi hatte tatsächlich viel vor. Am interessantesten fand Anne die Gewächshäuser, die neben den Forschungseinrichtungen aufgebaut wurden.
Anne und Walter waren Punkt vier Uhr am Empfang von Laborblock A1 im Forschungskomplex. Professor Hawker kam mit fünf Minuten Verspätung. Er sah gehetzt aus.
„Herzlich willkommen in Lantika“, sagte er fahrig.
„Wir wollten uns vor Ort ein Bild von den neuesten Entwicklungen machen“, sagte Anne.
„Da ist nicht mehr zu sehen als im Internet.“
„Aber es ergibt einen anderen Eindruck. Wir möchten der Welt etwas zu erzählen haben, wenn wir zurückkehren.“
„Ich habe nicht viel Zeit für Repräsentationstermine.“ Hawker fuhr sich durch seine Haare. Er hatte offensichtlich keine Lust, seine Gäste herumzuführen, wusste aber auch, dass Anne und Walter einen Sonderstatus in der Öffentlichkeit besaßen, mit der er es sich nicht verscherzen wollte.
„Es gibt einige Probleme, um die ich mich kümmern muss“, versuchte er ein letztes Ausweichen.
„Dann kommen wir mit und sehen Ihnen dabei zu.“
Walter lächelte Anne zu. Er war sichtlich einverstanden mit ihrem Vorgehen.
„Die sind langweilig.“
„Gut. Dann zeigen Sie uns einfach das Interessanteste, das Sie zu bieten haben.“
Walter verstand die Doppeldeutigkeit in Annes Aussage und zwinkerte ihr unbemerkt zu.
Widerwillig setzte sich der Professor in Marsch. Es ging durch unzählige Labors, in denen überall hektische Aktivität herrschte. Anne hätte gerne mehr Zeit gehabt, denn live waren die Forschungen wesentlich spannender als über Internet. Aber deshalb waren sie nicht hier, und Professor Hawker blieb nirgends stehen. Er arbeitete sein Besuchsprogramm ab, so schnell es ging.
Anne spürte seine Unruhe und seinen Ärger, die mit jeder verstrichenen Minute wuchsen. So sollte es sein. Aber noch war es zu früh. Seine innere Anspannung musste so groß sein, dass seine Emotionen stärker waren als sein Verstand. Dann würde sein Widerstand nicht mehr sein als ein Strohfeuer.
Hawker sah zwischenzeitlich wieder auf sein Handy. Die Probleme im unteren Labor beschäftigten ihn anscheinend sehr. Das kam ihren Plänen zugute.
„Jetzt kommen wir zu unseren neuesten Entwicklungen“, sagte er und öffnete eine Tür aus einem Labor, die geradewegs in eins der Gewächshäuser führte, die Anne vorher schon aus der Ferne gesehen hatte.
Überall standen kleine Töpfe aufgereiht, alle sorgfältig beschriftet.
„Die Lantis haben uns Geninformationen und Anleitungen von Pflanzen aus ihrer Zeit überlassen, die wir jetzt nachzüchten wollen.“
„Dafür baut Scheich Al-Qummi die große Pipeline und die Entsalzungsanlagen, nehme ich an.“ Walter sah sich aufmerksam um.
Anne ging zu einer Wissenschaftlerin, die sich mit Pflanzen beschäftigte, bei denen man schon das erste Grün erkennen konnte. Die Beschriftung wies sie als Baumfarne aus.
„Das werden beeindruckende Bäume“, sagte sie zu der Frau. Aishe Yildim stand auf dem Namensschild.
„Ja, das habe ich auch gelesen.“
Anne lächelte. Sie wusste, wie sich erwachsene Baumfarne anfühlten und wie aufregend es war, auf sie zu klettern. Aber das musste sie jetzt nicht verraten.
„Pflegen Sie sie gut. Es lohnt sich.“
Professor Hawker wartete darauf, dass sie fertig waren. Seine Lippen waren zu dünnen Strichen geworden.
„Jetzt hätten wir gerne noch C1 gesehen“, sagte Anne. „Da wird doch an Container 4 gearbeitet.“
„Da gibt es kaum etwas zu sehen. Wir sind erst bei der Inventur.“
Anne lächelte. „Das macht nichts.“
Widerwillig machte er sich auf den Weg. „Ich kann nur noch zehn Minuten entbehren. Danach wird Ihnen meine Assistentin weiterhelfen.“
Die Inventur lag schon lange hinter den
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