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Das Erbe der ersten Menschheit (German Edition)

Das Erbe der ersten Menschheit (German Edition)

Titel: Das Erbe der ersten Menschheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Seibel
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ging ihr Flieger nach Lantika. Aber inzwischen hatte sie so viel Übung, dass sie wahrscheinlich auf den Trigger-Impuls durch den Farn verzichten konnte. Anne glaubte nicht mehr daran, dass es sich bei ihren Erlebnissen um Träume handelte. Sie konnte sie fast nach Belieben steuern und bei Bedarf wiederholen, es war eher so wie bei Erinnerungen.
    Anne schloss die Augen und blendete alle äußeren Reize aus. Sie stellte sich vor, sie würde in ihren Kopf reisen, an die Stelle, die ihr in der Nacht in den Sinn gekommen war.
    Die Szenerie war vollkommen anders als bei ihren anderen Gedankenreisen. Anne spürte etwas auf ihrer Haut, federleicht, aber es war trotzdem Kleidung. Und sie saß in einem Gefährt und fuhr.
    Anne war elektrisiert.
    Ich bin in einer Stadt. Wie interessant.
    Bisher war sie immer nur im Wald gewesen. Sie musste sich konzentrieren, um weiter entspannt zu bleiben und den Faden nicht zu verlieren.
    Das Gefährt musste ein Schweber sein. Es gab keinerlei Abrollgeräusche oder Erschütterungen, nur ein leises Brummen wie bei einer hohen elektrischen Spannung. Das Gefährt fuhr ohne Steuer, und sie saß allein darin.
    Der Schweber wurde langsamer. Am Straßenrand ging ein Paar, beide so grün, wie Anne das schon kannte. Neben ihnen hüpfte ein kleiner Saurier, ein Caudipteryx. Die Lantis mochten also auch Haustiere, und Hunde gab es damals ja noch nicht. Der Caudipteryx war hübsch anzusehen. Sein Gefieder war bunt und er war verspielt. Gerade verschwand er in einem Gebüsch. Nach einem Pfiff des grünen Mannes kam er kreischend wieder heraus.
    Der Schweber hielt an, die Seitenwand öffnete sich und eine Stimme sagte „Farn-Arrangeat 12“.
    Anne stieg aus und sah dem davongleitenden Wagen hinterher. Ich sollte auch mal wieder den Indi-Schweber nehmen, damit ich das Fahren nicht verlerne. Aber der Auto-Schweber war so bequem. Man musste nur in den nächsten Schweber steigen und das Ziel nennen. Die Software erkannte dadurch gleichzeitig den Sprecher und belastete dessen Konto mit dem Betrag. Eigentlich musste man nichts tun, außer dasitzen und die Fahrt genießen.
    „Farn-Arrangeat“ war eine gute Wohngegend und die „12“ stand immer für das beste Haus im Viertel. Anne sah nach oben. Das Haus war einem riesigen Baumfarn nachempfunden. Die Wand bestand aus einem Material, das wie Rinde wirkte. In zahllosen Nischen wuchsen Pflanzen, rankten an den Wänden entlang oder hingen einfach herunter, sodass das Haus fast wie ein Baum aussah.
    Der Aufzug trug sie in den obersten Stock.
    „Yra kommt nach Hause“, sagte die Frau in ein Mikrofon an einer Tür.
    Yra? , dachte Anne. So heißt du wohl. Ich komme dir näher.
    Anne wunderte sich nur am Rande, dass sie die Sprache verstand. Es fühlte sich so selbstverständlich an, als wäre sie damit aufgewachsen.
    Die Tür öffnete sich und gab den Blick frei in eine lichtdurchflutete Wohnung. Sie schien die ganze obere Etage einzunehmen. Die Besitzerin war nicht arm.
    Als erstes streifte Yra das Kleid ab. Sie schien wenig von Kleidung zu halten, oder die Lantis hatten insgesamt eine andere Einstellung dazu. In ihrer Zeit war das Klima viel wärmer gewesen als heute, eher tropisch.
    Yra nahm eine gelbe Frucht aus einer Schale und biss hinein. Es war ihre erste Mahlzeit am Tag, dabei war der Abend nahe. Trotzdem hatte sie keinen Hunger. Es war der Geschmack, den sie wollte, und der war unvergleichlich, einer Orange nicht unähnlich, bloß intensiver. Eine fruchtige Süße füllte zuerst den Mund aus und schien dann auf den ganzen Körper überzugehen.
    Kauend ging Yra auf die ausgedehnte Dachterrasse. Sie hob die Arme und drehte sich, damit die Sonne sie von allen Seiten bescheinen konnte. Sie fühlte, wie Energie in die Zellen ihres Körpers strömte. Es war einfach gut.
    Der Blick von der Dachterrasse war überwältigend. Zur einen Seite wuchsen überall Häuser in der Art von Baumfarnen. In der Mitte war ein großes Gebäude wie ein Vulkan, der Sitz des Hohen Rats. Ein Langstreckenschweber entfernte sich geräuschlos. Zur anderen Seite breiteten sich bewaldete Hügel aus. In der Ferne konnte sie eine Herde Brachiosaurier erkennen. Sie zogen weiter. Wahrscheinlich war auch der dabei, mit dem sie gespielt hatte.
    Yras Zellen waren aufgeladen. Sie fühlte sich tatendurstig und ging wieder in die Wohnung. Sie ging in eine Nische, deren Wände vollkommen verspiegelt waren, und begutachtete sich.
    Sie sah gut aus, fand Yra - und Anne stimmte ihr in Gedanken zu.

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