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Das Erbe der Gräfin: Historischer Roman (German Edition)

Das Erbe der Gräfin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Erbe der Gräfin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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alleinließ. Auf nackten Sohlen tappte sie zu der von einem Baldachin überschatteten Bettstatt, stellte den Krug – zusammen mit zwei Zinnbechern – auf dem Nachttisch ab und glitt zwischen die kühlen Laken.
    Als Wulf am gestrigen Tag endlich von einem stundenlangen Ausritt zurückgekommen war, hatte ihr Herz so sehr gehämmert, dass sie befürchtet hatte, eine Ohnmacht zu erleiden. Würde er sie – wie früher – von sich stoßen, um sich wieder in die Einsamkeit der Trauer zurückzuziehen?, hatte sie sich bange gefragt. Nachdem der Ritter seinen schaumbedeckten Rapphengst einem Stallburschen anvertraut hatte, war er jedoch ohne Umschweife zu ihr geeilt und hatte sich von ihr in die Arme schließen lassen. Und damit hatten sie einen unausgesprochenen Pakt geschlossen: Die Zukunft gehörte ihnen. Ganz gleich, welche Schatten aus der Vergangenheit in sie hineinragten, sie würden immer wieder zurück ins Licht finden.
    Ein Prickeln legte sich über ihre Oberarme, als sie die vertrauten Schritte ihres Gemahls vernahm. Und als sich kurz darauf die Tür öffnete und seine breite Gestalt im Rahmen erschien, schloss sie selig die Augen. Innerhalb kurzer Zeit vermischte sich sein männlicher Duft mit dem Aroma der Rosenblätter, und die Gänsehaut breitete sich über Adelheids gesamten Körper aus. Einladend lüftete sie die Decke, und kaum hatte auch er sich von seinen Kleidern befreit, schlüpfte er zu ihr und bedeckte ihr Gesicht mit leidenschaftlichen Küssen. Hart und drängend presste er seine Männlichkeit gegen ihre Schenkel, und während sie sich ohne Scham dem berauschenden Liebesspiel hingab, fragte sie sich, wie sie jemals auf ihn hatte verzichten können.

Kapitel 52

    Schwäbische Alb, zwischen Ulm und Altheim, 9. August 1368

    »So viel Durchtriebenheit hätte ich dem Luder gar nicht zugetraut!«
    Wider Willen beeindruckt, jagte Ortwin seine Stute denselben Weg zurück, den sie gekommen waren. Obgleich ihn der immer häufiger auftretende Schwindel benommen die Augen schließen ließ, preschte er in halsbrecherischem Tempo über das abgeerntete Feld, an das ein schmales, beinahe rechteckiges Stückchen Wiese anschloss. Zu beiden Seiten erhoben sich die Baumwipfel alter Linden, Buchen und Eichen, in deren Laubwerk der aus Süden auffrischende Wind spielte.
    Wenn er sich beeilte, konnte es nicht mehr lange dauern, bis er auf den einsamen Wanderer stieß, den unwissende Augen für einen Bauernjungen halten mussten. Während sein Blick von rechts nach links zuckte und nach Lebenszeichen suchte, fragte er sich, warum er das Mädchen nicht bereits auf dem Hinweg überholt hatte. Vermutlich hatte sie sich wie ein Hase versteckt, als sie das Hufgetrappel seiner Stute vernommen hatte. Ein hässliches Grinsen entstellte sein gerötetes Gesicht. Wenn er sie doch nur schon zwischen den Fingern hätte!
    Einen ganzen Tag hatte er damit verschwendet, jedes einzelne Fuhrwerk auf der Straße nach Ulm anzuhalten und die teils überraschten, teils erzürnten Lenker zu befragen. Hatte gefürchtet, dass er zu spät kommen und sie die Stadt bereits erreicht haben könnte, oder dass ihm der Kerl mit dem Kater im Wappen zuvorkam. Doch dann hatte er auf der Hügelkuppe, von der aus man bereits die Münsterbaustelle sehen konnte, einen Ochsenkarren eingeholt. Dessen Führer hatte ihm zornig von dem Bengel berichtet, der beinahe alle Getreidesäcke auf der Ladefläche des Karrens aufgeschlitzt hatte. Da ihn die Tirade ermüdete, war Ortwin bereits kurz davor gewesen, die beiden Bauern stehen zu lassen, als einer von ihnen etwas gesagt hatte, das seine Aufmerksamkeit erregte: »Seltsam ist nur, dass ich den Burschen noch nie auf dem Meierhof gesehen habe.« Als Ortwin weiterbohrte, erfuhr er schließlich, dass der blinde Passagier von zierlichem Wuchs und kein besonders schneller Läufer gewesen war.
    Folglich hatte er eins und eins zusammengezählt und vermutete nun, dass Brigitta – als Knabe verkleidet – schutzlos durch die Gegend streunte, wo er sie bald pflücken würde wie eine reife Beere. Ein Zittern durchlief seinen angespannten Körper, und wenngleich er annehmen wollte, dass es ein Zeichen der Lust war, belehrte ihn der in diesem Moment wieder einsetzende, dröhnende Kopfschmerz eines Besseren. Was war nur los mit ihm?, fragte er sich zum wiederholten Male ungehalten, bereute jedoch augenblicklich die heftige Bewegung, mit der er das Unwohlsein hatte vertreiben wollen. Statt Besserung brachte diese ihm lediglich einen

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