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Das Erbe der Gräfin: Historischer Roman (German Edition)

Das Erbe der Gräfin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Erbe der Gräfin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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eingeholt, und dieses Mal schickte er sie mit einem solch heftigen Hieb zu Boden, dass sie besinnungslos liegen blieb.
    Verwünschungen murmelnd blickte er einige Zeit auf sie hinab, bevor er sie kurzerhand über die Schulter warf und zu seinem Reittier zurückschleppte. Im Moment hätte er sowieso keine Freude an ihr gehabt, dachte er bitter. Dafür hatte sie gesorgt. Noch immer strahlte ein dumpfes Pochen von seiner Lendengegend aus, das – so wusste er aus Erfahrung – noch einige Zeit sein Begleiter sein würde, bevor es wieder abklang. Mit aufeinandergebissenen Zähnen hievte er seine Gefangene auf den Rücken des Pferdes, saß hinter ihr auf und ritt im vorsichtigen Schritt in Richtung Süden.
    Eine Zeit lang folgte er dem Waldrand, überquerte die Lone und starrte auf die verlockend vor ihm hin und her schaukelnde Rückseite des Mädchens. Später!, ermahnte er sich, doch als sie begann, sich zu rühren und unverständliche Laute von sich zu geben, fiel es ihm schwer, diesem Entschluss treu zu bleiben. Lediglich das Wissen, dass seine Männlichkeit noch eine Weile brauchen würde, um wieder voll einsatzbereit zu sein, hielt ihn davon ab, den lange ersehnten Bissen zu kosten.
    Mit einem grausamen Lächeln auf den Lippen brachte er die Stute zum Stehen, zerrte seine Gefangene zu Boden und stellte sie schwankend auf die Füße. Während Brigitta um ihr Gleichgewicht kämpfte, machte er einen Strick vom Sattel los, fesselte ihre Hände und band das Seil am Knauf fest. »Bitte lass mich gehen!«, schluchzte die junge Frau und versuchte, sich zu befreien.
    »Wer sich wie eine Wildkatze benimmt, wird auch so behandelt«, zischte er dicht an ihrem Ohr, schwang sich wieder auf den Rücken der Stute und trabte an. Als er nach kurzer Zeit einen Blick über die Schulter sandte, lachte er kalt auf, da die schnelle Gangart des Tieres seine Gefangene auf dem unwegsamen Untergrund stolpern und mehr als einmal straucheln ließ. Nach etwa zwei Meilen knickte sie mit einem Wimmern ein und ließ sich von Ortwin über Gras und Steine schleifen, bis dieser schließlich anhielt und wartete, dass sie sich wieder aufrappelte.
    In brütender Hitze schleppte er sie so mehrere Stunden lang hinter sich her, und wäre nicht irgendwann das Dorf Bernstadt vor ihm aufgetaucht, hätte er sie vermutlich in seiner Wut zu Tode gequält. So jedoch beschloss er, die Nacht in der neben der Kirche gelegenen Dorfschenke zu verbringen und sich endlich, endlich an der so lange entbehrten Frucht zu laben. Eine heitere Melodie auf den Lippen, überquerte er den Dorfgraben, ritt die staubige Straße entlang und saß am Dorfplatz in der Mitte des Fleckens ab. In Windeseile scharten sich Männer, Frauen und Kinder um ihn, die tuschelnd auf den erschöpften Gefangenen wiesen, der an Ort und Stelle niedersank.

    Als gingen ihn die Schaulustigen nichts an, schlenderte Ortwin in aller Seelenruhe auf Brigitta zu, zückte ein Messer und kniete sich neben ihr auf den Boden. Während er den Strick mit einer Hand straffte, durchtrennte er ihn mit der anderen, sodass die junge Frau zwar nicht mehr am Sattel hing, ihre Hände aber nach wie vor gebunden blieben. Wie beiläufig raunte er ihr dabei ins Ohr: »Ich würde an deiner Stelle meinen Mund halten. Ein falsches Wort …« Er ließ den Satz unbeendet und zog sie mühelos in die Höhe. Ohne die Dorfbewohner eines Blickes zu würdigen, stieß er sie auf den Eingang der Schenke zu, wo sie sich urplötzlich aufbäumte und nach hinten warf.
    »Helft mir!«, flehte sie heiser und sträubte sich mit aller Gewalt gegen den Steinmetz. »Er will mich entführen!«
    Kopfschüttelnd versetzte Ortwin: »Ich hatte dich gewarnt«, bevor er sich an die zusammengelaufenen Dörfler wandte, aus deren Mitte sich ein reich gekleideter Mann löste.
    »Was geht hier vor?«, donnerte dieser herrisch und starrte Ortwin fordernd an. »Ich bin der Meier dieses Ortes! Ich verlange zu wissen, wer Ihr seid und wer Euer Gefangener ist.« Misstrauen huschte über sein feistes, rotes Gesicht, und Ortwin entging keineswegs die unauffällige Geste, mit der er ein halbes Dutzend gut gebauter Kerle im Halbkreis Aufstellung nehmen ließ.
    »Es ist alles rechtens«, sagte er deshalb beschwichtigend, langte nach Brigittas Gugel und zog sie von ihrem Kopf. Ein Raunen lief durch die Reihen, als die Menge begriff, was sie sah. »Dieses Mädchen ist meine Braut«, fügte Ortwin hinzu und zog geheuchelt hilflos die Schultern hoch. »Sie ist aus dem Haus

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