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Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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und die Bewohner dieser Gegend vermutlich tatsächlich in erster Linie vom Fischfang lebten. An den Panzer der Riesenschildkröte waren Metallhaken angebracht worden, an denen Netze hingen. Das Tier hatte keine Möglichkeit, sich davon zu befreien, und die Orks aus der Gegend sparten sich wohl die Mühe, die Riesenschildkröte jedes Mal aufs Neue auszurüsten, wenn sie mit ihr auf Fang gingen.
    »W ir sollten uns die Reise bis zum Pass etwas leichter machen«, schlug Rhomroor vor. Er nahm die Axt vom Rücken und gab sie Whuon. »B ewahre meine Waffe für mich auf!«
    »E ine Waffe nennst du das? Das ist das Werkzeug eines Holzfällers«, meinte Whuon.
    »O der eines Schlachtergesellen«, warf Arvan ein.
    Rhomroor ging auf die Schildkröte zu, die ihren riesigen Kopf gesenkt hatte und ihn mit ihren großen Augen ungläubig anglotzte. Das echsenhafte Maul öffnete sich. Ein fauchender, sehr tiefer Laut drang aus dem Schlund, der sich vor Rhomroor öffnete. Mehrere Reihen von Zähnen waren deutlich zu sehen.
    Rhomroor ballte die Pranke zur Faust und schlug der Riesenschildkröte auf eine bestimmte Stelle vorn am Kopf. Ein stöhnender, gurgelnder Laut drang jetzt aus dem Schlund. Der Kopf sackte herab. Rhomroor verlor kein Zeit und kletterte am Panzer empor. Jene Orks, die diese Riesenschildkröte ganz offensichtlich für die Fischerei nutzten, hatten eiserne Bolzen in den Panzer hineingetrieben, die man als Tritte benutzen konnte.
    In einer Geschwindigkeit, die zumindest Arvan, Borro und Zalea einem Ork niemals zugetraut hätten, kletterte dieser auf den Rücken der Riesenschildkröte.
    »L os, worauf wartet ihr noch?«, rief der Ork von oben, nachdem er sich an der Vorderkante des Panzers hingesetzt hatte und die Beine herabbaumeln ließ. »W enn das Tier sich von meinem Schlag erholt hat, kann es sein, dass der Aufstieg nicht mehr ganz so einfach ist!«
    »L os!«, forderte Lirandil. »D iese Schildkröte wird uns eine Menge Zeit ersparen. Zumindest bis zum Gebirge kann sie uns bringen.«
    »H andeln wir uns damit nicht Ärger mit den Orks dieser Gegend ein, wenn wir uns gewissermaßen ihr Fischerboot ausborgen?«, meinte Borro.
    »G efischt wird sowieso in der Nacht«, belehrte ihn Lirandil. »U m diese Tageszeit sind die Orkclans bei ihren Schlammgruben– und die sind meilenweit von der Küste entfernt.«
    »H auptsache, wir werden das nicht noch bereuen«, wandte sich Borro an Arvan. Zalea war bereits auf den Panzer hinaufgeklettert, und die anderen folgten. Während Arvan seine Stiefel wieder anzog, beobachtete ihn Borro mit einem skeptischen Blick, enthielt sich aber ausnahmsweise jeglichen Kommentars.
    Dort, wo Rhomroor Platz genommen hatte, war eine Eisenstange durch den Panzer gebohrt worden. Sie war am oberen Ende gebogen und mit einem Griff ausgestattet, dessen Ausmaße für eine Orkpranke gerade passend waren. Diese Stange diente offenbar dazu, die Riesenschildkröte zu lenken, indem man mit ihr auf den Nacken des Tiers drückte.
    Die Riesenschildkröte fauchte, als Rhomroor den Stab betätigte. »D ie meisten Riesenschildkröten werden mit Zügeln gelenkt«, meinte Rhomroor. »A ber da sollte man immer zu mehreren sein und viel Übung haben. Einer allein schafft das kaum. Diese Lenkeisen sind wirkungsvoller.«
    Die Riesenschildkröte setzte sich in Bewegung. Erstaunlich schnell vollführte sie eine Wendung, und dann trieb Rhomroor sie mithilfe des Lenkeisens an.
    »I ch wusste gar nicht, dass Ihr Euch so gut auf das Treiben von Riesenschildkröten versteht, Rhomroor«, stellte Lirandil fest.
    Rhomroor stieß einen dröhnenden Laut aus, der entfernt an ein menschliches Gelächter erinnerte. »I hr vergesst, dass ich mal Herr aller drei Orkländer war! Und auch wenn ich bis heute der Einzige aus meinem Volk bin, der dieses Amt freiwillig aufgab und deswegen ein so langes Leben erreichte, wie kein anderer Ork zuvor, so war ich doch lange genug im Amt, um jeden Winkel der drei Reiche zu bereisen.«
    »E igenartig, ihn so reden zu hören«, raunte Borro an Arvan gewandt. »L irandil hat ja gesagt, dass er lange unter Menschen war– das scheint auf ihn abgefärbt zu haben. Also wenn ich die Augen zumachte und diese Hackfresse mit den Hauern nicht sähe und hörte, wie er sich zum Beispiel mit Whuon unterhält, dann wüsste ich nicht, wer von beiden jetzt Ork und wer…« Borro hörte zu sprechen auf, als er Whuons irritierten Blick auf sich gerichtet sah. »W ar ja auch nur so ein Gedanke«, fügte der

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