Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)
die Augen.
»W as ist mit Euch, Brogandas?«, fragte Arvan.
»A nscheinend hat mich deine Rettung doch noch etwas mehr Kraft gekostet, als ich ursprünglich erwartet hatte«, murmelte er. »D as sollte nicht zur Gewohnheit werden.«
»I ch werde in Zukunft versuchen, auf mich selbst aufzupassen!«
Brogandas lachte heiser auf. »I ch möchte nicht wissen, wem du das alles schon versprochen hast, Arvan!«
Halblinggerede
Neldo saß am Fenster und blickte ziemlich finster drein. Borro zupfte nervös an der Sehne seines Bogens, als würde es sich um ein Musikinstrument handeln, und Zalea ging unruhig auf und ab. Die drei Halblinge befanden sich in Zaleas Quartier, von dem aus man einen guten Überblick über die gesamte Burg und den Palast des Statthalters von Gaa hatte.
»J etzt sind wir ja unter uns und könnten eigentlich mal offen reden«, sagte Borro. »E s gibt nämlich so verschiedene Dinge, die mir gegen den Strich gehen– und ich glaube, das geht euch auch so.«
Neldo murmelte nur etwas Unverständliches vor sich hin. Seit er an der Schlacht auf der Anhöhe der drei Länder teilgenommen hatte, war er nicht mehr derselbe. Das war Borro und Zalea auch schon aufgefallen. Neldo war noch nachdenklicher geworden und sprach oft tagelang kaum ein Wort. Irgendetwas schien ihn zu bedrücken.
Allerdings wollte Borro darauf gar nicht in erster Linie hinaus. Ihm ging es um ein paar näherliegende Dinge, die ihm nicht gefielen. Und das, was sich erst vor wenigen Stunden im Quartier des Elbenprinzen Eandorn ereignet hatte, schlug nun dem Fass wirklich den Boden aus!
»A lso gut, dann fange ich mal an«, sagte Zalea. »M ir gefallen die Leute nicht, mit denen wir reisen, und selbst diejenigen, die ich zu kennen glaubte, werden mir fremd und rätselhaft.«
»D u meinst Lirandil?«, fragte Borro.
Zalea nickte und sah ihn überrascht an. So viel Einfühlungsvermögen hatte sie Borro eigentlich nicht zugetraut. »U nser Freund Arvan verschwindet in einem Magischen Schlund oder was immer das auch genau gewesen sein mag. Möglicherweise, weil dieser zwielichtige Dunkelalb ihn hineingestoßen hat, oder weswegen auch immer.«
»L irandil hat gesagt, das sei ein magischer Angriff gewesen«, erinnerte Borro sie an das rätselhafte Ereignis.
»J a und? Was tut er? Ist Arvan nicht wichtig? Gerade noch ist er der Held, der den siebenarmigen Zarton besiegt hat, und jetzt ist es diesem aalglatten Elbendiplomaten offenbar völlig gleichgültig, was mit seinem Gefährten geschehen ist! Arvan hat Lirandil das Leben gerettet, als er auf der Flucht vor den Orks in den Halblingwald floh!« Zalea ballte unwillkürlich die Hände zu Fäusten, und ihr ebenmäßiges Gesicht wurde von einer dunkelroten Zornesröte überzogen. Die spitzen Halblingohren, die aus ihrem langen, seidigen Haar herausstachen, legten sich dabei enger an den Kopf. Und zwischen den schräg gestellten Augenbrauen erschien eine kleine, aber markante Falte – ein weiteres, überdeutliches Zeichen dafür, wie wütend sie war. Wütend und sich gleichzeitig ihrer Ohnmacht bewusst. Denn was hätte sie tun können? War sie vielleicht eine Magierin, die über Kräfte verfügte, die in diesem Fall nötig gewesen wären, um eingreifen zu können? Im Gegensatz zu Elben, Dunkelalben, Thuvasiern oder den Angehörigen anderer Völker, die sich intensiv genug mit den Grundlagen der Magie beschäftigt hatten, um diese Kräfte anzuwenden, wusste sie so gut wie nichts davon. Die Halblinge waren ein praktisch veranlagtes Volk. Die Heilkunst der Halblinge war zwar weit entwickelt, aber als Tochter eines Heilers und einer Heilerin, die selbst die Ausbildung schon zu einem Teil durchlaufen hatte, wusste sie nur zu gut, dass diese Kunst kaum etwas mit Magie zu tun hatte. Und ansonsten beschränkte man sich bei den Halblingen weitgehend auf die Herstellung der magischen Essenz des Baumsaftes, ihre Anwendung und vor allem ihren Verkauf. Aber in diesem Augenblick hätte sich Zalea nichts so sehr gewünscht wie einen Bruchteil des magischen Wissens, das den Elben und Dunkelalben seit so langer Zeit geläufig war.
»W as hätte Lirandil denn tun sollen– nüchtern betrachtet?«, fragte Borro.
»E r ist ein Elb«, sagte Zalea.
»A ber kein ausgebildeter Magier oder Schamane!«
»T rotzdem! Nur weil es den Mächtigen von Athranor jetzt gerade einfällt, einen neuen Hochkönig auszurufen, lässt dieser elbische Narr alles stehen und liegen, kümmert sich nicht mehr um den, der für ihn sein
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