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Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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schweren Last, so schnell er konnte, auf einen der Nebenausgänge des Audienzsaals zu, während hinter ihm die dröhnenden Dämonenstimmen dafür sorgten, dass sich weitere Risse durch das massive Gestein zogen. Nein, hier wird kein Stein auf dem anderen bleiben!, dachte er.

Zwergensorgen
    In seinen Gemächern auf der Burg von Gaa versuchte Rhelmi von Thoma-Dun zum wiederholten Mal, Verbindung zum Hof des Zwergenkönigs zu bekommen. Er hatte den Kristall, der ihm bisher als Medium gedient hatte, in die Mitte der Tischplatte aus Marmor gelegt und versucht, die Kräfte des Kristalls mithilfe verschiedener Zaubersprüche zu bündeln. Aber bisher war keine seiner Bemühungen von Erfolg gekrönt worden, und Rhelmi war inzwischen von tiefer Sorge erfüllt. Was mochte da in seiner Heimat wohl vor sich gegangen sein? Er war nur mäßig gebildet, was die magischen Künste betraf, und so konnte der Botschafter König Grabaldins nach wie vor nicht restlos ausschließen, dass seine Schwierigkeiten, mit dem Hof in Verbindung zu treten, doch letztlich mit seinem Kristall zu tun hatten. Aber andererseits fiel es ihm schwer zu glauben, dass sich umgekehrt sein König nicht mehr dafür interessieren sollte, was sich auf dem athranorischen Festland abspielte. Schließlich ging es um nicht weniger als die Frage, ob sich das Zwergenvolk in den Krieg einmischen sollte, den der Schicksalsverderber Ghool vom Zaun gebrochen hatte.
    Marmor war ein Material, von dem bekannt war, dass es die störenden Einflüsse fremder Magie minimieren konnte, und so hatte es seinen Sinn, dass Botschafter Rhelmi den Kristall auf diese Tischplatte gelegt hatte. Eigentlich war dieser Tisch mit der schweren Steinplatte gar nicht Bestandteil der Einrichtung seiner Gemächer gewesen. Rhelmi hatte ihn in einem der Festsäle entdeckt, in denen allabendlich die Bankette abgehalten wurden. Und man war Rhelmis Wunsch nachgekommen, den Tisch hierherzubringen. Seltsamerweise hatte man ihn noch nicht einmal nach dem Grund befragt. Aber das konnte auch daran liegen, dass zurzeit recht viele gekrönte Häupter sich in Gaa versammelt hatten. Und deren Wünsche waren zum Teil wohl weitaus ausgefallener. Da fiel es für die Dienerschaft des Statthalters von Gaa wohl gar nicht mehr ins Gewicht, wenn der zwergische Gesandte den Wunsch äußerte, einen ganz bestimmten Tisch in seine Gemächer gebracht zu bekommen. Rhelmis Angebot, den außerordentlich schweren Tisch selbst zu tragen, war allerdings abgelehnt worden. Rhelmi hatte das angeboten, da er inzwischen um die körperliche Unzulänglichkeit der Menschenvölker beim Heben schwerer Lasten wusste und erkannt hatte, dass bei den meisten von ihnen weder die Muskulatur noch die Knochen wirklich gut geeignet waren. Allerdings war Rhelmis Angebot brüsk zurückgewiesen worden, und später hatten dann ein halbes Dutzend Diener den Tisch in Rhelmis Gemach gewuchtet. Offenbar hatte gerade kein Waldriese zur Verfügung gestanden, um diese Aufgabe zu übernehmen, und einem der groben Oger aus den Heerscharen König Orfons von Bagorien wollte man diese Aufgabe wohl nicht übertragen. Aus gutem Grund, denn der Tisch hatte gewiss einen nicht unbeträchtlichen Wert. Schon bei einem Blick aus dem Fenster seines Gemachs konnte Rhelmi verfolgen, wie grob die Oger in ihrem Heerlager mit dem Eigentum des bagorischen Königs umgingen.
    Seit einer geschlagenen Stunde starrte Rhelmi den Kristall nun schon unverwandt an und wartete darauf, dass das schwache Aufflackern der Magie, das er beobachtet hatte, sich vielleicht ein zweites Mal ereignen würde. Es war zumindest ein Zeichen der Hoffnung für den Botschafter. Hoffnung darauf, dass es ihm vielleicht doch bald gelingen sollte, mit seinem König in Verbindung zu treten. Und vielleicht, so mutmaßte er, war dieses schwache Flackern, das er bemerkt hatte, ja der Versuch, umgekehrt mit ihm in Verbindung zu treten.
    Von draußen drangen die Kampfschreie der Ogersoldaten aus Bagorien an sein Ohr. Sie schienen mehr oder minder den ganzen Tag mit irgendwelchen Übungskämpfen zu verbringen, die sie zumeist mit lautstarkem Geschrei begleiteten. Die menschlichen Soldaten der anderen Heere, die sich in und um Gaa versammelt hatten, betrachteten diese Übungskämpfe inzwischen als eine Art willkommenes Schauspiel, das geeignet war, ihnen die Wartezeit bis zur nächsten Schlacht zu vertreiben. Und so versammelten sich nicht selten große Zuschauermassen um die Zelte der Ogersöldner aus König Orfons

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