Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)
Schwarzer Rauch quoll dabei aus der sich schließenden Wunde hervor– und ebenso aus Nase, Mund und Ohren des Orks, der einen dröhnenden Schrei ausstieß.
»U ntote!«, stieß Brogandas hervor. »D ie Kraft von Ghools Finsternis erfüllt sie und erweckt sie zu neuem Leben! Bei allen Göttern– das wäre selbst in Albanoy ein Frevel!«
»I nteressant zu hören, dass es Dinge gibt, vor denen selbst Dunkelalben Skrupel haben«, meinte Lirandil.
»J edenfalls sollten wir um diese Untoten einen weiten Bogen machen«, meinte Brogandas.
»I ch fürchte mich vor niemandem«, erklärte Whuon.
»V or diesen Gegnern sollte man sich aber fürchten«, erwiderte Brogandas. »I hre Arme erlahmen nicht… Es muss Ghool ungeheuer viel Kraft kosten, all diese Krieger zeitweilig ins Leben zurückzuholen…«
Arvan horchte auf. Sosehr Brogandas die Tatsache auch erschreckt zu haben schien, dass Ghool offenbar nicht davor zurückschreckte, Tote zum Leben zu erwecken, so klang doch aus seinen letzten Worten beinahe schon so etwas wie Bewunderung für diese Skrupellosigkeit mit. Nein, es ist in erster Linie die Kraft, die Brogandas bewundert. Die Kraft Ghools, der offenbar zu Dingen fähig ist, vor denen selbst die Dunkelalben zurückschrecken! Arvan wechselte einen kurzen Blick mit Lirandil, und er war sich plötzlich sicher, dass der Elb dies ebenfalls bemerkt hatte.
Eine Weile sahen sie noch zu, wie immer mehr der Gefallenen sich zu neuem Leben erhoben. Auch einige Hornechsen waren darunter, aber die untoten Orks schienen keinen Wert darauf zu legen, sie als Reittiere zu benutzen. Ein gespenstischer Zug bildete sich und brach Richtung Westen auf.
»S ie wollen nach Gaa«, glaubte Arvan.
»M öglich«, sagte Lirandil. »A ber das ist nur eine Vermutung.«
»W enn Ghool die Macht hat, seine Gefallenen wiederauferstehen zu lassen, dann wird es sehr schwer werden, ihn zu besiegen«, stellte Whuon nüchtern fest.
»W ir sollten schleunigst von hier verschwinden«, fand Borro. »I ch schätze, wir werden wohl einen kleinen Bogen machen müssen, um in den Halblingwald zu gelangen, ohne einer dieser Kreaturen über den Weg zu laufen.«
Auf Lirandils Zeichen hin verließen sie schließlich ihr Versteck. Sie gingen ein Stück den Weg zurück, den sie gekommen waren, und entfernten sich von dem Heerzug der Untoten, der sich Richtung Westen in Bewegung gesetzt hatte. Bald hörten sie nur noch die dröhnenden Laute, die diese Kreaturen ausstießen, sobald sie abgeschlagene Gliedmaßen wieder anlegten, die daraufhin mit ihrem Körper verschmolzen. Arvan war bereits aufgefallen, dass wohl nicht alle dieser Gliedmaßen ursprünglich zu jenen Körpern gehört hatten, an welchen sie anschließend durch die dunkle Kraft anwuchsen.
»K annst du nicht die Pferde rufen, Arvan?«, fragte Borro. »I ch bin das Laufen auf den eigenen Füßen anscheinend schon gar nicht mehr gewöhnt.«
»D ann wird’s Zeit, dass du dir das wieder angewöhnst!«, meinte Neldo bissig.
»I ch werde es versuchen«, versprach Arvan. »A ber die Tiere hatten wirklich große Angst. Ich weiß im Moment noch nicht, wie weit sie davongelaufen sind.«
»W arte noch damit, Arvan!«, riet Lirandil. »S onst könnte es sein, dass du damit unsere Feinde auf uns aufmerksam machst.«
Mehrere Stunden wanderten sie durch hohes Gras und über sanfte Hügel. Manchmal hielten sie von einem der Hügelkämme aus Ausschau, um zu sehen, was sich bei dem gespenstischen Heerzug der Untoten tat. Einmal kletterte Neldo zu diesem Zweck sogar auf einen vereinzelten Baum.
Er sah nicht nur die Untoten, die Richtung Westen zogen, sondern im Osten Gruppen von Orks, die auf ihren Hornechsen in Richtung der Grasmark von Raal ritten. Außerdem konnte er Dutzende von Lagerfeuern ausmachen. »D as müssen Heerlager der Orks sein«, berichtete Neldo den anderen, als er wieder herabgestiegen war. »O ffenbar ist der Truppennachschub aus den Orkländern in vollem Gang.«
»J a, aber dennoch scheint Ghool zurzeit nicht genug Krieger in dieser Gegend zu haben«, stellte Lirandil fest. »A nsonsten hätte er es nicht nötig, Tote zu erwecken.«
»I hr haltet das wahrhaftig für ein Zeichen von Schwäche?«, wunderte sich Brogandas.
»I ch weiß es nicht«, bekannte Lirandil. »A ber die Gebiete, in denen Ghools Orks inzwischen zu finden sind, reichen vom Dornland und dem Elbenfluss bis nach Transsydien. Das ist ein ziemlich großes Gebiet, und vielleicht hat Ghool sich einfach übernommen.«
»J
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