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Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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bestehendes Gewand nicht verbarg, war er über und über mit Narben bedeckt. Narben, die Arvan unwillkürlich an Zeichen erinnerten. Vielleicht hatten sie irgendeine magische Bedeutung, ähnlich der Runen in den Gesichtern der Dunkelalben.
    Er trug außer dem wiederkehrenden Holz keinerlei Bewaffnung. Aber Arvan bemerkte auf den ersten Blick, dass es offenbar aus einem Ast des Runenbaums herausgeschlagen worden war. Die sich verändernden magischen Zeichen waren deutlich zu sehen. Und sie schienen ihre magischen Eigenschaften keineswegs verloren zu haben. Kein Wunder, dass dieses Holz so erstaunliche Eigenschaften hat, dachte Arvan. Aber ein Elbenstab wird schon etwas mehr vollbringen müssen, als nur durch die Luft zu fliegen und sicher in die Hand des Werfers zurückzukehren.
    Unter anderen Umständen hätte es ihn jetzt brennend interessiert, was dieser eigenartige Mann hier eigentlich zu suchen hatte. Schließlich hatte König Elbanador ja den Halblingen die Aufsicht über den Baum überantwortet– und nicht einem Stamm von Menschen, die offenbar nichts Besseres zu tun hatten, als sich mehr oder minder kunstvolle Narben beizubringen.
    Aber nach den erschütternden Nachrichten, die ihnen Grebu soeben berichtet hatte, war ihm das alles im Grunde mehr oder minder gleichgültig.
    Grebu sprach ein paar Worte zu dem Starken Narbenmann und benutzte dabei offenbar dessen Sprache. Qaláq setzte sich daraufhin zu ihnen. Er deutete auf sich und nannte seinen Namen. »Q aláq«, sagte er und wiederholte es noch zweimal.
    »D as wissen sie schon«, sagte Grebu. »U nd außerdem sind meine Gäste nicht in der Stimmung, sich mit dir zu unterhalten. Sie haben nämlich Tote zu beklagen.«
    »T ote?«, vergewisserte sich Qaláq.
    »J a.«
    »M achen weite Reise.«
    »E r stammt von den Dornlandstämmen«, erklärte Grebu. »D a sagt man ›eine weite Reise machen‹ für ›sterben‹.«
    »K ehren zurück«, fuhr Qaláq fort. »M achen lange Reise und kehren zurück. Qaláq glaubt das.«
    »D u wirst sie damit nicht trösten«, sagte der alte Grebu.
    »I hr meint wirklich, dass es keinerlei Hoffnung gibt?«, fragte Zalea mit Tränen in den Augen.
    »I ch würde euch gerne eine andere, erfreulichere Botschaft überbringen. Aber ich fürchte, es gibt für die Bewohner von Gomlos Baum keine Hoffnung mehr.«
    »K önnte es nicht sein, dass man sie verschleppt hat?«, fragte Borro. »I hr habt selbst gesagt, dass Ihr unsere Eltern nicht unter den Toten erkennen konntet. Es könnte doch sein.«
    »A usschließen kann ich nichts, Borro. Nicht, dass sie verschleppt wurden, nicht, dass ihnen doch auf wundersame Weise die Flucht geglückt ist oder dass zum Beispiel Zaleas Eltern als viel beschäftigte Heiler gar nicht auf Gomlos Baum waren, als das Furchtbare geschah. Aber ich fürchte, dass das alles letztlich nur Wunschträume sind. Wir sollten davon ausgehen, dass wir niemanden, der auf Gomlos Baum weilte und an jenem Tag zu Hause war, als der Orküberfall stattfand, jemals wiedersehen werden. Mögen die Waldgötter machen, dass ich mich irre, aber ich kann euch nur das sagen, was ich selbst gesehen habe.«
    Eine ganze Weile herrschte Schweigen.
    Arvan fühlte sich, als hätte man ihm plötzlich eine schwere Last um den Hals gehängt.
    Er fühlte, wie unbändige Wut in ihm aufstieg. Jene Wut, die er auch auf dem Schlachtfeld gefühlt hatte, als er wie ein tollkühner Berserker vorangestürmt war und den siebenarmigen Zarton erschlagen hatte. Umso wichtiger wird es sein, dass wir unsere Aufgabe zu Ende führen, erreichte ihn ein Gedanke von Lirandil. Daran solltest du immer denken! Das Grauen wird kein Ende nehmen, solange Ghool nicht besiegt werden konnte!
    Unterdessen hörte Arvan kaum zu, während Lirandil nach einer gewissen Pause das Gespräch mit Grebu wieder aufnahm. Er erklärte ihm in knappen Worten, mit welcher Absicht er und seine Gefährten hierhergekommen waren.
    Grebu wirkte zunächst etwas abwesend, merkte dann aber interessiert auf. »D as Erbe, das König Elbanador den Halblingen hinterlassen hat…«, murmelte er. »J a, das muss dieser Baum sein… Ich muss allerdings gestehen, dass ich ihm nie diese hohe Bedeutung beigemessen habe.«
    »I hr wusstet anscheinend schon länger vom Vorhandensein dieses Baums«, stellte Lirandil fest.
    »D as ist richtig. Ich stieß zum ersten Mal bereits während meiner Zeit, in der ich mich in Carabor als Schreiber verdingte, in uralten Bibliotheksbeständen auf Hinweise, die von

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