Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)
sogar, dass manche der ehrenwerten Handelsherren es zurzeit tunlichst vermieden, ihre Schiffe in den heimatlichen Hafen zurückkehren zu lassen. Sie wollten damit verhindern, dass diese gleich bei der Rückkehr vom Admiralsrat für den Krieg konfisziert wurden. Man brauchte Schiffe, um die Seeherrschaft Carabors aufrechtzuerhalten– und das lag natürlich auch im Interesse jedes einzelnen Handelshauses. Allerdings war es ihnen zumeist lieber, wenn dazu Schiffe verwendet wurden, die anderen gehörten.
Rhelmi von Thomra-Dun mochte Schiffsreisen nicht. Wenn das Leben an der Oberfläche, das er schon geraume Zeit führen musste, seitdem er als Gesandter des Zwergenreichs am beiderländischen Hof in Aladar gewesen war, schon eine Zumutung war, die er aus Liebe zum Zwergentum auf sich nahm, so war der Aufenthalt an Bord eines Schiffes geradezu unerträglich. Aber unglücklicherweise ließen sich manche Reiseziele auf andere Weise gar nicht oder nur schwer erreichen, weshalb er hin und wieder gezwungen war, sich an Bord eines ungeliebten Wasserfahrzeugs zu begeben. Er befand sich nun an Bord der Stern von Carabor, und in diesem Fall war er davon überzeugt, dass sein Opfer tatsächlich einen Sinn hatte.
»I hr seht ziemlich blass aus, Rhelmi!«, meldete sich hinter ihm die Stimme des amtierenden Hochadmirals von Carabor. Der über neunzigjährige Mann stand trotz des schaukelnden Seegangs erstaunlich sicher auf den Planken des Achterdecks. Er sorgte allerdings dafür, dass er sich notfalls stets irgendwo festhalten konnte. Aber anscheinend hielt er es für notwendig, dass der Hochadmiral sich ab und zu an Deck zeigte und damit für jeden erkennbar demonstrierte, dass er noch in der Lage war, nicht nur das Schiff, sondern auch die ganze Flotte Carabors zu führen.
»M ir ist ein wenig übel«, gab Rhelmi zu.
»I ch hoffe nur, dass König Candric es nicht als persönlichen Affront auffasst, dass Ihr nun mit mir nach Carabor reist, anstatt Euch ständig in seiner Nähe zur Verfügung zu halten.«
»D as Schicksal der Zwergenheit wird in Carabor entschieden«, sagte Rhelmi. »B eiderland hätte nicht genug Schiffe, um mein Volk von den Inseln zu holen, die ehedem nur die Spitzen der höchsten Gebirge des Zwergenreichs waren…«
»O b die Schiffe Carabors dazu ausreichen, wirklich Euer ganzes Volk von den Inseln im Zwergischen Meer zu bergen, muss sich erst noch erweisen«, schränkte Dolgan Jharad ein. »I ch will Euch keine Versprechungen machen, die ich am Ende nicht halten kann.«
»I hr habt bereits mehr für die Zwergenheit getan als alle anderen«, erklärte Rhelmi. »I nsbesondere von König Candric von Beiderland bin ich sehr enttäuscht. Es wäre ihm durchaus möglich gewesen, uns ebenfalls zu helfen. Und wenn es nur darum ginge, seine hervorragenden diplomatischen Verbindungen ins Siebenland zu nutzen, um vielleicht von dort genug Schiffe zu bekommen.«
»J a, ich kann Euch gut verstehen, Rhelmi«, erklärte Dolgan Jharad.
»I ch habe lange mit König Candric über die Probleme gesprochen, denen die Zwerge auf den Inseln entgegensehen. Wir sind darauf angewiesen, die Schätze der Erde zu bergen. Aber an der Oberfläche inmitten dieser kargen Felsen werden es meine zwergischen Brüder und Schwestern schwer haben zu überleben. Und wir können nicht damit rechnen, dass Ghools Feuerdämonen die Stollen unseres unterirdischen Reiches in absehbarer Zeit wieder freigeben. Nach einem Sieg über den Schicksalsverderber kann sich das natürlich sehr schnell ändern, aber wenn ich ganz ehrlich bin….« Rhelmi zögerte. Er schien zu überlegen, wie offen er dem Hochadmiral von Carabor gegenüber sprechen konnte. »I ch habe das Gefühl, dass König Candric XIII . von Beiderland mir deshalb nicht hilft, weil es ihm nicht behagt, eine so große Zahl von Zwergen innerhalb seiner Grenzen zu wissen.«
»W ie gesagt, ich werde tun, was ich kann«, versprach Dolgan Jharad. »A ber erwartet nicht zu viel.«
»I hr werdet keine besseren Kämpfer gegen die Orks bekommen als die Zwerge«, versprach Rhelmi. »N irgendwo dürfte der Hass auf Ghool stärker ausgeprägt sein. Er hat uns alles genommen, und jeder von uns weiß, dass es nur eine Möglichkeit gibt, unser Reich zurückzugewinnen.«
»D er Tod Ghools!«, schloss Dolgan Jharad.
»S ehr richtig.«
»J a, wir leben schon in interessanten Zeiten. Noch vor Kurzem schien es denkbar, dass König Grabaldin sich ganz aus dem Krieg heraushält oder sich vielleicht sogar auf
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