Das Erbe der Jedi-Ritter 01 - Die Abtrünnigen
›Jadeschwert‹ ist in der Umlaufbahn«, informierte Shok Tinoktin Nom Anor an diesem Abend. »Leia Organa Solo ist an Bord, zusammen mit ihrer Tochter und Mara Jade Skywalker.«
»Und einem Noghri«, fügte Nom Anor hinzu. »Leia Solo wird immer mindestens von einem Noghri begleitet.«
»Die Noghri sind würdige Gegner«, stimmte Tinoktin zu, »aber ich fürchte die anderen mehr. Das solltest du ebenfalls.«
Nom Anor drehte sich um und warf seinem Gegenüber einen erbosten Blick zu, um Shok Tinoktin daran zu erinnern, wer hier der Chef war und wer nur der Diener. Und Shok Tinoktin wich tatsächlich zurück und wurde bleich. Er hatte genug Zeit in Nom Anors Gegenwart verbracht, um diesen Blick ebenso wie den Tod zu fürchten, vielleicht sogar mehr.
»Sie sind Jedi«, stotterte er in dem Versuch, seine Warnung zu erläutern und selbstsicherer zu wirken, als er tatsächlich war. Zweifeln an Nom Anor Ausdruck zu verleihen, hatte sich für mehrere persönliche Berater als fataler Fehler erwiesen.
»Leia ist nicht wirklich ein Jedi, oder sie hat zumindest ihre Jedimacht nicht vollkommen entwickelt, nach allem, was man mir sagt.« Nom Anor grinste heimtückisch, und das erlaubte Shok, sich ein wenig zu entspannen. »Und ihre Tochter ist ebenfalls noch nicht vollkommen ausgebildet.«
»Aber Mara Jade ist angeblich eine der stärksten Jedi-Ritter«, meinte Shok Tinoktin.
»Mara Jade hat eigene Probleme, um die sie sich kümmern muß«, erinnerte ihn Nom Anor.
Shok Tinoktin fühlte sich dadurch nicht getröstet; tatsächlich verstärkte die Erinnerung an Maras Krankheit seine Befürchtungen bezüglich einer persönlichen Begegnung der Frau mit Nom Anor nur. »Sie sollte schon lange tot sein«, wagte er zu sagen.
Nom Anor lächelte abermals und kratzte sich am Kopf. Er trug seine Ooglith-Maske nun schon lange Zeit, und es juckte ihn buchstäblich, das Ding endlich loszuwerden. Aber er hatte selbstverständlich nicht genug Zeit, und wenn er ehrlich war, wollte er nicht einmal seinem treuen Handlanger Tinoktin sein wahres verstümmeltes Gesicht zeigen, mit seinem seltsamen Auge, einem Ausdruck von Nom Anors höchster Ergebenheit an dem Tag, als man ihm die Stellung des Exekutors der Yuuzhan Vong verlieh, des ersten Spähers für die Praetorite-Vong-Invasionsstreitkräfte.
Er hatte sich ein Auge mit dem angespitzten Ende eines brennenden Stockes ausgestochen. Selbstverständlich hatte er dieses Loch in seinem Gesicht mit einer weiteren wunderbaren organischen Innovation, einem Plaeryn Bol, einem Geschöpf, das einem normalen Yuuzhan-Vong-Augapfel sehr ähnlich sah, gefüllt, aber die Pupille dieses ›Auges‹ war tatsächlich das Maul des Geschöpfs, eines, das auf Befehl seines Wirts – also durch ein einfaches Zucken von Nom Anors Augenlid – giftigen Schleim zielgenau zehn Meter weit spucken konnte.
»Mara Jades Fähigkeit, sich den Sporen zu widersetzen, beeindruckt mich«, gab er zu.
»Alle anderen, an denen Sie sie ausprobiert haben, waren innerhalb von ein paar Wochen tot oder lagen im Sterben«, erwiderte Shok Tinoktin. »Die meisten innerhalb von nur ein paar Tagen.«
Nom Anor nickte. Seine Sporenformel hatte sich tatsächlich als unglaublich wirkungsvoll erwiesen; sie zerstörte die Molekularstruktur des Opfers und bewirkte innerhalb von kurzer Zeit einen schrecklichen Tod. Wenn er nur eine Möglichkeit entwickeln könnte, bei der die Sporen sich selbst vermehrten, aus eigener Kraft von einem Wesen zum anderen verbreiteten und auf diese Weise große Populationen infizierten!
Nom Anor seufzte und kratzte sich abermals am Kopf. Die Sporen – Coombe, Brollup, Tegnest und ein Dutzend anderer Arten waren nur ein Hobby, eines, das er für seine offiziellen Pflichten hatte nutzen können, bei dem Versuch, eine Methode zu finden, mit der er selbst Supergeschöpfe wie die Jedi-Ritter töten könnte. Solche Alchimistenarbeit würde sich, wenn sie erfolgreich war, günstig auf Nom Anors geplanten Aufstieg in den Rang eines Hochpräfekten auswirken. Aber was das anging, hatte er zumindest im Augenblick offenbar versagt, denn Mara Jade Skywalker war imstande gewesen, die Sporen zu besiegen oder sie zumindest in Schach zu halten.
»Haben Sie den Shlecho-Wassermolch?« fragte er.
Shok Tinoktin nickte, griff in die Tasche und holte eine kleine, braun-orangefarbene Eidechse heraus.
»Sorgen Sie dafür, daß er in die Nähe von Mara Jades Mund kommt«, erklärte Nom Anor, und Shok Tinoktin, der diese Anweisungen
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