Das Erbe der Jedi-Ritter 05 - Die letzte Chance
aufgehört hatte, und er wandte sich nun zu ihm um.
»Tut mir Leid, Talon, was hast du gesagt?«
Talon Karrde lächelte schwach. Doch anstatt seinen Faden wieder aufzunehmen, strich er die Enden seines dunklen Bartes glatt und beobachtete den Jedi-Meister mit unverhohlenem Interesse.
»Weißt du, Luke, ich habe mich oft gefragt, wie das Universum aus den Augen eines Jedi aussieht. Früher habe ich mir eingeredet, ihr würdet euch nicht so sehr von den H’kig-Priestern oder einem Ithorianer, der den Ruf vernommen hat, unterscheiden, nur dass ihr euch eben nicht auf H’kig oder die Natur bezieht, sondern auf die Macht. Doch diese Vergleiche haben der Wirklichkeit nicht standgehalten. Ihr seht die Dinge, die wir anderen nicht sehen –oder nicht sehen können –, und diese Dinge sind nicht einfach nur das Produkt einer speziellen Denkart, die die Jedi kultiviert haben. Ihr blickt vielmehr der Wirklichkeit ins Herz, und diese Fähigkeit durchdringt eure Handlungen.«
Karrdes blaue Augen funkelten. »Ich habe gesehen, wie du Entscheidungen getroffen hast, die ich zum damaligen Zeitpunkt nicht begreifen konnte, doch später stellte sich heraus, wie sehr du Recht hattest. Auch Mara habe ich dabei beobachtet. Und als jemand, der sich immer etwas darauf eingebildet hat, Informationen aus erster Hand zu beziehen, musste ich mich fragen, ob diese Entscheidungen einfach nur auf Kenntnissen beruhen, zu denen ich keinen Zugang habe, oder ob die Macht euch die Fähigkeit verleiht, die Realität in die eine oder die andere Richtung zu zerren – ganz so, wie es eure Visionen erfordern.
Letzteres trifft auf dich zu, das spüre ich, aber ich bin mir nicht sicher, ob es auch für Mara gilt.« Karrde lachte kurz auf. »Tut mir Leid, ich kannte dich noch nicht, als du von Tatooine kamst – und noch kein tiefer Denker warst. Ich will auch nicht behaupten, Mara sei keine tiefe Denkerin, aber die Macht scheint sie zu zwingen, eher aus Intuition denn aus Überlegung zu handeln.«
Mit einer förmlichen Bewegung strich Luke die Kapuze seiner Jedi-Robe zurück. »Mara und ich sind unterschiedlich und ergänzen einander – auf die gleiche Weise wie Anakin und Jacen. Die Macht hat verschiedene Aspekte, und nicht alle Jedi richteten ihre Aufmerksamkeit auf den gleichen. Meine Meister haben mich stets davor gewarnt, in die Zukunft zu schauen, ohne sie wirklich zu begreifen.«
»Konnte dein Vater in die Zukunft sehen?«, fragte Talon vorsichtig.
»Mein Vater war nicht der Seher, sondern die Linse.« Einen Augenblick lang wurde er nachdenklich, dann lächelte er rätselhaft. »Übrigens, wenn Mara gewusst hätte, dass du nach Yavin 4 kommst, hätte sie ihren Flug nach Coruscant verschoben.«
»Noch eine Untersuchung?«
»Im Gegenteil. Sie weigert sich, weitere Untersuchungen über sich ergehen zu lassen.«
»Demnach wurde sie tatsächlich geheilt – durch das magische Elixier, das Solo ihr gegeben hat?«
»Kein Elixier – Tränen. Und niemand benutzt das Wort geheilt, nicht einmal Mara. Ich habe sie gedrängt, mit der Einnahme des Gegenmittels zu warten, bis wir dessen Ungefährlichkeit festgestellt hätten, aber sie wollte nicht. Sie war bereit, das Risiko einzugehen.«
Talon nickte. »Ihre Intuition. Du hingegen bist nicht davon überzeugt?«
Luke blickte in den Dschungel. »Die Priesterin der Yuuzhan Vong, die behauptete, politisches Asyl zu suchen, war eine Waffe, die so viele Jedi wie möglich töten sollte. Das Wesen, das sie begleitete, diese Vergere, war keine Yuuzhan Vong, allerdings heißt das nicht, dass sie nicht ihren Interessen gedient hätte.«
»Das Elixier hätte auch ein Teil des Komplotts sein können«, meinte Talon. »Die Yuuzhan Vong wollten es vielleicht so aussehen lassen, dass Vergere auf unserer Seite steht, um die Zweifel über die Substanz, die sie Han gab, auszuräumen.«
Luke sagte nichts.
»Aber Mara geht es besser.«
»So gut wie seit fast einem Jahr nicht mehr«, räumte Luke ein.
»Wenn es so weitergeht und die Wirkung nicht nur eine vorübergehende bleibt…«
»Was immer Vergeres Tränen enthalten, sie können nicht repliziert werden. Die chemische Reaktion ist so unerklärbar wie alles, was wir bisher von den Yuuzhan Vong in die Hände bekommen haben. Wir können uns nur an die Hoffnung klammern, dass die Wirkung anhält.«
Karrde dachte darüber nach. »Ich würde bestimmt alles tun, um Mara zu helfen. Ich könnte Vergere suchen. Dann würde ich weitere Tränen aus ihr herauswringen,
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