Das Erbe der Jedi-Ritter 07 - Anakin und die Yuuzhan Vong
des Gelenks. Nen Yim versuchte, tief durchzuatmen und auf das gefasst zu sein, was ihr nun bevorstand.
Es ging schnell. Der Mund rotierte plötzlich um neunzig Grad. Der Arm folgte dieser Bewegung nicht mehr als ein Grad weit, dann löste sich die Hand mit einem feucht klingenden Geräusch. Nen Yim hob den Arm und starrte verblüfft auf den blutigen Stumpf dort, wo sich eben noch ihre Hand befunden hatte. Sie spürte kaum, dass der Bedienstete sie an den Schultern ergriff und zum Becken im Zentrum der Grotte führte.
»Ich schaffe es«, flüsterte sie und sank am Becken auf die Knie, während sich um sie herum alles drehte. Dunkle Dinge bewegten sich im Wasser, fünfbeinige Geschöpfe, die das Blut witterten und sofort näher kamen. Nen Yim tauchte den Stumpf ins Wasser.
Sie hatte geglaubt, dass ihr Körper nicht noch intensiveren Schmerz empfinden konnte als bisher. Das erwies sich jetzt als Irrtum. Die Pein betraf nicht allein den Arm, sondern bewirkte einen Krampf, der den ganzen Körper erfasste, ihn wie einen Bogen spannte und in dieser Haltung verharren ließ. Sie sah das Wesen nicht, das sich an ihrem Stumpf festgesaugt hatte, und sie wollte es auch gar nicht sehen. Weißes Licht explodierte in ihrem Kopf, und ihr schwanden die Sinne.
Als Nen Yim erwachte, vergoss sie Tränen der Scham. Durch ihren Schleier sah sie, wie sich die Meisterin näherte.
»Niemand hat es das erste Mal ertragen, ohne für kurze Zeit das Bewusstsein zu verlieren«, sagte sie. »Es liegt keine Schande darin, zumindest diesmal nicht. Wenn Sie jemals die Hand eines Meisters empfangen sollten, wird es anders sein. Aber dann sind Sie bereit.«
Hand. Nen Yim hob sie und richtete den Blick darauf.
Sie musste noch festwachsen − zähflüssige grüne Sekretion markierte die Linie zwischen der neuen Hand und dem Gelenk. Nen Yim sah vier schmale Finger und einen Daumen, die aus dem dünnen, aber flexiblen Schild des Handrückens ragten. Tausende von kleinen Sensorknöpfen bedeckten die Finger und die Innenfläche der Hand. Die beiden am weitesten vom Daumen entfernten Finger endeten in kleinen Zangen. Der Finger, der dem Daumen am nächsten war, verfügte über eine dünne, spitze und einziehbare Kralle.
Nen Yim versuchte, die Finger zu bewegen. Nichts geschah.
»Es dauert noch einige Tage, bis die neuen Nervenverbindungen vollständig sind, und anschließend braucht Ihr Gehirn noch eine Weile, um sich an die subtileren Modifizierungen zu gewöhnen«, sagte die Meisterin. »Freuen Sie sich, Nen Yim − jetzt sind Sie ein wahrer Adept. Sie werden mir dabei helfen, die feedai zu gestalten und nicht nur unserer Kaste Ruhm zu bringen, sondern auch unserer Domäne und allen Yuuzhan Vong.«
17
Anakin sank tiefer unter die Wurzeln eines Sumpfgräberbaums, bis ihm das Wasser an den Mund reichte, und spähte durchs dichte Gewächs zum fernen Himmel empor. Für einige Sekunden glaubte er, sich vielleicht geirrt zu haben; möglicherweise entsprang das Geräusch seiner überreizten Fantasie. Doch dann sah er einen Schatten, zu groß für einen einheimischen Vogel, der über den stinkenden, u-förmigen See hinwegstrich, in dem er sich zu verbergen versuchte.
Aus einem Reflex heraus tastete er nach dem nutzlosen Lichtschwert, ließ die Hand dann sinken.
Seit drei Tagen entging er den Gleitern der Yuuzhan Vong. Es half, dass er die Geräusche des Dschungels kannte. Die Warnrufe von Woolamandern in der Ferne oder plötzlich aufsteigende Drachenfalken wurden zu Anakins Verbündeten und wiesen ihn auf Schiffe der Yuuzhan Vong hin, die noch Kilometer entfernt waren. Doch als er sich der Akademie näherte, kamen die Suchgleiter mit größerer Regelmäßigkeit. Anakin glaubte nicht an zufällige Flüge. Er vermutete vielmehr, dass sie zu einer Suchspirale gehörten, die von dem Schiff ausging, das er mit seinem Lichtschwert zum Absturz gebracht hatte.
Nun, jetzt wusste er wenigstens, was geschah, wenn man in einen Dovin-Basal schnitt. Allem Anschein nach hatte seine Waffe die Stelle getroffen, die die Gravitation manipulierte. Die Struktur des Kristalls im Lichtschwert war geringfügig verändert worden, und die von ihm erzeugte Energie hatte ihn geschmolzen. Das war sowohl eine gute als auch eine schlechte Nachricht. Man hatte Fokussierkristalle auf Yavin Vier gefunden, in den alten Massassi-Tempeln, und man konnte sie in Lichtschwertern verwenden. Unglücklicherweise waren Massassi-Tempel seit einiger Zeit recht knapp.
Anakin seufzte und
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