Das Erbe der Jedi-Ritter 10 - Jainas Flucht
den Augenwinkeln wahrnimmt.
Daher schloss sie die Augen und ließ die Eindrücke auf sich einwirken. Das reiche Leben von Gallinore wogte wie eine stille Welle über sie hinweg. Die hellgrüne Musik des Waldes füllte ihre Sinne, und Antworten, die sie nicht ganz dechiffrieren konnte, mischten sich unter das Scharren der Insekten und den Gesang der Vögel.
Ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. Wenn die Antworten auf ihre Fragen dort draußen in der Wildnis zu suchen waren, kannte Jaina genau die Person, die sie vermutlich finden würde.
Der Pfad war ein schmaler Felssims, das an einer steilen Wand hing. Tenel Ka bewegte sich sicher voran und mit einer Anmut und Freude, die Jaina an einen fliehenden Vogel erinnerte. Tenel Ka hatte ihre Jedi-Robe gegen die kurze Kleidung aus Eidechsenhaut getauscht, die sie bevorzugte, und ihr rotgoldenes Haar hatte sie zu einem dicken Zopf geflochten. Ihre Arme schlenkerten beim Gehen leicht hin und her, und von hinten sah man überhaupt nicht, dass ihr ein Unterarm fehlte. Der Weg verbreiterte sich zu einem kleinen, flachen Absatz, von dem aus man ein dicht bewaldetes Tal und die Berge dahinter überblicken konnte. Die Dathomiri blieb stehen und wartete, bis die anderen Jedi aufgeschlossen hatten. Jaina stöhnte nach den letzten Schritten und setzte sich auf einen großen Felsen. »Großartige Aussicht«, sagte sie zu Tenel Ka. »Das habe ich wirklich gebraucht.« Ihre Freundin nickte. »Wie wir alle. Wir haben uns in letzter Zeit viel zu wenig bewegt. Es ist schwierig, das Konditionsniveau aufrechtzuerhalten, das wir uns als Studenten antrainiert haben.«
Lowbacca kam gerade rechtzeitig angekeucht, um diese Bemerkung zu hören, und jaulte einen unwirschen Widerspruch.
»Du kannst morgen Früh wieder an den Computer zurück«, erklärte Jaina ihm.
Tenel Kas suchender Blick blieb auf einem nahen Berg liegen, und ihre Augen leuchteten auf. Sie zeigte über das Tal hinweg zu einem Felshang. »Wenn ihr genau hinseht, bemerkt ihr die Höhlenöffnung. Seht ihr die bunten Lichtblitze?«
Jaina schirmte die Augen mit einer Hand ab und blinzelte. »Was ist das?«
»Wir nennen sie Feuerdrachen. Es sind sehr große Fluginsekten, die farbiges Licht aussenden, dazu Hitze und Energiefunken. Im Dunkeln sind ihre Muster ziemlich beeindruckend und sehr schön. Die Sonne geht bald unter. Bald werden sie ihre Verstecke verlassen.«
Lowbacca schaute zur untergehenden Sonne und knurrte.
»Ich verstehe nicht, wieso wir nicht bleiben können«, erwiderte Jaina. »Sicherlich ist der Weg steil, aber es ist der gleiche wie auf dem Hinweg.«
»Ich bin diesen Pfad schon oft gegangen. Man kann ihm leicht folgen, und der Anblick ist wirklich sehenswert«, sagte Tenel Ka. »Als ich ein Kind war, hat man versucht, die Feuerdrachen nach Hapes zu bringen, doch sie konnten sich auf anderen Welten nicht eingewöhnen.«
Ihr Lächeln nahm eine gewisse Schärfe an. »Meine Großmutter duldete keinen Widerstand, nicht einmal von der Natur selbst. Ich kann mich an Festbeleuchtungen erinnern, künstliche Schauspiele, die mithilfe von Geräten und Chemie versuchten, die Feuerdrachen nachzuahmen. Aber es war nicht dasselbe.«
»Wir bleiben«, sagte Jaina und sah den Wookiee an.
Lowbacca grunzte zustimmend, und die beiden anderen ließen sich ebenfalls nieder.
Die Nacht senkte sich rasch über die Berge, und die Feuerdrachen kamen aus ihren Höhlen. Bald hatte sich ein ganzer Schwarm versammelt, der elegant seine Kreise zog. Die vielfarbigen Lichter zogen Spuren durch die zunehmende Dunkelheit.
Die Jedi betrachteten fasziniert das Schauspiel. Tenel Ka strahlte eine wehmütige Zufriedenheit aus.
»Wir sollten uns auf den Rückweg machen, ehe es ganz dunkel ist«, sagte sie widerwillig und erhob sich.
Also stiegen sie den Pfad wieder hinunter und blickten von Zeit zu Zeit ins Tal, wo die Feuerdrachen ihren Flug fortsetzten. Die Insekten waren ausgeschwärmt, überall blinkten ihre Lichter.
»Sie jagen«, erklärte Tenel Ka. »Die kurzen Blitze sind offensichtlich ein Signal, mit dem die anderen gerufen werden.«
Jaina drehte sich um und beobachtete die Feuerdrachen. Dabei stolperte sie über einen lockeren Stein und wäre gestürzt, hätte Lowbacca sie nicht am Arm gepackt.
Er warnte sie mit einem scharfen Knurren.
»Ich habe hingeschaut«, gab sie zurück. »Aber nicht mit der Macht, also hast du wohl recht …«
Sie verstummte, als sie die Umgebung mit ihren Sinnen erkundete. Da kündigte sich
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