Das Erbe der Jedi-Ritter 10 - Jainas Flucht
zu lösen, und sprang in die Höhe. Kyp vollführte einen Salto die Treppe hinunter, drehte sich um und trat ihr mit dem Lichtschwert in erhobener Position entgegen. Die jüngere Jedi landete neben ihm auf dem Boden und schlug zweimal probeweise zu. Kyp parierte beide Hiebe. Die zwei Kämpfer zogen sich voneinander zurück und umkreisten sich, schätzten den anderen ein und wechselten Hiebe, die mit jedem Mal weniger zögerlich waren.
Jainas selbstsicheres Lächeln verblasste. »Ich werde nicht zulassen, dass du diesen nächsten Flug verhinderst.«
Sie wich einem hoch ausgeführten Angriff von Kyp aus und fing seine Klinge über ihrem Kopf ab. Mit einer raschen Drehung näherte sie sich Kyp, sodass sie Gesicht an Gesicht standen. Er löste sich von ihr und trat zurück. »Wer hat gesagt, ich wolle die Mission verhindern? Ich wollte sie selbst fliegen.«
Jaina blinzelte. »Tatsächlich?«
»Wenn die Mission so wichtig ist, erledige ich die Sache persönlich.«
»Vergiss es. Es gibt zu wenige Jedi, und sie sind zu wertvoll, als dass man das Leben eines von ihnen aufs Spiel setzen sollte.«
»Ich weiß«, stimmte er zu, »und genau deshalb wollte ich es machen.«
Sie trat zurück, blieb in Verteidigungsstellung und beäugte ihn wachsam.
»Sagen wir einfach, ich nehme meine Verantwortung ernst. Ich möchte nicht, dass meine Schülerin die gleichen Fehler macht wie ich.«
Jainas Lichtschwert fuhr nach vorn und zwang Kyp zu parieren. »Welche Schülerin? Du hast mich noch nicht besiegt.«
»Werde ich aber«, sagte er und grinste. »Und das wissen wir beide. Wir wissen außerdem beide, wie schwierig Erwartungen sein können. Du musst mit deinen berühmten Eltern leben, und das ist in gewisser Weise schwieriger, als mit einem monumentalen Scheitern zurechtzukommen.«
»Unsere Situationen kannst du nicht vergleichen.«
»Wir haben beide Brüder verloren.«
»Und vielleicht bekommt der Tod meiner Brüder einen Sinn, wenn ich die Yuuzhan Vong hart treffe.«
»Ich habe versucht, meinen Bruder zu rächen«, erinnerte Kyp sie, »und am Ende habe ich ihn getötet. Deine Mutter glaubt, Jacen sei noch am Leben. Was ist, wenn sie recht hat?« Jaina senkte das Lichtschwert, und ihr Gesicht zeigte betäubten Zorn. Der ältere Jedi verlagerte sein Gewicht auf die Fußballen und suchte seine Balance in Vorbereitung auf den folgenden Angriff.
Aber Jaina schaltete ihre Waffe ab. »Du willst die Mission erledigen? Bitte. Bloß solltest du sie lieber überleben. Wir sind hier noch nicht fertig. Noch lange nicht.« Sie stürmte aus der Andockbucht und ließ Kyp stehen. Er schaute ihr nachdenklich hinterher.
Jag Fei betrat die Andockbucht gerade rechtzeitig, um einen Teil des Kampfes und des Gesprächs mitzubekommen. Er verstand nun Tenel Kas Sorge um Jaina, und einem plötzlichen Impuls folgend lief er los und holte sie am Hintereingang ein.
Während er zum Halt kam, begriff er, dass er gar nicht wusste, was er sagen sollte. Jaina blickte ihn misstrauisch an.
»Ich wollte mich für Ihre Hilfe bedanken«, sagte er. »Wovon sprechen Sie?«
Inzwischen hatte er sich wieder gefangen. »Ich habe gehört, Sie hätten hapanische Piloten rekrutiert und sie wieder in den Himmel gebracht. Ich habe kaum genug Aufklärer, um diesen Bereich abzudecken. Jedes Paar Augen ist eine Hilfe. Und wenn die Zeit zum Kampf kommt, haben wir dann mehr Piloten, die vorbereitet sind.«
Das Eis um Jainas Herz herum schien ein wenig zu schmelzen. Aus irgendeinem Grund milderte Jags Bemerkung die Nachwirkung der Auseinandersetzung mit Kyp. »Wir alle tun, was wir können.«
»Sie und Ihre Familie haben bisher mehr als andere gegeben«, sagte er. »Verzeihen Sie, aber ich habe zufällig gehört, was Kyp Durron zu Ihnen gesagt hat. Ich weiß, wie schwierig diese Zeiten sein können. Auch ich habe zwei Geschwister im Krieg verloren.«
Jaina nahm eine drohende Haltung ein. »Und was wollen Sie mir damit sagen? Dass mein Verlust nicht schlimmer ist als der von anderen? Dass Anakin und Jacen nicht wichtiger sind als andere Verlust?«
Zu spät kam Jag zu der Erkenntnis, dass eine trauernde Person mit dieser Art von Wahrheit nichts anfangen konnte. »So habe ich das nicht gemeint.«
Ihr Zorn verrauchte rasch. »Vergessen Sie es.« Sie blies sich die Haare aus dem Gesicht, eine kleine Geste, die ausgesprochen müde wirkte. »Weswegen sind Sie also gekommen? Für gewöhnlich sind Sie nicht auf Small Talk aus.«
Und darin, stellte Jag fest, bestand das Dilemma.
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